Essen. Vor der Kommunalwahl waren sich SPD und CDU offenbar einig, Simone Raskob nicht wiederzuwählen. Das es anders kam, verdankt sie den Grünen.
Radler, Klima-Mahner, Nahverkehrs-Nutzer – sie alle dürften in den kommenden Jahren von einer Einbindung der Grünen in die Stadt-„Regierung“ profitieren. Doch bevor die durch Corona auf Sparflamme köchelnde Politik noch so richtig Fahrt aufnehmen kann, darf sich vor allem die einzige Frau in der Spitze der Stadtverwaltung glücklich schätzen, dass nun eine schwarz-grüne Rats-Koalition am Drücker ist. Denn nur sie sichert am 24. Februar wohl die Wiederwahl von Umweltdezernentin Simone Raskob.
Das war, so wissen Eingeweihte, vor der Kommunalwahl zwischen SPD und CDU noch anders beabsichtigt. Raskob sollte nach zwei achtjährigen Amtsperioden ersetzt werden. Keine einfache Entscheidung, denn die fachlich versierte 59-Jährige, die zuletzt 2012 mit nur einer einzigen Gegenstimme – damals noch als Bau- und Umweltdezernentin – gewählt wurde, polarisiert: hat glühende Fans ebenso wie harsche Kritiker, rasselt immer wieder auch mit engen Mitarbeitern zusammen, gilt als politisch wenig umgänglich.
Für eine geheime Abstimmung müsste ein Fünftel des Rates votieren
Für die Grünen aber war Raskob, die in der Stadtspitze mittlerweile die Bereiche Umwelt, Verkehr und Sport verantwortet, gesetzt. Und der Versuch, auch christdemokratischen Kritikern die Möglichkeit zu geben, ihr die Gefolgschaft im Rahmen einer geheimen Rats-Abstimmung zu verweigern, der scheitert an den Wahl-Konditionen.
Denn um die Abstimmung nichtöffentlich zu organisieren, bedarf es nach Auskunft der Stadt eines Antrags von einem Fünftel der Ratsmitglieder, das wären 18 Personen. Zu viel für Raskobs Kritiker aus der FDP und die Skeptiker beim EBB, zumal die Linken Raskob wählen wollen. Die SPD berät am Montag, wird diese Provokation wohl eher nicht mittragen. Raskobs Wahl bis Mai 2029 darf also als wahrscheinlich gelten, die Blumen sind fast schon bestellt.