Essen. Das Geschäft läuft für die Taxibetriebe in µEssen schon seit Wochen schlecht. Der harte Lockdown nun dürfte deren Lage noch verschärfen.
Das Taxigewerbe blickt mit großen Existenzsorgen auf die kommenden Wochen. „Den ersten Lockdown haben viele Unternehmen noch recht gut überstanden. Aber der zweite Lockdown ist für uns ein Riesenproblem, weil es die umsatzstärkste Zeit des Jahres trifft“, sagt Michael Rosmanek, Vorstandsvorsitzender von Essens größter Taxizentrale, Taxi Essen.
Dass die Gastronomie schon seit Anfang November geschlossen hat, spüren die Taxibetriebe bereits deutlich in der Kasse. Das Geschäft in den Abendstunden ist faktisch weggebrochen. In der Nachtschicht am Montag machte Rolf Prosch gerade mal 17 Euro Umsatz, 16,80 Euro für die Fahrt, 20 Cent Trinkgeld. „Dafür lohnt es sich eigentlich nicht, rauszufahren. Abends, 18 Uhr, kann man dichtmachen“, sagt der Taxiunternehmer von Taxi Süd.
Taxi Steele hält deshalb schon seit Wochen nur noch einen Notbetrieb bis 1 Uhr nachts am Laufen. Zwischen 1 und 5 Uhr morgens ist keine Taxe mehr draußen. „Die Verluste, die man da einfährt, wären einfach zu gravierend“, meint Chef Volker Lohmeier. Einen Mitarbeiter nachts in der Funkzentrale einzusetzen, sei wirtschaftlich nicht vertretbar.
Taxigewerbe erwartet, dass Unternehmen in Essen aufgeben müssen
Lohmeier weiß, dass viele Unternehmen ihre Taxifahrer für die Nachtstunden bereits entlassen oder auf Kurzarbeit gesetzt haben. „Wenn die Geschäfte so weiter laufen, werden einige Kollegen nächstes Jahr wohl ganz verschwinden“, prognostiziert nicht nur er. Welche Verwerfungen die Corona-Krise auf dem Essener Taximarkt hinterlässt, „wird man dann im nächsten Jahr sicher sehen“, meint auch Rosmanek von Taxi Essen.
Bislang lief bei vielen Taxibetrieben wenigstens noch das Tagesgeschäft mit Schülerfahrten, Kranken- und Rehafahrten einigermaßen stabil. Auch Ältere würden das Taxi für Einkaufsfahrten lieber nutzen, als den ÖPNV. Geholfen hat auch, dass die Stadt die Zahl der Taxikonzessionen verringert hat. So buhlen weniger Taxen um die Kundenfahrten.
Wenn wegen des zweiten Lockdowns aber jetzt auch noch der Einzelhandel zum großen Teil wieder dicht ist, Familienfeiern an Weihnachten wegfallen und genauso das Silvestergeschäft, könnte es für die Taxen schwierig werden. Lohmeier glaubt, dass er im Dezember bis zu 90 Prozent seines Vorjahresumsatzes verlieren dürfte.
Mancher Betrieb wird in dieser Lage wohl die Möglichkeit nutzen, eine bestimmte Zeit seine Konzessionen stillzulegen. Andere versuchen schon - aber offenbar vergeblich - ihre Konzessionen zu veräußern. Wer will in diesen Zeiten schon ins Taxigewerbe einsteigen?
Taxibetriebe fordern staatliche Unterstützung
Rolf Prosch fühlt sich in der jetzigen Situation von der Politik im Stich gelassen. Dass die Taxen zum Öffentlichen Personennahverkehr gehören, und somit einer Betriebspflicht unterliegen, darüber spreche momentan keiner. „Wir gehören genauso zur Daseinsfürsorge“, meint er.
Prosch wie auch Rosmanek und Lohmeier sind sich einig, dass das Taxigewerbe deshalb genauso staatliche Unterstützung brauche, wie andere Wirtschaftszweige. Lohmeier hat seinen Betrieb schon seit 30 Jahren. „Ich habe immer wieder schlechte Zeiten erlebt. Dass ich aber existenzielle Ängste haben musste, das kannte ich bis jetzt so nicht“, betont er. Bei Fixkosten von 4000 Euro im Monat und einem Umsatz von 2000 bis 3000 Euro könne man sich denken, dass man das nicht lange durchhalten kann.
Corona-Hilfen müssen teils zurückgezahlt werden
Momentan aber würde niemand über die Taxibranche sprechen, wenn es um Corona-Hilfen des Staates gehe. Die Betriebe haben dennoch die Hoffnung, dass sie wie andere auch, wenigstens ihre Fixkosten vom Staat bezahlt bekommen. „Wir wissen gar nicht, ob wir darunter fallen“, sagt Rosmanek. Und wenn doch, wann würden diese Hilfen dann fließen?