Essen. Bei der Arbeiterwohlfahrt kehrt keine echte Ruhe ein: Nach dem Rauswurf eines Referatsleiters nimmt erneut ein Leitender den Hut - freiwillig.

Er ist das Gesicht der Arbeiterwohlfahrt im Essener Norden: Wer wissen will, wie es um Altenessen wirklich steht, wie die jungen Migranten ticken und wo bei den Alten die Stimmung kippt, was arm sein heißt im Norden und wo die Grenze verläuft zwischen zu viel Testosteron und zu wenig Respekt, der ist bei Sozialarbeiter Thomas Rüth an der richtigen Adresse. Um so mehr lässt jene Nachricht aufhorchen, die bislang nur über die Awo-Flure geistert: Rüth geht zur Konkurrenz.

War der medial präsente Thomas Rüth den Awo-Oberen zu selbstbewusst?

Ein neuer Job bei der Caritas, und das nach geschätzt über drei Jahrzehnten Awo: Da würde man gerne ein paar Gründe erfahren: Passte der Awo-Führung vielleicht seine beachtliche mediale Präsenz nicht, war der Zwei-Meter-Mann und frühere Leistungssportler generell zu selbstbewusst? Rüth schweigt auf Nachfrage beharrlich. So bleibt nicht mehr als die Mutmaßung, dass das heftige Rumoren in den Reihen der hiesigen Arbeiterwohlfahrt noch nicht aufgehört hat. Nur dass der Abgang Rüths als leitendem Mitarbeiter des Wohlfahrtsverbandes freiwillig erfolgt.

Anders verlief der aufsehenerregende Rauswurf eines Referatsleiters vor dreieinhalb Monaten: Diesem waren vermeintliche Indiskretionen über eine womöglich missliche Finanzlage der Awo Essen zur Last gelegt worden. In einer filmreifen Szene wurde der Mann an seinem Büro „abgefangen“ und vom Personalchef an protestierenden Kollegen vorbei bis zum Aufzug und in die Tiefgarage begleitet. Vor dem Arbeitsgericht einigte man sich dann auf eine einvernehmliche Trennung, verbunden mit einer stattlichen Abfindung.