Essen. Was tun, wenn neue ungeimpfte Bewohner ins Altenheim kommen? Droht womöglich eine riskante Impflücke? Impfarzt Dr. Stefan Steinmetz beruhigt.

Wochenlang waren die mobilen Impfteams in Essener Senioren- und Pflegeheimen unterwegs, um so viele Bewohner und Beschäftige wie möglich zu impfen. Das meiste ist geschafft. Doch was passiert mit Menschen, die neu eingezogen sind und keinen Termin im Impfzentrum bekommen können? Droht eine riskante Impflücke? Dr. Stefan Steinmetz, der die Impfungen in Essen im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vornimmt, bestätigt, dass es „Druck von den Heimen“ gebe, auch diese Personengruppe zu impfen. Zugleich versucht er die Heimleitungen zu beruhigen: „Von vereinzelten ungeimpften Bewohnern geht kein Gefährdungspotenzial für die Einrichtung aus.“

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Laut aktueller Statistik der Stadt Essen zur Coronasituation (18. Februar, 10.35 Uhr) sind seit Impfbeginn am 27. Dezember 2020 inzwischen 25.316 Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt worden. Fast die Hälfte dieser Impfungen entfällt auf die Alten- und Pflegeeinrichtungen. Wie Stadtsprecherin Silke Lenz mitteilt, sind mit Stand 17. Februar inzwischen „über 5900“ Bewohner und „knapp 5900“ Beschäftigte vollstationärer Einrichtungen geimpft worden.

Impfquote in Essener Altenheimen: 80 Prozent der Bewohner und 66 Prozent des Personals

Dr. Stefan Steinmetz, Ärztlicher Leiter des Impfzentrums Essen, sagt: „Eine hundertprozentige Impfquote werden wir nie erreichen, ein gewisses Restrisiko bleibt bestehen.“
Dr. Stefan Steinmetz, Ärztlicher Leiter des Impfzentrums Essen, sagt: „Eine hundertprozentige Impfquote werden wir nie erreichen, ein gewisses Restrisiko bleibt bestehen.“ © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Unterschiede gibt es im Seniorenbereich von Beginn an bei den Impfquoten von Bewohnern und Personal. Durchschnittlich „etwas über 80 Prozent“ der Bewohner sowie „etwa 66 Prozent“ bei den Belegschaften seien stadtweit geimpft worden. Impfarzt Dr. Stefan Steinmetz strebt höchstmögliche Impfquoten an, geht aber nüchtern mit Impflücken um. „Eine hundertprozentige Impfquote werden wir nie erreichen, ein gewisses Restrisiko bleibt bestehen.“ Impfverweigerer gebe es nicht nur bei den Beschäftigten, sondern auch bei den Patienten und Bewohnern.

In den sieben Pflegeeinrichtungen der stadteigenen Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen (GSE) habe kürzlich ein neuer Bewohner noch geimpft werden können, obwohl das Impfteam längst in seinem Haus gewesen war. „Wir haben die Person in eine andere GSE-Pflegeeinrichtung gefahren und sie dort mitimpfen lassen“, sagt GSE-Sprecherin Angela Köhler.

Warnung vor „Gefahr neuer Ausbrüche“ durch Impflücke

Der Diözesan-Caritas-Verband Münster hat vor einer Impflücke in Altenheimen gewarnt, die durch neue Bewohner entstehe, berichten die „Westfälischen Nachrichten“. Weil diese erst in einigen Wochen geimpft werden könnten, so ein Sprecher, „öffnet sich hier zunehmend eine Impflücke, die die Gefahr neuer Ausbrüche birgt.“Zu Plänen des NRW-Gesundheitsministeriums, mobile Teams auch in teilstationären Einrichtungen wie Tagespflegen, Demenz-WGs und Beatmungs-WGs einsetzen zu wollen, meint die Münsteraner Caritas laut Zeitungsbericht: „Die Einrichtungen brauchen zügig eine Perspektive, um planen zu können und Sicherheit zu haben.“

Aktuell gebe es kein Impfproblem durch neue Heimbewohner. Die meisten seien über 80 und hätten einen Termin im Impfzentrum. Inzwischen beobachtet die GSE auch eine zunehmende Impfbereitschaft beim Personal. „Zwei Drittel der Beschäftigten sind jetzt bei uns geimpft.“ Die Theresia-Albers-Stiftung betreibt unter dem Dach der Diözesan-Caritas eine Reihe von Altenheimen im Ruhrgebiet, darunter das Marienheim in Überruhr. „Ja, es gibt Impflücken, aber wir sehen das nicht so dramatisch“, sagt ein Sprecher.

Impfteam der Kassenärztlichen Vereinigung hat bislang 74 Seniorenheime aufgesucht

Impfarzt Steinmetz hat seit dem Impfstart 74 Altenheime in Essen impfen lassen. Zusätzlich zum ersten und zweiten Termin habe es vielfach noch einen dritten gegeben. „Beim Zweittermin haben wir diejenigen mitgeimpft, die beim ersten Termin etwa durch Krankheit verhindert waren, deshalb ist ein dritter Termin notwendig geworden.“ In der kommenden Woche werde das KV-Impfteam 20 Essener Pflegeheime ansteuern, um die restlichen Zweitimpfungen zu geben.

Wer das Impfteam im Altenheim verpasst habe und fürs Impfzentrum Essen noch zu jung sei, so der Impfarzt, der müsse sich spätestens so lange gedulden, bis auch die Hausärzte zu impfen begännen. Das sei ab Anfang April der Fall. Schon für März zeichne sich im Impfzentrum Essen eine spürbare Verbesserung ab, weil dann wohl genügend Impfstoff geliefert werde. Die Zahl der Impflinge, so Dr. Steinmetz, werde dann von jetzt täglich 800-900 auf 2000 steigen.

Im Impfzentrum Essen sind neben den über 80-Jährigen bislang auch 2100 Beschäftigte aus den ambulanten Pflegediensten und von Hilfsorganisationen wie DRK, Malteser, Johanniter und Arbeiter-Samariter-Bund geimpft worden.

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