Essen-Kupferdreh. Schwere Stürze, Beinahe-Unfälle, gefährlich glatter Bodenbelag: Nach dem Wintereinbruch häufen sich Klagen über Probleme am Kupferdreher Bahnhof.
„Schmierseife ist dagegen gar nichts“, so lautet ein Kommentar im Internet zur Situation am Kupferdreher Bahnhof nach den Wintertagen mit Schnee. Aber selbst bei Regen sei der Boden dort derart glatt, dass es immer wieder zu Stürzen komme, heißt es weiter. Diese Diskussionen sind nicht nur vor Ort und in den sozialen Medien entfacht, sondern auch bei der Politik angekommen. Dringenden Handlungsbedarf sehen alle.
Eine „Katastrophe“ nennen einige die Unfallgefahr am neuen Bahnhof in Kupferdreh, andere fordern zumindest Warnschilder oder gleich den Austausch des gesamten Pflasters: Denn das Problem sei nicht die Glätte durch Schnee, Eis oder Regen, sondern der Bodenbelag an sich, den sie für ungeeignet halten und die Folgen als extrem gefährlich beschreiben („der Bodenbelag wird glatt, sobald es nass ist“). So schildern manche, wie sie sich im letzten Augenblick haben fangen können, andere beschreiben ihre heftigen Stürze oder das, was sie beobachtet haben („eine ältere Dame ungebremst auf den Hinterkopf gestürzt“).
Die Beschwerden, die dazu bei den Kupferdreher Christdemokraten angekommen sind, nennen die Politiker heftig. „Denn die aktuellen Unmutsbekundungen aus der Bevölkerung sind besonders gravierend, dokumentieren sie doch offensichtlich einen neuen und gefährlichen Unfallschwerpunkt sowie einen möglichen Baumangel in Kupferdreh“, fasst Dirk Kalweit, CDU-Ratsherr und Vorsitzender der CDU Kupferdreh/Byfang, zusammen.
Die CDU habe sich bereits an die Ruhrbahn und die Stadt gewandt und das Problem zudem auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung Ruhrhalbinsel gesetzt. Es soll etwa geprüft werden, ob die Gefahrenstelle am Bahnhof Kupferdreh überarbeitet werden muss. Auch die SPD hat sich zu Wort gemeldet und angekündigt, die Missstände an die Verwaltung weiter reichen zu wollen.
Erst im Sommer 2019 ist der Busbahnhof in Kupferdrehs Mitte eröffnet worden. Knapp sechs Millionen Euro haben Stadt und Ruhrbahn investiert, zwei Millionen dieser Summe haben sie als öffentliche Fördermittel erhalten. Seitdem war der Bahnhof wiederholt Thema, da er schon bald nach seiner Eröffnung mehrfach großflächig beschmiert worden ist, Mülleimer und Bänke beschädigt worden sind.
„Seitdem nun der frostige und schneereiche Wintereinbruch Byfang, Dilldorf und Kupferdreh fast eine Woche im kalten Würgegriff hielt, wurde die offensichtlich mangelnde Wintertauglichkeit des neuen Busbahnhofes offenkundig“, kritisiert Dirk Kalweit. Die verlegten Bodenplatten seien bei Schnee, Kälte und Feuchtigkeit so rutschig, dass auch die CDU in den vergangenen Tagen immer wieder Meldungen von zahlreichen Beinahe-Unfällen sowie teils schweren Stürzen erhalten habe.
Zahlreiche Mails, Kommentare in den sozialen Medien sowie zig Anrufe bei den Bürgersprechstunden dokumentierten, dass der Bahnhof mit Blick auf Gefahren den Wintertest offensichtlich nicht bestanden habe. Der Ratsherr selbst habe sich inzwischen gleich nach der Bürgersprechstunde ein Bild von der Lage vor Ort gemacht und sogleich die Ruhrbahn kontaktiert. Es gehe nun zunächst darum, schnellstmöglich einen Ortstermin mit den Verantwortlichen zu vereinbaren. Antworten auf Nachfragen der Redaktion bei Stadt und Ruhrbahn stehen noch aus. Die Stadt teilt aber bereits mit, dass die Zuständigkeit für die Fläche bei der Ruhrbahn liege und die Fliesen den rechtlichen Vorgaben zur Verlegung im öffentlichen Raum entsprechen.
Glätte auch auf dem Weg zum Bahnhof Kupferdreh
Leser Dieter Eisenack berichtet von seinen Schwierigkeiten bei den winterlichen Verhältnissen den Weg vom Baldeneysee bis zum neuen Busbahnhof in Kupferdreh zu bewältigen. Dieser sei gefährlich, die Wege seien lediglich mäßig von Schnee und Eis befreit worden. Auch er hält den Belag selbst für diese Bedingungen als ungeeignet und gefährlich glatt. „Es wäre wünschenswert, jetzt wo der Busbetrieb wieder anläuft, die Wege komplett von Eis und Schnee zu räumen.“Von den Christdemokraten im Stadtteil gab es für die Situation rund um den Kupferdreher Bahnhof nun die „Gelbe-Zitrone des Monats für Missstände im Stadtteil“. Damit reagieren die Politiker seit 1999 regelmäßig auf Anregungen, Hinweise, Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge von Bürgern aus Byfang, Dilldorf und Kupferdreh. Ziel der Aktion sei es, zur schnellstmöglichen Beseitigung der Bürger-Ärgernisse beizutragen.
Die CDU kündigt derweil an, die gravierenden Probleme in die zuständigen politischen Fachgremien der Stadt einzubringen, um die Situation grundlegend und nachhaltig zu verbessern. „Die vielen Millionen Euro, die wir hier in eine moderne Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs investiert haben, dürfen nicht nur für einen sommerlichen ,Schön-Wetter-Bus-Bahnhof’ ausgegeben worden sein, der unter Optimalbedingungen funktioniert“, fasst Kalweit zusammen. Dabei gehe es nicht zuletzt um die Sicherheit der Bürger.
Marc Hubbert, stellvertretender CDU-Vorsitzender und Bezirksvertreter, hat sich seinerseits mit Bezirksbürgermeister Wilhelm Kohlmann in Verbindung gesetzt. Hubbert dringt darauf, Probleme wie Gefahren rasch zu beheben: „Wir fordern deshalb die zuständigen Stellen auf, der Bezirksvertretung schnellstmöglich eine Einschätzung und Bewertung der Situation mitzuteilen sowie Verbesserungsvorschläge zu präsentieren.“