Essen. Weil es an Impfstoff mangelt, öffnet das Corona-Impfzentrum in Messehalle 4 ab Februar zunächst nur nachmittags - für 3000 Patienten pro Woche.

Wenn das hier eine "Impfstraße" ist, dann halten wir mal fest: Viel Verkehr herrscht ja nicht gerade. Das mag an diesem Montagmorgen eher an der Journaille liegen, die das Robert-Koch-Haus an der Virchowstraße belagert, um über den Corona-Impfstart im Uniklinikum zu berichten. Doch wenn in zwei Wochen wenige hundert Meter entfernt Essens großes Impfzentrum öffnet, dürfte sich auch dort die Staugefahr in Grenzen halten: Rund 430 Impflinge sollen dann an jedem Februar-Tag durchgeschleust werden - für mehr reicht der Impfstoff nicht.

Sparmodus also in Messehalle 4: Statt zwölf werden nur sechs "Impfstraßen" geöffnet sein, die Termine gibt es zwar an allen sieben Tagen der Woche, aber nur nachmittags und am frühen Abend, zwischen 14 und 20 Uhr. Denn gearbeitet wird erst einmal nur im Ein-Schicht-Betrieb.

Über 80-Jährige und Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste kommen im Februar dran

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann mag darüber nicht weiter lamentieren, weil ja auch er für sich "keine Chance" sieht, die Zuteilung des Impfstoffs auszuweiten oder zu beschleunigen: Bis Ende Februar kämen jede Woche 160.000 Impfdosen ins Land, und weil es ja zwei Piekser geben muss, wird nur die Hälfte davon verteilt: 80.000 also, das ist die Hausmarke, sagt Laumann, und ab 1. März würde das "sicher nicht weniger".

Ob allerdings wesentlich mehr, lässt der Minister offen, denn die Nachrichtenlage ändert sich nahezu täglich. Bei der Stadt hat man jetzt immerhin schriftlich, dass von den wöchentlich 80.000 NRW-Impfdosen ab 1. Februar jeweils 3023 an Essener Impflinge gehen: 2435 davon sind für die Über-80-Jährigen reserviert, die ab kommender Woche Termine vereinbaren können. Die übrigen 588 gehen an Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste.

Bis Anfang März könnten knapp fünf Prozent der Essener Bevölkerung geimpft sein

Sollte sich an diesen Zahlen nichts Nennenswertes mehr ändern, könnten bis Anfang März knapp fünf Prozent der Essener Bevölkerung geimpft sein: die gut 12.000 Impflinge, die ihre Dosis im Februar im Impfzentrum erhalten, die 9333, die bis Montagmittag geimpft waren, die 1000 Mitarbeiter der Essener Universitätsmedizin, die von der am Montag gestarteten Aktion profitieren, und die Impflinge in den Heimen, die noch in den nächsten beiden Wochen die Ärmel hochkrempeln.

Bislang sind nach Auskunft von Stadt-Sprecherin Silke Lenz Bewohner von 61 Einrichtungen gegen Covid-19 geimpft. Bis zum 17. Februar, so der Plan, "werden alle auch ihre zweite Impfdosis erhalten haben".

Alten Leute zum Impftermin zu verhelfen - für den Minister eine "gesellschaftliche Aufgabe"

Dass es nicht ganz so einfach sein dürfte, die Über-80-Jährigen ins Impfzentrum auf dem Rüttenscheider Messe-Gelände zu lotsen, räumte am Montag auch der NRW-Gesundheitsminister ein. Zwar bekommen besonders Pflegebedürftige und Blinde von den Krankenkassen die Taxifahrt erstattet, die anderen aber sind auf sich gestellt.

In Essen erfreuen sich immerhin gut 41.000 Menschen eines Alters von 80 Jahren und darüber. Ihnen den Weg ins Impfzentrum zu bahnen, das sei am Ende auch "eine gesellschaftliche Aufgabe", findet der Minister: "Jeder Bürger, dem es gut geht, sollte sich Gedanken machen, wie alte Menschen ins Impfzentrum kommen" - und im Bedarfsfall seine Hilfe anbieten: "Wir können nicht alles über den Staat organisieren."

>>> Moderna statt BioNTech für Unikliniken

Anders als die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen erhalten die Mitarbeiter der Universitätsmedizin in diesen Tagen den Corona-Impfstoff des Biotechnologieunternehmens Moderna. "Nicht weil der besser ist als der von BioNTech", beeilte sich NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zu betonen, sondern um ein Durcheinander der verschiedenen Vakzine zu vermeiden, wenn es an die erforderliche zweite Spritze geht.