Essen. Corona-Effekt: Die Sparguthaben sind bei den Banken im vergangenen Jahr deutlich gewachsen. Das setzt die Geldhäuser allerdings unter Druck.

Die Essener haben im vergangenen Jahr mehr Geld auf die hohe Kante gelegt. Das zeigt die Einlagenentwicklung gleich bei mehreren Essener Banken. Die Guthaben auf Konten und Sparbüchern stiegen bei den Instituten teils zweistellig.

"Wir gehen von einem Corona-Effekt aus", sagte der Vorstandsvorsitzende der Geno Bank, Heinz-Georg Anschott. Denn die Sparquote sei in der Breite gestiegen. Das heißt: Nicht wenige vermögende Kunden sondern die breite Masse der Kundschaft hat mehr Geld zur Seite gelegt.

Bei der genossenschaftlichen Geno Bank nahmen die Einlagen von Privat- wie auch Firmenkunden insgesamt um sieben Prozent zu und damit deutlich stärker als ursprünglich erwartet. Laut Anschott war man nur von einem Plus von drei Prozent ausgegangen.

National-Bank Essen mit einem zweistelligen Einlagen-Zuwachs

Offenbar hat im Privaten vor allem der Wegfall von Reisen, der Verzicht auf Restaurantbesuche und Einkaufsbummel dazu geführt, dass die Essener weniger Geld ausgegeben haben. Möglicherweise ist manch Essener in der Corona-Krise aber auch vorsichtiger beim Geldausgeben geworden. Der Sprecher der National-Bank, Gregor Stricker, erklärte: "Insgesamt hat die Pandemie sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden dazu geführt, dass sie ihr 'Pulver trocken halten'".

Die National-Bank vermeldete für 2020 einen vergleichsweise hohen Einlagenzuwachs. Die Guthaben auf den Konten ihrer Kunden nahmen um 15,8 Prozent und somit "signifikant" zu, wie die Bank in ihrem Jahresbericht schreibt.

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Die Sparkasse Essen arbeitet zwar noch an ihrem Jahresabschluss und nennt daher keine Zahlen. Sprecherin Nina Witt bestätigte aber, dass 2020 die Einlagen im hohen einstelligen Prozentbereich zugelegt haben und somit stärker als in den Jahren zuvor.

Einlagen-Plus belastet Banken

Eigentlich können sich Banken glücklich schätzen, wenn Kunden ihnen Geld anvertrauen. Doch die Entwicklung bei den Sparguthaben setzt sie gleichermaßen unter Druck. Legen sie dieses Geld bei der Europäischen Zentralbank an, dann müssen sie Minuszinsen von 0,5 Prozent zahlen. Jeder zusätzliche Euro also, der auf den Konten landet, bedeutet für die Geldhäuser zusätzliche Kosten.

Bundesweit sind große (z.B. Deutsche Bank, Commerzbank) aber auch viele kleinere Banken daher bereits dazu übergegangen, diese Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben. Sie erheben so genannte Verwahrentgelte - umgangssprachlich auch Strafzinsen genannt. Zuletzt machte im Ruhrgebiet die Velberter Sparkasse Schlagzeilen, die nun schon bei Guthaben ab 100.000 Euro solche Entgelte nimmt.

Lokale Essener Banken geben Negativzinsen an Kunden nur im Ausnahmefall weiter

In Essen halten sich die lokalen Institute damit zurück. "Wir wollen das Sparen fördern, deshalb passen Verwahrentgelte nicht zu uns", betonte Sparkassensprecherin Witt. Dennoch: Sehr vermögende Privatkunden müssen diese auch bei der Sparkasse zahlen. Das sei aber "ein minimaler Anteil" und sei jeweils eine individuelle Entscheidung, heißt es.

Die Geno Bank erhebt von ihren Privatkunden derzeit keinerlei Verwahrentgelte. "Wir schauen uns das generell erst bei Guthaben von über einer Million Euro an", sagte Vorstandschef Anschott. Im Moment nehme die Bank die Einlagenentwicklung zur Kenntnis, werde aber nicht aktiv. Auf der anderen Seite betonte Anschott, dass sein Institut den Markt genau im Blick behalte. "Wir wollen nicht zur Kapital-Sammelstelle werden", so der Vorstandschef. Auch der Vorstandsvorsitzende der National-Bank, Thomas A. Lange, erklärte, dass das Institut als "ultima ratio" hohe Einlagen zurückweist.

Wie bei der Sparkasse erhebt die National-Bank nur im Ausnahmefall Verwahrentgelte. "Das individuell ausgehandelte Entgelt ist jeweils abhängig von der Dauer und dem Umfang der einzelnen Geschäftsbeziehung sowie von der Höhe der Einlage", so Stricker. Feste Schwellenbeträge wie bei anderen Instituten gebe es bei der National-Bank nicht. Kleinsparer seien davon generell nicht betroffen. "Wir planen dies aus heutiger Sicht auch nicht."

Kreditgeschäft wächst nicht im gleichen Maße

Theoretisch müssten die Banken das eingesammelte Geld vermehrt für Kredite ausgeben und könnten somit die eigene Kosten-Belastung senken. Doch Kredite müssen mit Eigenkapital abgesichert werden und sind somit nicht unbegrenzt möglich. Geno-Bank-Chef Anschott betont gleichzeitig: "Wir würden gern noch mehr Kreditgeschäft machen, sind damit im vergangenen Jahr auch gewachsen. Doch der Markt gibt gar nicht so viel Geschäft her."

Die Banken sind daher bemüht, ihren Kunden möglichst andere Anlageformen anzubieten. Zumal diese auf ihre Guthaben momentan keine oder kaum Zinsen bekommen und sie somit real Geld verlieren. "Wir bieten den Kunden natürlich Alternativen an. Doch am Ende ist das auch eine Frage des Risikoprofils eines jeden", sagte Geno-Bank-Chef Anschott.

Auch die Sparkasse spürt, dass die Kunden ihr Geld lieber auf dem sicheren Bankkonto oder dem Sparbuch bunkern anstatt es in andere Anlagen wie zum Beispiel Aktien zu investieren. "Wir würden es begrüßen, wenn mehr Kunden unsere Anlageberatung nutzen würden", räumte die Sprecherin der Sparkasse ein.

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