Essen. Am dritten Adventssamstag sind die Läden in der City gut besucht. Die Kunden halten sich an die Regeln, aber Weihnachtsstimmung kommt kaum auf.

Kurz vor dem harten Lockdown mit Geschäftsschließungen nutzen viele Essener die letzte Möglichkeit zum samstäglichen Weihnachtseinkauf. Das Einkaufszentrum Limbecker Platz war stark frequentiert, der Andrang war aber nur an wenigen Orten groß.

Meist Paare – mit oder ohne Kinder – sind am Samstag in der Essener City unterwegs. Das Nadelöhr Limbecker Straße ist gegen 17 Uhr gut besucht. Doch die Atmosphäre ist anders als sonst, so kurz vor Heiligabend. Das meint auch Holger Papieß. Der Burgaltendorfer ist mit Frau und Tochter Lea zum Shoppen da. „Wir haben vorher überlegt, was wir noch brauchen und einen Plan gemacht, damit wir schnell durch sind“, sagt er.

Weihnachtliche Stimmung kommt beim Einkauf in der Essener City kaum auf

Ängstlich wegen Corona sei er nicht. „Die meisten Menschen tragen ja zum Glück Masken.“ Aber der Weihnachtsmarkt fehle ihm. Viel anstehen musste die Familie nicht. „Nur vor dem Deko-Laden war eine lange Schlange. Da war Geduld gefragt.“ Gefreut habe er sich über die Prozente. Das neue Outfit – ein Schnapper. Nach zwei Stunden ist alles besorgt. Weihnachten kann kommen.

Trotz Lichterbögen in der Fußgängerzone kommt bei vielen keine richtige Weihnachtsstimmung auf.
Trotz Lichterbögen in der Fußgängerzone kommt bei vielen keine richtige Weihnachtsstimmung auf. © FFS | Socrates Tassos

Bei wieder milden Plusgraden ist das vielbesungene „Winterwonderland“ in weite Ferne gerückt. Und selbst „Last Christmas“ in Endlosschleife fehlt. Es gibt kaum Musik, die das Adventsshoppen begleitet. Richtige Festtagsfreude kommt nicht auf. Niemand, der gesellig durch die Fußgängerzone zieht. Keine Leute mit roten Zipfelmützen oder blinkendem Geweihschmuck auf dem Kopf. Stattdessen Maskenpflicht. Abstandsregeln. Einlasskontrolle.

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Wen es am dritten Adventssamstag zum Kaufen in die City zieht, der erledigt schnell noch die letzten Einkäufe vor dem nächsten harten Lockdown, der ab Mittwoch kommt. Was dann nicht gekauft ist, muss online bestellt werden. Viele Läden locken deshalb mit Sonderangeboten wie sonst im Januar. Den Kunden gefällt, was die Einzelhändler kurz vor Toresschluss auffahren. „50 Prozent, ein Paar umsonst“, wirbt ein Schuhdiscounter auf Plakaten im Schaufenster. „20 Prozent auf alles“ lautet die Werbung in einem Markenstore.

Bürger wollen den lokalen Handel mit ihren Einkäufen vor Ort unterstützen

Weil die Zahl der Kunden begrenzt ist, bilden sich kleinere Schlangen vor den Läden.
Weil die Zahl der Kunden begrenzt ist, bilden sich kleinere Schlangen vor den Läden. © FFS | Socrates Tassos

„Ich möchte den lokalen Handel unterstützen, online bestelle ich nichts“, erklärt Christina Fehmer. Mit dem Sohn kommt sie eilig aus dem Lego-Shop, eine große, gelbe Plastiktüte an der Hand. Nun darf ein anderer Kunde eintreten.

Auch Björn Kostetski (17) wartet wie vorgeschrieben in der Reihe. Bei „Zara“ will er nach einem Ring für sich schauen. Die Geschenke hat er „fast alle gekauft“. Er sei entspannt, das Fest könne kommen.

Der Abfalleimer vor einer Bäckereifiliale quillt über. Auf dem Boden daneben stehen leere Flaschen und zerknüllte Fastfood-Kartons. Ein Junge zündet kleine Knaller auf dem Pflaster. Die Leute laufen unberührt daran vorbei. Von weiter weg erklingt eine Trompete. Immer länger wird derweil die Schlange vor „Foot Locker“. Hier steht auch Melissa Marschall seit rund zehn Minuten. Sie will Schuhe für den Sohn kaufen.

Käufer warten gut gelaunt und geduldig auf den Einlass ins Geschäft

Ein wenig Lichterzauber bringen die silbernen Sterne in goldenen Bögen, die sich über der Limbecker Straße spannen. Nicole Koch und Sohn Deniz stechen schon von weitem aus der grauen Menge heraus. Sie tragen Flauschmützen mit Wackelohren. Im Einhorn- und Pokemon-Kopfschmuck wollen die Hattinger vor Geschäftsschluss noch Sneaker ergattern. Gut gelaunt, geduldig und mit Abstand warten sie auf Einlass. Zeit für ein kleines Interview nehmen sie sich gern. „Für meine kleinen Schwestern besorgen wir Geschenke“, verrät Deniz. Die Zwölfjährige bekommt ein Handy, die Jüngere die Playmobil-Schule.

Nicole Koch und Sohn Deniz sind mit lustigen Mützen auf der Limbecker Straße unterwegs.
Nicole Koch und Sohn Deniz sind mit lustigen Mützen auf der Limbecker Straße unterwegs. © FFS | Socrates Tassos

„Alles muss raus“ – so verkündet ein Shop am Ende der Limbecker Straße den Endspurt für die Corona-Weihnacht im Einzelhandel. Im Center verströmt ein Popcornstand den Duft von Kino und Jahrmarkt. Bei Karstadt erhalten Kundenkarteninhaber nun 25 Prozent Rabatt auf Schokolade und Pralinen. Noch sind die Regale voll.

Aus einer Parfümeriefiliale erklingt „Rudolph, the Red-Nosed Reindeer“. Der altbekannte Ohrwurm wärmt das Herz. Und erinnert an frühere Einkaufssamstage vor Weihnachten. Alle Jahre wieder – hoffentlich schon 2021.