Essen-Steele. Frank Stienecker heißt der neue Bezirksbürgermeister für Steele und Kray. Ein Job mit Familienanschluss: Auch seine Tochter sitzt in der BV.

Führungswechsel in der Bezirksvertretung Steele/Kray: Frank Stienecker (CDU) hat die Nachfolge von Bezirksbürgermeister Gerd Hampel (SPD) angetreten. Ein Job mit Familienanschluss - auch seine Tochter Pia sitzt im Stadtteilparlament.

Überrascht hat ihn die Wahl nur bedingt: Der 54-jährige Steelenser gehört seit 2009 dem Stadtteilparlament an, war zuletzt der erste Stellvertreter seines Vorgängers, der nun in den Rat wechselte. „Von daher war damit irgendwann mal zu rechnen“, sagt Stienecker. Ungeachtet dessen habe er sich sehr über die Berufung gefreut: „Nun hoffe ich, dem Anspruch meines neuen Postens gerecht zu werden.“

Neuer Bezirksbürgermeister sitzt seit 2009 im Steeler Stadtteilparlament

Dass ihm das gelingt, daran lässt er wenig Zweifel. „Wir pflegen in der Bezirksvertretung VII ein sehr gutes Verhältnis über die Fraktionsgrenzen hinaus. Daran soll sich auch künftig nichts ändern.“ Die traditionelle Harmonie schließt kontroverse Diskussionen aber nicht aus. „Doch es geht immer um die Sache“, betont Stienecker. „Wir wollen ja letztlich alle das Gleiche – das Beste für die Menschen im Stadtbezirk. Denn dafür ist unser Stadtparlament schließlich da.“

Was erstmal populär klingen mag, ist aber auch ehrlich, denn Frank Stienecker weiß genau, was die Menschen im Bezirk denken, was sie bewegt und was sie wollen. Steele ist sein Kiez – schon immer. Hier wurde er geboren, hier ging er zur Grundschule, machte seinen Abschluss an der Gesamtschule an der Wolfskuhle im nahen Freisenbruch. In Kray ließ er sich zum Maschinenschlosser ausbilden. Auch seine Ehefrau Annette stammt aus der direkten Nachbarschaft, aus Eiberg. Noch heute wohnen beide in Steele – also mittendrin, statt nur dabei. „Zum Sitzungssaal im Rathaus Kray brauche ich mit dem Auto nicht mehr als fünf Minuten.“

Räume für das Krayer Archiv im Rathaus am Kamblickweg stehen auf der Agenda

Das historische Haus am Kamblickweg ist ein gutes Stichwort für die Themen, die weit oben auf seiner persönlichen Agenda stehen. Die Heimatforscher vom Krayer Archiv brauchen mehr Platz, doch das Geld ist knapp. Seit Jahren hoffen sie auf einen Einzug ins Rathaus. Zwei Räume will Stienecker ihnen besorgen. Stillstand herrschte zuletzt auch im Kufo, dem Kulturforum im Herzen von Steele. „Mit der Sanierung muss es jetzt endlich voran gehen“, so Stieneckers Appell an die Immobilienwirtschaft.

Bauverzögerungen gibt es auch beim „Quartier am Hellweg“. Das Einkaufszentrum in Freisenbruchs „Neuer Mitte“ sollte eigentlich im nächsten Jahr so gut wie fertig sein, doch der Bau hat noch nicht einmal begonnen. „Auch hier muss die Stadt forcieren, kein Zweifel.“

Ruhrpromenade vor Vandalismus schützen

Die Sanierung des Steeler Kulturforums (KuFo) am Dreiringplatz ist ins Stocken geraten. Frank Stienecker will sich bemühen, dass der Bauzaun möglichst schnell verschwindet.
Die Sanierung des Steeler Kulturforums (KuFo) am Dreiringplatz ist ins Stocken geraten. Frank Stienecker will sich bemühen, dass der Bauzaun möglichst schnell verschwindet. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Erholung in einer sauberen Umgebung wünscht sich der neue BV-Chef – im Steeler Stadtgarten ebenso wie an der Ruhrpromenade, wo es immer wieder zu Vandalismus kommt. „Das ist ein wunderbarer Platz, auf den wir achten müssen“, mahnt Stienecker. Auch Hinweisschilder fehlen dort, die externen Besuchern den Weg in die Steeler City weisen. „Davon würden auch unsere lokalen Händler profitieren. Besonders jetzt, wo Corona ein Loch nach dem anderen in die Kassen reißt.“

Anpacken will er, will den Kontakt zu den Menschen suchen auch wenn das zu Zeiten der Pandemie nicht einfach ist. Zu den Sitzungen der BV kommen alle Fraktionen zusammen, allerdings im gebührenden Abstand. „In den Fraktionen konferieren wir per Videoschalte. Doch da bleibt das Zwischenmenschliche ein Stück weit auf der Strecke.“ Dieser Faktor fehlt ihm persönlich sehr.

Tochter Pia sitzt zum ersten Mal mit in der Bezirksvertretung

Und so sehnt er sich nach Normalität, auch im politischen Alltag. Immerhin sitzt mit Pia Farysch (25) seine Tochter im Stadtteilparlament. „Politik war in unserer Familie schon immer ein Thema.“ Seine Eltern wählten traditionell die CDU, der Stienecker 1997 beitrat. „Auch Pia ist da durch mich reingewachsen“, sagt er. In der Jungen Union startete sie ihre politische Karriere, nun wurde sie erstmals in die BV berufen und übernimmt Verantwortung. Sie ist stellvertretende Kinder- und Jugendbeauftragte der BV.

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Was macht Frank Stienecker, wenn es nicht um Politik geht? „Dann entspanne ich beim Lesen“, sagt er. Vorzugsweise bei einem Ostfrieslandkrimi aus der Feder des Gelsenkirchener Schriftstellers Klaus-Peter Wolf. „Ich habe ein Faible für die Nordsee und die Menschen dort“, gibt er zu. „Bis auf Borkum habe ich alle Inseln dort schon besucht und auch Freunde gefunden.“

In diesem Jahr musste er seinen Urlaubsbuchung coronabedingt schon zweimal stornieren. „Diese Auszeit fehlt mir“, sagt Stienecker. Auch deshalb, weil in der Heimat die Alternativen fehlen. „Die Gastronomie ist wieder geschlossen. Und auch auf unseren Steeler Weihnachtsmarkt müssen wir notgedrungen verzichten.“ Darunter leide die Stimmung im Stadtteil spürbar. Doch Stienecker bleibt positiv: „Irgendwann haben wir alle das hier überstanden. Und dann holen wir alles nach… auch die Reise nach Borkum.“