Essen. Nach der Schließung zweier Krankenhäuser im Essener Norden waren die Sorgen groß. Doch abgewiesene Patienten gab es nicht, sagt das Ministerium.

Hoffnunglos überlastete Krankenhäuser, abgewiesene Patienten und Betten auf dem Flur - mit solchen oder ähnlichen Folgen hatten Kritiker gerechnet, nachdem Klinik-Betreiber Contilia im vergangenen Jahr erst das Marienhospital in Altenessen und drei Monate später auch das St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg schloss. Doch im Gesundheitsministerium zuckt man dieser Tage mit den Achseln: von Kapazitäts-Engpässen keine Spur.

So jedenfalls lautet unterm Strich die Antwort auf eine Kleine Anfrage der beiden Essener SPD-Landtagsabgeordneten Britta Altenkamp und Frank Müller. Diese hatten ihr Augenmerk auf die Auslastung der hiesigen Krankenhäuser gerichtet und die Landesregierung ausdrücklich nach Fällen gefragt, in denen Patienten mangels Kapazitäten am Anmeldetresen abgewiesen werden mussten.

Statt einer langen aufgeschlüsselten Beschwerde-Liste nur eine Fehlanzeige

Statt einer erwarteten langen Liste, "aufgeschlüsselt nach Datum, Krankenhaus, Art der Erkrankung und Grund der eigentlich geplanten Aufnahme", meldete das Ministerium jedoch Fehlanzeige. Und dies, obwohl man nach eigenem Bekunden gemeinsam mit der Bezirksregierung in Düsseldorf und im Rahmen der Krankenhausaufsicht sämtliche Beschwerdefälle von März bis Ende November 2020 durchgegangen war.

Engpässe wegen Corona? Auch hier gab es während der zweiten Pandemie-Welle von Oktober bis Anfang Dezember 2020 (in der ersten Welle waren beiden Krankenhäuser ja noch in Betrieb) laut Gesundheitsminister "keine angespannte Situation".

Auch Klinik-Betreiber Contilia hatte mit Blick auf das Philippusstift abgewiegelt

Ähnlich hatte vor einigen Tagen schon Klinik-Betreiber Contilia abgewiegelt: Zwar räumte der Gesundheitskonzern Ende Dezember auf Anfrage ein, dass es im einzigen verbliebenen Krankenhaus des Essener Nordens, im Borbecker Philippusstift, schon mal zu Wartezeiten kommen könne. Grundsätzlich aber sei die Gesundheitsversorgung gewährleistet, ja, das Philippusstift verfüge hinsichtlich der stationären Versorgung sogar über "freie Kapazitäten".

Und doch gibt es immer wieder Klagen über stundenlange Verzögerungen bei der Aufnahme. Und es gibt diesen Brandbrief Essener Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte, in dem es heißt, die verbliebenen Kliniken in der Stadt seien „weder räumlich noch personell für steigende Belegungszahlen gerüstet“. Schon jetzt, so stand da, deckten die örtlichen Krankenhäuser ambulante Routine-Eingriffe nicht mehr völlig ab: „Unsere Patienten müssen wir jetzt über die Stadtgrenzen hinausschicken.“

Tagesscharfe Zahlen? Ein solcher Aufwand sei "nicht zu bewältigen", heißt es

Was denn nun? Wie nah kommen die Essener Kliniken dem Limit wirklich? Eine Antwort auf die Frage der beiden SPD-Abgeordneten nach der präzisen Auslastung der Essener Krankenhäuser blieb das Gesundheitsministerium erst einmal schuldig: "Die Aufbereitung einer detaillierten tages- und krankenhausscharfen Aufschlüsselung der behandelten Patienten (inkl. der Covid-19-Patienten) (...) ist im Rahmen der Kleinen Anfrage nicht zu bewältigen", bat man da um Verständnis.

Immerhin war da ja eine genaue Aufschlüsselung vom 1. Januar 2020 bis heute gefragt worden. Und hier, so kündigte die SPD-Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp auf Nachfrage an, will sie auch nicht locker lassen: "Die Menschen lechzen nach Sicherheit - und ernten derzeit nur das Gegenteil."