Essen-Kettwig. Familie Wolf ist seit 1983 in Kettwig ansässig. Wegen der Corona-Pandemie muss sie das Ladenlokal aufgeben. Doch Reisen werden weiter vermittelt.

Besondere Weihnachtspost von ihren Stammkunden erreicht in diesen Tagen Familie Wolf, die das TUI Reisecenter an der Hauptstraße in Kettwig führt. In die guten Wünsche für die Feiertage mischt sich Bedauern: Denn das Reisebüro schließt zum Jahresende seine Pforten. Eine Entscheidung, die Inhaber Michael Wolf und seiner Frau Barbara nicht leichtfiel, „aber Corona hat uns keine Wahl gelassen.“

„Seit 37 Jahren sind wir mit Ihnen in den Urlaub gefahren, ein halbes Leben – mindestens! Damit soll jetzt Schluss sein? Das setzt allem die Corona auf“, schreiben etwa Doris und Norbert Nieswandt, die sich in all den Jahren gut aufgehoben fühlten im Reisebüro direkt an der Bushaltestelle. „Dessen Betreten ließ stets schlagartig Urlaubsgefühle vom sonnigen Süden sprießen“, führt das Ehepaar aus. Sie sehen das Ganze jedoch mit einem weinenden und einem lachenden Auge: „Es freut uns aber, dass es trotzdem digital weitergeht.“

Seit März liegt das Geschäft brach – und ein Ende ist nicht in Sicht

Das Koala-Maskottchen nimmt Barbara Wolf mit ins Homeoffice.
Das Koala-Maskottchen nimmt Barbara Wolf mit ins Homeoffice. © FFS | Vladimir Wegener

In der Tat ist für Michael und Barbara Wolf die Aufgabe des Ladenlokals nicht das wirkliche Ende ihrer Berufstätigkeit. „Eigentlich hatten wir uns noch ein paar Jahre hier gegeben“, sagt Michael Wolf im Hinblick auf sein Alter. Er ist 63, seine Frau 61 Jahre. Sohn Philip, 33, hat ebenfalls seine Ausbildung in der Reisebranche absolviert. Er sollte das 1983 in Kettwig begründete Reisebüro einmal übernehmen. Doch Corona veränderte alles.

Seit März liegt das Geschäft brach – und ein Ende ist für 2021 nicht wirklich in Sicht. Die Tourismusbranche verzeichnet Umsatzeinbußen von 80 bis 90 Prozent. Philip Wolf hat mittlerweile eine Stelle in der Lebensmittelbranche angenommen. Seine Eltern hielten bislang die Stellung im Laden.

Aber: „Es werden allenfalls Reisen innerhalb Deutschlands gebucht. Das ist jedoch nicht unser Hauptgeschäft. Dass wir ab und zu mal einen Wellnessurlaub an der See verkaufen, trägt bei weitem nicht“, erklärt Barbara Wolf, Expertin für Nordamerika, Australien und Neuseeland.

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Kettwiger Reiseexpertin ist weiterhin für ihre Kunden da

Ihr Mann vermittelt Fern- und Studienreisen, hat sich auf Kreuzfahrten spezialisiert. Für Fahrten über die Weltmeere hat er bereits für 2022 Buchungen. „Die werden von mir natürlich weiter betreut“, sagt Michael Wolf, der im Jahr 2001 mit dem Unternehmen Teil des TUI-Reisecenter-Franchise-Verbundes wurde. Künftig bleibt der 63-Jährige aber im Hintergrund und wird seiner Frau beratend zur Seite stehen.

Diese wird als selbstständige Beraterin für Solamento tätig werden. „Ich bin weiter für unsere langjährigen Kunden da“, sagt die Kettwigerin und betont: „Das Wichtigste ist die Beratung. Wir kennen die Verhältnisse vor Ort in den Urlaubsländern, haben die Kontakte.“ Reisen selbst übers Internet zu buchen, sei für viele inzwischen normal. „Aber wir können einiges mehr leisten, wenn es beispielsweise um Anschlussflüge und dergleichen geht“, konstatiert Michael Wolf.

Die Reiseberatung erfolgt nun per Videochat

Die Beratung läuft digital per Videochat. „Persönliche Treffen sind künftig bei Solamento in der Güterstraße möglich“, informiert Reisekauffrau Barbara Wolf. Sie werde aber auch Hausbesuche machen.

Das Haus an der Hauptstraße, in dem Wohnung und Geschäft vereint waren, haben die Wolfs verkauft. Auch privat schließt sich damit ein Kapitel. „Aber ein neues Kapitel wird aufgeschlagen. Wir passen uns den modernen Herausforderungen an“, sieht Michael Wolf mit Optimismus in die Zukunft.