Essen. Ein Großteil der Geschäfte muss schließen. Wie aber schon beim Lockdown im Frühjahr bieten die Läden ab sofort Bring- und Abholservices an.
Ein Großteil des Einzelhandels muss zwar seine Läden schließen, aber er ist weiterhin präsent. Über Internet und Telefon bleiben die Geschäfte mit den Kunden in Kontakt. Viele Läden bieten wie beim Lockdown im Frühjahr Abhol- und Lieferdienste an.
Ware kann kontaktlos, mit Rechnung und in Tüten verpackt abgeholt werden
Die Zeit sei eine gute Übung für das gewesen, was jetzt bevorstehe, sagt Beate Scherzer von der Buchhandlung Proust. In der Weihnachtszeit als Hauptsaison für ihre Branche, rechnet sie mit einem Fünffachen an Aufträgen. Davor ist ihr aber nicht bang. Zum einen hat sie im Frühjahr schon viel Erfahrung gewonnen, wie sich Hol- und Bringdienste am besten organisieren lassen, zum anderen anderen kommt für sie die Schließung nicht mehr überraschend. „Es war doch nur noch eine Frage von Tagen, bis eine Entscheidung fallen sollte.“ So stand auch schon kurz nachdem in Berlin der Lockdown verkündet war, auf der Internetseite von Proust, dass die Buchhandlung auch weiterhin erreichbar bleibt: Online, per Mail und Telefon. Was die Kunden bei Bestellungen beachten sollen, steht auf der Homepage Schritt für Schritt erklärt. Wie schon im Frühjahr, so haben auch dieses Mal die Kunden die Möglichkeit, sich die Bücher frei Haus liefern zu lassen oder sie „kontaktlos und mit Rechnung fertig in Tüten verpackt“ abzuholen.
Gerade in den Tagen vor Weihnachten sind die Lieferdienste stark gefragt
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Während zu Beate Scherzers Angebot ein Onlineshop gehört, mit dem die Leute die Ware direkt bestellen und bezahlen können, ist eine Rüttenscheider Firma wie Elektro Schwantes ein wenig anders aufgestellt. „Auf unserer Homepage kann man sich die Geräte auswählen, doch die Bestellung erfolgt per Telefon oder Mail“, sagt Schwantes. Das habe bei dem ersten Lockdown auch sehr gut funktioniert, die Kunden hätten sich schnell daran gewöhnt. Der Umsatz wie sonst, wenn die Leute auch ins Geschäft kommen können, lasse sich zwar nicht erzielen, aber trotzdem habe der Service seinen Stellenwert. Die allermeisten Lieferungen würden zudem kostenlos ausgeführt, so Schwantes.
Einzelhändler sollen Ideen an die Redaktion mailen
Die Redaktion sammelt Ideen von Einzelhändlern, wie sie sich jetzt in der Zeit des Lockdowns aufstellen.
Welche Angebote die Kaufleute vorhalten, wie sie den Kontakt zu den Kunden gestalten, sind dabei sicherlich die wichtigsten Fragen.
Die Informationen können an folgende Adresse gemailt werden: redaktion.stadtteile-essen@waz.de
Axel Ostermann von der Papeterie Petersen in Rüttenscheid hatte vor wenigen Wochen noch eher auf Lockerungen gehofft und weniger auf eine Verschärfung der Coronaregeln gesetzt. Dass es nun anders gekommen sei, müsse man jetzt angesichts der Pandemiezahlen respektieren. Beim ersten Lockdown sei er selbst ständig unterwegs gewesen, um Bücher oder Schreibwaren zum Kunden zu bringen. Das Angebot habe auch in der Zwischenzeit bestanden, aber jetzt, wenige Tage vor Weihnachten, werde der Service in einem ganz anderen Ausmaß gefragt sein. Doch auch dafür sei der Betrieb gewappnet, auch wenn alles nun kurzfristig geplant werden müsse.
Möbelhändler schickt Kunden Handyfotos von seinem Sortiment
https://www.waz.de/staedte/essen/essener-newsletter-verpassen-sie-keine-nachrichten-id230430970.html
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Bringdienste gehören auch für Möbelhändler selbstverständlich auch zum Programm, sagt Björn Bruckmann, Verkaufsleiter des Unternehmens Gooran. „Doch gerade in unserer Branche sind die Hygieneregeln mit besonderen Herausforderungen verbunden“. Waren sonst Teams von drei oder vier Leuten unterwegs, „sind es jetzt maximal zwei, die in einem Lkw sitzen“. Bei der Auslieferung größerer Möbel überlege man, ob man das nicht auf die Zeit nach dem Lockdown verschieben könne. Darüber hinaus habe sich gezeigt, dass das Aussuchen von Couch, Tisch oder Schrank zwar über die Internetseite erfolgen kann, aber „der Kunde möchte die Ware dann doch genauer anschauen können“. In solchen Fällen „machen wir dann schnell ein Foto per Handy und schicken es ihm zu“.
Händler reagieren kreativ auf die Einschränkungen durch Corona
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Dass Einzelhändler ideenreich auf die Einschränkungen reagieren, beobachtet Sandra Schmitz, Handelsexpertin der Industrie- und Handelskammer. So nutze beispielsweise ein Weinhändler die Videotelefonie, um den Kunden neue Produkte vorzustellen. Ferner gibt es zahlreiche Händler, die kurze Videoclips auf ihren Seiten einstellen, um ihre Ware zu präsentieren.
Seit dem ersten Lockdown sei doch einigen Händlern schlagartig bewusst geworden, dass sie an ihrem Auftritt im Internet feilen müssen, so die Expertin. Zahlreiche Betriebe hätten dazu auch bei einem Förderprogramm des Landes mitgemacht. Die Webseite habe wesentlich dazu beigetragen, das Frühjahr gut zu überstehen, sagt Bettina Heubach von Scarpoteca Fashion. Man dürfe aber sich auch nichts vormachen: Für alle Händler sei die Servicedienste mit sehr viel mehr Arbeit und Aufwand verbunden.