Essen. Andreas Büdeker besitzt einen Boxclub in Essen. Per Petition fordert er, Unternehmen, die sich an Regeln halten, sollen wieder öffnen dürfen.

Andreas Büdeker ist Fitnesstrainer, Unternehmer und neuerdings Aktivist: In einer Petition fordert er ein Ende des Lockdowns für alle Firmen, „denen nicht nachgewiesen werden kann und nicht nachgewiesen wurde, dass ein erhöhtes Infektionsrisiko bestand“.

Die Reaktion sei überwältigend, aus ganz Deutschland meldeten sich Friseure, Hotelbetreiber, Wirte und Kleinselbstständige bei dem Essener: „Die Leute stehen mit dem Rücken zur Wand, die wollen gehört werden.“

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„Auf Deutschland rollt eine Riesenpleitewelle zu“

Und Büdeker will ihnen Gehör verschaffen: Wenn er 50.000 oder sicherheitshalber doch 51.000 Unterschriften für seine „Petition zur Erhaltung von Unternehmen in Deutschland“ zusammen habe, wollte er persönlich nach Berlin fahren und sie dem Petitionsausschuss überreichen. „Man muss uns im Bundestag zuhören, es ist eine Minute vor zwölf. Auf Deutschland rollt eine Riesenpleitewelle zu.“

Büdeker spricht aus Erfahrung: Er betreibt in Essen-Bergerhausen den „Brooklyn Finest“-Club, in dem er Boxen, Fitnessboxen und Crosstraining anbietet. „Ich hatte einen zweiten Club in Neuss, der 2020 insolvent gegangen ist – wegen Corona.“ Er habe für den Infektionsschutz Geld in die Hand genommen, Hygienekonzepte entwickelt, sich an alle Auflagen gehalten und fühle sich nun durch den zweiten Lockdown bestraft. „Ich soll hier alles gegen die Wand fahren. Dabei hat sich bei uns noch keiner angesteckt, kein einziger.“ Obwohl ihm seine Kunden bislang die Treue hielten, könne er auf Dauer mit digitalen Angeboten allein nicht überleben.

In einem Video auf Facebook hat er sich Luft gemacht

Mitte Januar hat er sich mit einem Video auf Facebook Luft gemacht und seine Petition gestartet. Darin fordert er quasi eine Umkehr der Beweislast: Betriebe, denen man keine erhöhte Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus nachweisen könne, „müssen wieder geöffnet werden“, heißt es da. Einzige Vorbedingung: die „Einhaltung aller behördlich vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen“.

Bis zum 13. Februar werden Unterschriften gesammelt

Die „Petition zur Erhaltung von Unternehmen in Deutschland“ fordert die sofortige Öffnung von jetzt geschlossenen Unternehmen unter strenger Einhaltung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen.

Andreas Büdeker, Betreiber des Essener Boxclubs „Brooklyn Finest“, hat sie ins Leben gerufen. Einsendeschluss ist am 13. Februar 2021. Kontakt per E-Mail an:
Die Petition findet sich auf: https://www.brooklynfinest.de/

Es ist ein Wunsch, den offenbar viele Selbstständige teilen, die in der Pandemie einen oft einsamen Kampf ums wirtschaftliche Überleben führen. Viele von ihnen melden sich jetzt bei Andreas Büdeker per Post, Mail und Telefon. Tausende hätten bereits die Petition unterschrieben, viele andere erzählten von ihrer Wut, ihrer Angst. Er berichtet von Leuten, die ihre Altersvorsorge in ihr Unternehmen gesteckt oder Kredite aufgenommen haben, und von der Friseurin, die verzweifelt ist, weil sie nicht mehr weiß, wie sie noch die Miete zahlen soll.

Die Regierung sollte Hoffnung und Zuversicht vermitteln

„Ich erwarte von einer Regierung, dass sie der Bevölkerung Hoffnung, Zuversicht und Glauben vermittelt“, sagt der 57-Jährige. Doch davon spüre er nichts. Mit seiner Petition hat er nun offenbar anderen Mut gemacht und erhält wiederum selbst viel Zuspruch: Aus allen Branchen und von Privatleuten, sogar eine Vierjährige aus Bayern rief an, ob er ihre Kita wieder aufmachen könne. Auch Spenden gehen ein, die er sofort an andere weitergebe, um deren Not zu lindern. „Die Leute sagen: Wir haben nur gewartet, dass einer aufsteht.“

Tatsächlich kann Büdeker kaum verhindern, dass er auch Applaus von Corona-Verarmlosern und -Leugnern bekommt. Darum muss er sich auch Kritik gefallen lassen, wird als Spinner beschimpft oder in die Nähe von Verschwörungstheoretikern gerückt. Er betont aber, dass er für die Einhaltung aller Hygienemaßnahmen stehe – und keine politischen Ziele verfolge. Er spreche als Mensch, als Unternehmer, der die Politik dieser Tage als hartherzig erlebt.

Trotz Lockdown hat er gerade 16-Stunden-Tage

„Ich möchte nicht nachts mit Existenzangst einschlafen und morgens mit Existenzangst aufwachen. Ich habe Angestellte, die Familie haben. Die bangen um ihren Job.“ Sein Team stehe ihm zur Seite, vor allem eine Mitarbeiterin helfe ihm dieser Tage, die Vielzahl der Reaktionen zu sortieren, Anfragen zu beantworten.

Ein IT-Spezialist unterstützt ihn bei der Erfassung der Petitionsbögen, die er sauber nummeriert in Berlin abgeben will. Und so hat Andreas Büdeker gerade trotz Lockdown 16-Stunden-Tage.

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