Essen. Der neue zentrale Busbahnhof in Kupferdreh bietet Fahrgästen kurze Wege zwischen Bus und S-Bahn, eine Fahrradstation und bald auch Car-Sharing.
Kupferdreh hat einen neuen Busbahnhof. Die Pflasterer waren noch bei der Arbeit, als Oberbürgermeister Thomas Kufen den zentralen Halt am Dienstag am Kupferdreher S-Bahnhof eröffnete und dabei feierliche Worte wählte: „Heute ist ein guter Tag für den Nahverkehr in unserer Stadt.“
In Kupferdreh haben sie lange darauf warten müssen. Seit der alte Bahnübergang mit seinen rot-weißen Schranken verschwunden ist und die Deutsche Bahn ihren S-Bahnhof 2012 auf Stelzen aus Beton eine Etage höher gesetzt hat, sah es dort provisorisch, ja ungeräumt aus. Alles andere als einladend eben. Damit ist nun Schluss. „Chic, ja großstädtisch sieht der Busbahnhof aus“, befand Christian Sieg, Vorsitzender des örtlichen SPD-Ortsvereins, der damit nicht nur seinen Genossen aus der Seele gesprochen habe dürfte. Das mag man übertrieben finden, aber für den von Baustellen gebeutelten Stadtteil im Essener Südosten, war dieser 11. Juni ein besonderer.
Ein lichtdurchlässiges Kunststoffdach bietet am Busbahnhof Schutz vor schlechtem Wetter
Am Fuße der Betontreppe, die hinauf zum S-Bahnhof führt, findet sich nun also der neue zentrale Busstopp mit seinen fünf Halteplätzen. Für Fahrgäste, die hier in Bus oder S-Bahn umsteigen, verkürzt sich der Weg auf ein paar Schritte. Drei große elektronische Tafeln zeigen den Wartenden an, wann die S 9 und die Busse der Ruhrbahn abfahren.
Einige sorgenvolle Blicke galten lediglich dem lichtdurchlässigen Kunststoffdach, das leicht und wenig stabil wirkt. Ein größeres gleicher Bauart überdacht seit nunmehr zehn Jahren den Verkehrsplatz in Steele. Aus dem gleichen Material besteht die Allianz Arena in München. Nicht nur Fans des FC Bayern werden sich in Kupferdreh freuen, wenn sie bei Regen im Trockenen stehen.
5,8 Millionen Euro haben Stadt Essen und Ruhrbahn in den neuen Halt investiert, zwei Millionen davon an öffentlichen Fördermitteln. Nach dem Bau des zentralen Busbahnhofs am Essener Hauptbahnhof und dem Umbau des Verkehrsplatzes in Steele sei der Busbahnhof in Kupferdreh ein weiter wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsgerechten Verkehrsinfrastruktur, sagte Essens Bau- und Umweltdezernentin Simone Raskob. Denn Fahrgäste können dort nicht nur S-Bahn und Bus nutzen. Eine Mobilstation fürs Car-Sharing soll bald eröffnet werden, die Radstation ist in einen Neubau gezogen. Der bietet neben Service und Reparatur Platz für 180 Fahrräder und 16 Ladestationen für Elektroräder.
Die Bauarbeiten in Kupferdreh gehen bis 2020 weiter
Mehr soziale Kontrolle ist ein willkommener Nebeneffekt. Der unwirtliche Ort unter der aufgeständerten Autobahn A 44 wurde eigens beleuchtet. Störend wirkten allein die mit Graffiti besprühten Betonsäulen des S-Bahnhofes. Ob der Vandalismus tatsächlich zurückgeht, bleibt abzuwarten.
In Kupferdreh sind die Bauarbeiten damit noch lange nicht beendet. Der Bau des Busbahnhofs ist Bestandteil der Stadtteilsanierung. Die wild anmutenden Stellplätze unterhalb der A 44 werden neu sortiert zu einem Park&Ride-Parkplatz. Der Übergang zum Kupferdreher Marktplatz wird neu gestaltet. Und dann wäre da noch der Deilbach, der wieder durchgängig in einem offenen Bett fließen soll. Im Jahr 2022 soll es soweit sein.
Alles wird gut in Kupferdreh? Heribert Hüser und Heribert Mohr haben bei der Eröffnung des Busbahnhofs doch etwas vermisst: Leider gebe es keine öffentliche Toilette. Platz dafür wäre sehr wohl vorhanden, sagt dazu Rainer Wienke vom Amt für Straßen und Verkehr. Doch es mangele an einem Betreiber.