Essen. Ein Düsseldorfer Projektentwickler baut an der Graf-Beust-Allee im Essener Osten einen Bürocampus. Warum ihm Corona dabei in die Karten spielt.

Mitten in der Corona-Krise ein neues Büroprojekt anzukündigen, scheint auf den ersten Blick ein Wagnis. Doch Erik Sassenscheidt, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Projektentwicklers, ist überzeugt: „Corona spielt uns sogar in die Karten.“

Die Sassenscheidt-Gruppe plant an der Graf-Beust-Allee, nordöstlich der Innenstadt, einen neuen Bürocampus für rund 100 Millionen Euro. Die Bauanträge liegen bereits bei den Genehmigungsbehörden. Die Dimensionen lassen aufhorchen: 28.000 Quadratmeter Bürofläche soll die Immobilie nach der Fertigstellung bieten. Das ist deutlich mehr als beispielsweise das alte Rheinstahl-Hochhaus an der Kruppstraße aufweist. Damit könnten mehrere hundert Arbeitsplätze auf dem einstigen Zechen-Areal angesiedelt werden.

Bislang ist das Gebiet an der Herzogstraße ein reiner Gewerbepark. Unter anderem haben dort die Deutsche Post eine Paketzustellbasis, die Kliniken Essen-Mitte ihre Zentralküche oder die städtische GSE eine Werkstatt. Die Essener Wirtschaftsförderung sieht die Büro-Pläne mit Wohlwollen. Sie verspricht sich davon eine Aufwertung des Gebietes zu einem gemischt genutzten Quartier.

„Bürocampus Beust“ soll Antwort auf neue Arbeitswelten nach Corona liefern

Mit dem „Bürocampus Beust“ verfolgt Sassenscheidt ein besonderes Konzept. Das Gebäude soll eine „Haus in Haus“-Lösung werden mit einem grünen Innenbereich als Ort der Kommunikation. Herzstück sei die bestehende Kleineisenhalle, die noch aus Zechenzeiten erhalten ist. Sie soll saniert werden und den Mietern als Essensbereich sowie als gemeinsam nutzbarer Meeting- und kreativer Arbeitsbereich zur Verfügung stehen.

Das ehemalige Grundstück von Knauf Interfer mit der alten Kleineisenhalle, die noch aus Zechenzeiten stammt.
Das ehemalige Grundstück von Knauf Interfer mit der alten Kleineisenhalle, die noch aus Zechenzeiten stammt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Erik Sassenscheidt glaubt, mit dem Campus eine Antwort auf die sich verändernden Arbeitswelten nach Corona zu haben. Er ist überzeugt, dass Mieter künftig noch stärker flexible Flächen suchen; damit sie sich schnell erweitern und genauso wieder verkleinern können, wenn es notwendig ist.

Ein solch atmendes Bürosystem kündigt Sassenscheidt an. Er setzt dabei auf eine Mischung aus Großmietern und kleinen Unternehmen. Büroflächen soll es ab 400 Quadratmeter Größe geben. „Unser Konzept soll dem schnelllebigen Rhythmus Rechnung tragen“, betont er.

Für den Campus hatte die Sassenscheidt-Gruppe das ehemalige Grundstück von Knauf Interfer gekauft. Der Spezialist für die Aluminium- und Stahlbearbeitung und den Vertrieb hatte im Dezember vergangenen Jahres seine Zentrale nach Duisburg verlegt.

Der neue Bürocampus ist für die Düsseldorfer Sassenscheidt-Gruppe das erste Projekt in Essen. „Wir halten die Entwicklung im Ruhrgebiet für sehr spannend und sehen hier noch viele Potenziale“, meint Erik Sassenscheidt.

Baustart für den Bürocampus soll noch dieses Jahr sein

Ihm macht dabei keine Sorge, dass die Nachfrage auf dem Essener Büromarkt im vergangenen Jahr eingebrochen ist. „Es wird einen Nachholeffekt geben“, sagt Sassenscheidt. Er geht davon aus, dass nach der Pandemie moderne und flexible Flächen gefragter denn je sind, zum Beispiel weil Unternehmen eine Ausweitung von Homeoffice planen. „Viele ältere Büroeinheiten sind für die neuen Arbeitswelten gar nicht geeignet“, meint der Unternehmer.

Dennoch hat Corona auch seinen Zeitplan ausgebremst. Die aktive Vermarktung für die Büros ist geschoben worden. Bevor der Bau starten kann, will Sassenscheidt mindestens 40 Prozent im Campus vorvermietet haben. Er ist dennoch zuversichtlich, dass der Baubeginn noch in diesem Jahr ist. Die ersten Mieter sollen 2024 einziehen.