Essen. Der Offene Brief des Oberbürgermeisters an die Bürger erhält durch die am Sonntag geringe Impfquote bei Pflegeheim-Mitarbeitern neue Aktualität.

Oberbürgermeister Thomas Kufen hat in einem offenen Brief an an die Essenerinnen und Essener appelliert, die Schutzimpfung wahrzunehmen. "Eine Impfpflicht gibt es in Deutschland nicht. Dennoch hoffe ich, dass viele Menschen diese Möglichkeit der Gesundheitsvorsorge nutzen." Nur wenn sich möglichst viele impfen lassen, könne genug Immunität in der Bevölkerung aufgebaut werden. "Die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung zeigt seit Jahrzehnten, wie erfolgreich dieser Weg ist."

Der Appell des OB erhält durch die Erfahrungen des ersten Impftages in Essen am heutigen 27. Dezember neue Aktualität und Dringlichkeit. Denn nicht einmal die Hälfte des Personals im Haus Berge-Seniorenstift nahm die am Sonntag in Essen erstmals mögliche Corona-Impfung in Anspruch. Nach Angaben des leitenden Arztes Dr. Stefan Steinmetz gingen 24 der insgesamt 180 Impf-Dosen dann ersatzweise an Einsatzkräfte der Feuerwehr.

"Ich bitte Sie: Machen Sie mit und lassen Sie sich gegen ds Coronavirus impfen"

In seinem offenen Brief an die Bürger, der bereits vor Weihnachten veröffentlicht wurde, wird Thomas Kufen sehr deutlich und eindringlich: "Ich bitte Sie: Machen Sie mit und lassen Sie sich gegen das Coronavirus impfen!

Zu den statistischen Daten: Am Sonntag, 27. Dezember waren in Essen 1912 Menschen positiv auf eine COVID-19-Infektion getestet. Seit Beginn der Erkrankungswelle Ende Februar / Anfang März sind es insgesamt 12.463 Essenerinnen und Essener gewesen. Aktuell nach einer Erkrankung an Corona wieder genesen sind 10.363 Personen. 188 Essener sind mittlerweile an oder in Verbindung mit einer Corona-Infektion verstorben.

Inzidenzwert sank auf 174 bzw. 204, jedoch vor allem wegen der Feiertage

In den Essener Kliniken werden 162 Personen mit einer Corona-Infektion stationär behandelt, 38 intensivmedizinisch. In den vergangenen sieben aufeinanderfolgenden Tagen (20.12.–26.12.) hat es 1014 Neuinfektionen gegeben, was einen Inzidenzwert (Anzahl infizierte Personen pro 100.000 Einwohnern) von 174,0 ausmacht. Das Landeszentrum Gesundheit des Landes NRW und das Robert Koch-Institut (RKI) weisen aktuell einen Inzidenzwert von 204,7 aus. Die unterschiedlichen Inzidenzwerte resultieren aus zeitlichen Verzögerungen in der Meldekette. Über die Feiertage gab es nicht soviele Tests, daher ist der Inzidenzwert stark gesunken. Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel rechnet als Großtrend mit einer weiteren Steigerung nach den Feiertagen und bis in den Januar hinein.

Insgesamt wurden über das Lagezentrum Untere Gesundheitsbehörde sowie die Essener Kliniken bisher 61.801 Personen auf das Coronavirus beprobt. In 46.383 Fällen fiel ein Testergebnis negativ aus. Weitere Ergebnisse stehen aus. Darüber hinaus wird eine Vielzahl an Testungen in niedergelassenen Arztpraxen in Essen durchgeführt. Aktuell befinden sich 2.784 Essener in einer angeordneten häuslichen Quarantäne. Insgesamt wurde in 35.320 Fällen eine häusliche Quarantäne angeordnet. 32.536 Personen konnten aus dieser bereits wieder entlassen werden.

Aktuell am häufigsten betroffen von einer Infektion mit COVID-19 sind die Altersgruppen der über 70-jährigen Essener (408), der 50- bis 60-jährigen (332), sowie der 30- bis 40-Jährigen Essener (303).