Essen. Schüler der Stufen 1 bis 6 können an die Schulen zur Notbetreuung. Im Essener Norden ist die Resonanz eher gering - aus vielen Gründen.
Alle Schüler erhalten seit Montag, 11. Januar, Distanzunterricht und sollen zu Hause bleiben. Eltern von Kindern der Jahrgänge eins bis sechs konnten ihr Kind trotzdem in der Schule anmelden - zur Not-Betreuung. Doch vor allem im Norden Essens machen davon offenbar nur wenige Väter und Mütter Gebrauch.
Eine Umfrage an Essener Schulen ergab am Montagmorgen: Im Norden bleiben tendenziell mehr Kinder zu Hause als im Essener Süden. So zählt die Grundschule an der Rahmstraße (380 Kinder, Altenessen), eine der größten Grundschulen im Stadtgebiet, gerade mal 15 Jungen und Mädchen in der Not-Betreuung. An der Karlschule, ebenfalls Altenessen, wurden 15 von 220 Kindern angemeldet. "Doch ich gehe davon aus", sagt Mechthild Bönte, die Schulleiterin, "dass es jetzt Woche für Woche mehr werden."
Gesamtschule Nord hat schuleigene App entwickelt
Im Süden der Stadt gibt es weitgehend höhere Zahlen: Zur Käthe-Kollwitz-Grundschule (Rüttenscheid) gehen seit Montag 40 von 330 Schülern, zur Graf-Spee-Schule in Bredeney 35, und an der Margarethenhöhe wurden rund 60 Kinder von ihren Eltern zur Not-Betreuung an der Schule an der Waldlehne angemeldet. "Vermutlich gibt es im Süden einfach mehr berufstätige Eltern als im Norden", mutmaßt eine Schulleiterin.
Andere Gründe könnten sein: Womöglich haben viele Eltern, die der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sind, von dem Not-Betreuungsangebot nichts mitbekommen. "Immer, wenn es um schriftliche Mitteilungen oder Formulare geht, wird es für viele Eltern kompliziert", sagt Wolfgang Erdmann, Leiter der Gesamtschule Nord (Vogelheim).
"Die Schulschließungen benachteiligen unsere Schüler massiv", sagt Erdmann. An seiner Schule besuchen insgesamt 270 Schüler die Jahrgänge fünf und sechs. Es erschien am Montag zur Notbetreuung: genau ein Kind. "Obwohl wir extra eine eigene Schul-App haben, um unsere Jugendlichen zu erreichen", sagt Erdmann. "Wir haben ausdrücklich auf die Betreuungsmöglichkeit hingewiesen, wir nutzen wirklich jeden Kanal."
Resonanz an den Grundschulen stärker
Das NRW-Schulministerium hatte Eltern von Kindern der Jahrgänge eins bis sechs eine Notbetreuung in Aussicht gestellt - allerdings versehen mit dem Hinweis, dass die Kinder möglichst nicht geschickt werden sollten im Sinne einer größtmöglichen Kontakt-Reduzierung. Seit Montag, 11. Januar, werden grundsätzlich alle Schüler im Distanzunterricht beschult - also zu Hause, zumeist mit digitalen Kommunikationswegen.
"Wir versuchen, noch mehr Eltern zu erreichen"
"Wir versuchen noch, Eltern zu erreichen und sie zu ermuntern, ihre Kinder in die Betreuung zu schicken", sagt Wolfgang Erdmann. "Viele unserer Schüler haben zu Hause keinen ruhigen Arbeitsplatz, da ist die Schule der bessere Arbeitsort."
Auch Ulrike Oberreuter, Leiterin der Grundschule an der Rahmstraße, möchte noch "nachsteuern" im Sinne einer höheren Beteiligung an der Betreuung. "Die Lernpakete, die wir unseren Kinder geben, werden von den Eltern, die kaum Deutsch sprechen, vielfach nicht verstanden. Entsprechend wenig Hilfestellung haben die Jungen und Mädchen zu Hause", berichtet die Schulleiterin.
Eltern können ihr Kind zur Notbetreuung geben, ohne nachzuweisen, dass sie die Betreuung selbst nicht leisten können - zum Beispiel wegen Vollzeitstellen. "Aus welchen Gründen die Eltern ihre Kinder in die Betreuung geben, ist theoretisch völlig offen, man kann das nicht kontrollieren", berichtet Thomas Hartmann, der Leiter der Bardeleben-Grundschule in Holsterhausen. An seiner Schule seien etwa zehn Prozent der Kinder zur Not-Betreuung angemeldet.
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