Essen. Nach dem Willen von Umweltinitiativen soll die Stadt Essen die Einfuhr von Mehrwegverpackungen fördern. Auch mit Hilfe einer Steuer.
Aktivisten der Initiative „Gemeinsam für Stadtwandel“ haben Umweltdezernentin Simone Raskob am Donnerstag ein Schreiben übergeben, mit dem sie die Forderungen der Deutschen Umwelthilfe (DEU) zur Vermeidung von Plastikmüll unterstützen.
Eine breiten Öffentlichkeit dürfte die Umwelthilfe durch die Klagewelle gegen zahlreiche Städte mit dem Ziel von Dieselfahrverboten bekannt sein. Auch die Stadt Essen musste sich mit dem am Bodensee ansässigen Verein auseinandersetzen und vor Gericht vergleichen. In zahlreichen Städten wirbt die Umwelthilfe zudem dafür, Einwegverpackungen durch Mehrwegsysteme zu ersetzen, so auch in Essen.
Nach Angaben der DEU ließen sich in Essen durch die Nutzung von Mehrwegsystemen beim Außer-Haus-Verkauf und auf öffentlichen Veranstaltungen pro Jahr 107 Millionen Einwegbecher, Essensboxen und Plastikgeschirr vermeiden.
Umweltinitiativen fragen: Ist Essen wirklich sauberer geworden?
Im Gespräch mit Essens Umweltdezernentin wies Christiane Gregor von „Gemeinsam für Stadtwandel“ darauf hin, dass die Kommune laut ihrer eigenen Abfallsatzung zur Müllvermeidung verpflichtet sei. Nach dem Eindruck der Initiative liegt der Fokus in Essen jedoch zu sehr auf der Bekämpfung illegaler Müllentsorgung. Die Kampagne der Stadt mit dem Titel „Essen bleib(t) sauber“ sei zwar gelungen, auch werde die Mängelmelder-App gut von den Bürger angenommen. Die Frage sei aber: „Ist Essen wirklich sauberer geworden?“
Die Mengen an Verpackungsmüll hätten, bedingt durch die Corona-Krise, stark zugenommen, bestätigte Simone Raskob, die das Schreiben in Vertretung des Oberbürgermeisters entgegennahm. Ein wichtiger Grund ist die Schließung von Restaurants und die Zunahme von To-Go-Angeboten. Die Umweltdezernentin erinnerte daran, dass die Stadt für öffentliche Veranstaltungen bereits einen Leitfaden zur Vermeidung von Plastikmüll entwickelt hat. Die Abfallsatzung werde zudem derzeit überarbeitet.
Die Stadt Essen soll sich ein Beispiel an Tübingen nehmen
Die Deutsche Umwelthilfe nennt neben Hamburg und München die Stadt Tübingen als beispielhaft. Sie fördert Gastronomiebetriebe, die von To-go-Verpackungen auf Mehrweg umstellen mit finanziellen Zuschüssen beim Kauf von Mehrweggeschirr und Spülmaschinen. Ab diesem Jahr führt Tübingen zudem eine Abgabe für To-go-Verpackungen ein.
„Gemeinsam für Stadtwandel“ fordert die Stadt Essen auf, den Umstieg auf Mehrwegsysteme ebenfalls zu fördern und das Verwenden von Einwegverpackungen durch eine „To-go-Steuer“ zu verteuern. Essens Umweltdezernentin äußerte sich dazu zurückhaltend: Die Stadt Essen setze auf Aufklärung.