Düsseldorf/Kreis Mettmann. Die Pandemie belastet weiterhin große Teile der Wirtschaft im Rheinland. Die Unternehmen bewerten ihre Lage besser als im Sommer und Spätsommer.

„Große Teile der Wirtschaft erholen sich langsam“, erklärt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. „Doch in einigen Branchen ist die Lage nach wie vor sehr ernst.“ Das sind die wichtigsten Ergebnisse des Konjunkturbarometers Rheinland, das die Industrie- und Handelskammern im Rheinland im Herbst erarbeitet haben. Insgesamt haben sich bis Anfang Oktober mehr als 3000 Betriebe an der Umfrage beteiligt. An einer Blitzumfrage zu den Auswirkungen des November-Lockdowns haben in der vergangenen Woche gut 1000 Unternehmen teilgenommen.

Von Branche zu Branche unterschiedlich

Aktuell vermelden mit 35 Prozent mehr Unternehmen eine schlechte als eine gute Geschäftslage (28 Prozent). Die wirtschaftliche Situation ist jedoch von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. Seit Beginn des vierten Quartals hat die Industrie wieder Schwung aufgenommen, die aktuellen Beschränkungen hemmen die verarbeitenden Betriebe weniger. „Die offenen europäischen Binnengrenzen haben – anders als im März – dafür gesorgt, dass Lieferketten weitgehend funktionieren. Auch die Nachfrage nach Pkw zieht wieder leicht an“, so Steinmetz. Hinzu kommt, dass für viele Beschäftigte dank der derzeit weitgehend geöffneten Schulen die Betreuung ihrer Kinder gesichert ist.

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Der Gesundheitswirtschaft geht es gut

Im Dienstleistungsbereich ist die Lage allerdings ambivalent. Auf der einen Seite stehen Branchen wie das Gastgewerbe und die Reisewirtschaft (Veranstalter und Reisebüros), die fast ausnahmslos eine schlechte Geschäftslage melden. Bei der Kultur- und Kreativwirtschaft sieht es ähnlich schlecht aus. „Die Logistik ist von der Krise ebenfalls tief betroffen, sowohl durch einen geringeren Güterverkehr als auch wegen gesunkener Fahrgastzahlen im Nah- und Reiseverkehr. Auf der anderen Seite beurteilen die Gesundheitswirtschaft und die Finanzwirtschaft ihre aktuelle Lage etwas besser als der Durchschnitt. Auch im Handel ist die Lage uneinheitlich. Im Einzelhandel ist sie noch immer sehr schlecht. Die Einzelhändler sind von dem Lockdown in der Gastronomie mittelbar betroffen, weil durch diese Einschränkung die Passantenfrequenz in den Innenstädten gesunken ist.

Jeder vierte rechnet mit Stellenabbau

Auch die Beschäftigungs- und Investitionsplän e bleiben restriktiv. So rechnen 26 Prozent der Betriebe mit einem Beschäftigungsabbau in den kommenden Monaten, nur 13 Prozent planen einen Stellenaufbau.

Seit Beginn der Pandemie im März wurden Investitionen zusammengestrichen. Auch für das Jahr 2021 planen die Betriebe noch einmal ein niedrigeres Budget für Investitionen im Inland.

Im Großhandel macht sich dagegen die weitere Erholung der Industrie bemerkbar. Die Lage wird jetzt deutlich besser eingeschätzt als noch im Spätsommer, bleibt allerdings im negativen Bereich

Erwartungen liegen weit auseinander

Der Weg zur Normalität dürfte nicht einfach werden. Die Erwartungen für das kommende Jahr liegen weit auseinander. Anfang Oktober hofften 26 Prozent der Betriebe auf eine Verbesserung der Geschäftslage, 27,5 Prozent befürchteten eine abermalige Verschlechterung ihrer Geschäfte.

Dies hat sich nun gewendet. In der Blitzumfrage sind die Optimisten sogar leicht in der Überzahl. Dennoch: Die Betriebe sind zurückhaltend bei der Beantwortung der Frage, wann sie das Vorkrisenniveau wieder erreichen. 22,3 Prozent rechnen erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 damit, 20,6 Prozent erst nach 2021 und 6,5 Prozent befürchten, das Vorkrisenniveau niemals mehr zu erreichen. „Zum einen sind die Betriebe weiterhin mit den direkten Auswirkungen der Pandemie beschäftigt“, erklärt Steinmetz. „Zum andern ist durch die Wirtschaftskrise der wirtschaftliche Strukturwandel verstärkt worden. Das zeigt sich zum Beispiel im stationären Handel, der zunehmend unter dem Online-Handel leidet, oder in der Strukturkrise der Automobilindustrie. Darüber hinaus sorgen der Brexit und die Protektionismus-Bestrebungen in vielen Ländern für Unsicherheit bei der rheinischen Wirtschaft.“ Weitere Berichte aus Velbert lesen Sie hier.