Essen. Der muslimische Friedhof am Hallo in Essen: Trauernde ärgern sich über Hundedreck und demolierte Schilder. Wunsch nach mehr Sitzmöglichkeiten.
Das „Islamische Bestattungsfeld“ auf dem Friedhof Am Hallo in Essen-Stoppenberg zählt mit mehr als 1300 Gräbern zu den größten muslimischen Friedhöfen im Land: ein Ort des stillen Gedenkens, der Ruhe und des Friedens – aber manchmal auch ein Ort des Zanks. Muslimischen Trauernden gehe so einiges gegen den Strich, heißt es beim Ortstermin.
Die aus dem Libanon stammende Familie hat ihren Vater Ende Juli hoch oben auf dem Plateau beigesetzt. Immer wieder versammeln sich größere Gruppen am noch frischen Grab. Blumen in allen Farben zieren es, junge Feigen-, Zitronen- und Olivenbäume wirken wie ein Gruß aus der Levante. „Am meisten ärgern wir uns über freilaufende Hunde“, beklagt sich einer der Söhne. Seine Schwester holt ihr Handy hervor, auf dem sie Beweisfotos gespeichert hat: Hundehaufen direkt neben den Gräbern ein Stück weiter – mal als „Tretmine“ mitten auf dem plattierten Gehweg, mal im Rasengrün. Das eine Foto aufgenommen Sonntagnachmittag, das andere „Montag um 17.53 Uhr“.
Dauer-Ärgernis Hunde: Sie müssen auf Friedhöfen angeleint sein, laufen aber frei rum
Eigentlich müssen Hunde auf Essener Friedhöfen an der kurzen Leine geführt werden, doch viele Spaziergänger halten sich nicht an die Vorschriften der Friedhofssatzung. Ein Ärgernis, von dem anscheinend alle Friedhöfe in Essen betroffen sind. Viele Spaziergänger und Hundehalter sehen gerade in Großstadt-Friedhöfen Parklandschaften mit hohem Erholungswert. Besonders in den Abendstunden komme es immer wieder vor, dass Bello auf dem Hallo-Friedhof von der Leine gelassen werde und ausgiebig das weite Gelände erkunde, heißt es auf dem muslimischen Friedhof. „Dann rennen die Hunde nicht nur über den Rasen, sondern auch über die Gräber“, klagt ein Muslim.
Mit der Handykamera haben die Trauernden eine andere Szene festgehalten. Darin nutzt ein Hundefreund das Ausgussbecken einer Wasserstelle dazu, seinem Liebling das Fell zu waschen und dessen Durst zu stillen. Bilder, die auf Muslime verstörend und respektlos wirken.
Gleiches gelte für die Hinweisschilder mit der Aufschrift „Islamisches Bestattungsfeld“. Davon gibt es etliche auf dem muslimischen Friedhof, aber immer wieder würden sie mutwillig zerstört.
Der aktuelle Konflikt dreht sich um Klappstühle und Hocker
Eine Lösung bahnt sich im aktuellen Konflikt um zusätzlich geforderte Sitzmöglichkeiten an. Wenn Sitzbänke zu weit weg sind, werden gerne Klappstühle und Hocker mitgebracht, damit es insbesondere die Älteren und Kranken, die mitunter bis zu zwei Stunden am Grab verweilen, bequem haben. Doch Friedhofsmitarbeiter hatten neulich ein halbes Dutzend dieser provisorischen Sitzgelegenheiten „einkassiert“ – eine Maßnahme, die auf Unverständnis stieß.
Der für die 23 städtischen Friedhöfe zuständige Stadtbetrieb Grün & Gruga hat inzwischen auf die Beschwerde der Muslime reagiert. Grün & Gruga-Sprecherin Christina Waimann stellt klar: „Tatsächlich wurden Stühle von den Gräbern entfernt, nachdem sie zum wiederholten Male nicht ins Begleitgrün, sondern direkt auf Grabstellen gestellt wurden.“
Hans-Joachim Hüser, Abteilungsleiter Friedhöfe, räumt allerdings ein: „Die Stühle hätten nicht beschädigt werden dürfen.“
60 Sitzbänke gebe es auf dem gesamten Friedhof am Hallo, rechnet Hüser vor, davon allein 20 im muslimischen Teil. Einige davon seien mit Hilfe privater Spenden aufgestellt worden. Allerdings könne nicht jede angebotene Bankspende in die Tat umgesetzt werden. „Wir können nicht an jeder Grabstelle eine Bank aufstellen“, sagt Hüser. Er kündigt an, dass mit der Erweiterung des islamischen Gräberfeldes demnächst weitere Sitzbänke hinzukämen. „Ein Mitarbeiter will in den nächsten Tagen vorbeikommen und Maß nehmen“, sagt eine Muslimin.