Essen-Altenessen. Mülltonnen, zugeparkte Gehwege und Radfahrer sind ein Dorn im Auge der Fußgänger. Ein Essener will das ändern und hat eine Mission.
Wer zu Fuß geht, der sieht sieht bepflanzte Vorgärten, Weihnachtsbeleuchtung und trifft auch andere Menschen: „Begegnungen sind ein tiefes menschliches Bedürfnis“, ist sich Wolfgang Packmohr sicher. Sobald im Stadtgebiet Bänke aufgestellt werden, lassen sich die Menschen darauf nieder. Er ist Vorsitzender der Essener Ortsgruppe von „Fuß e.V.“ und setzt sich für die Rechte von Fußgängern ein. Seine Forderung: „Den Fußgängern muss mehr Platz gegeben werden.“ Zu oft stünden Mülltonnen im Weg, werden Bürgersteige zugeparkt und dürften Radfahrer auf Gehwegen fahren.
Gefahrenpunkte in den Stadtteilen analysieren und an die Politik weitergeben
Packmohrs Mission: Er schaut sich mit seinen Vereinskollegen jeden Stadtteil an, analysiert die Gefahrenpunkte und reicht diese an die Politik weiter. „Wir wollen in die Bezirksvertretungen und erklären, dass wir alle irgendwann Fußgänger sind, wenn wir aus unseren Autos und der Bahn aus- und vom Fahrrad absteigen. Die meisten realisieren das nur nicht“, erklärt Packmohr, der seine täglichen Besorgungen gerne ohne Motor hinter sich bringt.
In Altenessen war er mit Vertretern der Grünen Hauptstadtagentur zum Fußverkehrscheck unterwegs. Die Auswertung ergab eine detaillierte, 35-seitige Analyse. Zusammengefasst haben die Fußgänger auf ihrem Weg vom S-Bahnhof Altenessen bis zum Einkaufszentrum sehr unterschiedliche Lebensraumqualitäten kennengelernt. Einerseits der nahe dem Kaiserpark gelegene Wohnpark: ruhig, gut angebunden, verkehrsberuhigt. Die Pielstickerstraße geprägt von Bäumen und schönen Gründerzeitbauten. Eine Rundumg-Günampelschaltung an der Einmündung zur Vogelheimer Straße, am EKZ ein funktionierendes Mittelzentrum.
Häuser stehen leer, Grundstücke liegen brach
Andererseits ein großes Unbehaglichkeitsempfinden zwischen der Krablerstraße und der Wilhelm- Nieswand-Allee. Packmohr: „Zu enge Gehwege, die Hauseingänge münden unmittelbar am Weg, der Autoverkehr ist laut, stickig, schnell. Häuser stehen leer, Grundstücke liegen brach und sind vermüllt. Hier will man als Fußgänger nicht hergehen müssen.“
Erstaunt sei die Gruppe gewesen über die hohe Anzahl an Radfahrern auf der Altenessener Straße. Besonders auffällig sei gewesen, dass diese fast ausschließlich auf dem Bürgersteig fuhren. Packmohr: „Keiner dieser Gehwege ist für den Radverkehr freigegeben und kann unter Beachtung der bestehenden Richtlinien und der Verkehrssicherungspflicht auch nicht für Radfahrende freigegeben werden.“
Radfahrer seien für Fugänger schlecht einschätzbar
Radfahrer sind nicht nur bewegliche Hindernisse, sondern auch für viele Fußgänger nicht einschätzbar, erst recht, wenn sie von hinten herangefahren kommen. Das Problem hätten neben Kindern und älteren Menschen, insbesondere Hör- und Sehgeschädigte.
Packmohr: „Auf der Altenessener Straße sollten sichere Alternativen für Radfahrende geschaffen werden.“ Er schlägt zudem vor, auf einigen Abschnitten für den Straßenverkehr Tempo 30 einzuführen. Das würde nicht nur die Lärmbelästigung mindern, sondern auch für mehr Sicherheit sorgen: „Das Risiko als Fußgänger bei einem Unfall getötet zu werden steigt für Kinder bis 15 Jahren von 1,5 Prozent bei 30km/h auf 8,3 Prozent bei 50 km/h, bei Senioren über 60 Jahren eklatant von 2,3 Prozent (30 km/h) auf 56,7 Prozent (50 km/h).
Gehwege müssten frei gehalten werden
Bei der Begehung seien unerlaubt parkende Fahrzeuge ein ständiges Ärgernis gewesen. Packmohr: „Wir wünschen uns als Fußgänger, dass unsere Gehwege freigehalten werden und Ordnungsamt und Polizei bei derartigen Feststellungen einschreiten bis hin zum Abschleppen der Fahrzeuge, wenn ein Kinderwagen nicht mehr durchkommt“.
Für Fußgänger sei zumutbar, dass die nächste ÖPNV-Haltestelle sich in 400 Metern befindet, da müsse es dem Autofahrer zumutbar sein, nicht unmittelbar vor der Haustür oder dem Geschäft zu parken und Fußgänger auf die Fahrbahn zu nötigen. Gleiches gelte für die Mülltonnen: „Warum können die nicht auf der Straße stehen?“ fragt Wolfgang Packmohr. Er weiß, dass einige Ideen seines Vereins ins Geld gehen, möchte aber zunächst zum Nachdenken anregen. Das gelte für sämtliche Stadtteile Essens.
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