Essen-Bredeney. Die Goetheschule Essen kooperiert die nächsten drei Jahre mit Schulen im Ausland. Im Mittelpunkt des geförderten Projekts steht digitales Lernen.

Neue Konzepte ganzheitlichen Lernens will die Goetheschule in Essen-Bredeney erproben und entwickeln. Helfen soll dabei das europäische Förderprogramm „Erasmus Plus“, das dem Gymnasium an der Ruschenstraße eine internationale Projektarbeit finanziert.

Fördermittel der europäischen Union in Höhe von 222.960 Euro kann sich die Goetheschule in den nächsten drei Jahren für länderübergreifende Begegnungen und Fortbildungen mit Partnerschulen aus Schweden, Dänemark, Litauen, Polen und Spanien teilen. Ziel sei es, sich für die Zukunft aufzustellen und für die stetig wachsenden Anforderungen in der Ausbildung der Schüler im digitalen Zeitalter gewappnet zu sein.

Neues Schild des Kultusministeriums weist auf das internationale Projekt hin

Ein neues Schild mit dem Titel „Strategische Schulpartnerschaft“ hat die Kultusministerkonferenz dem Gymnasium gestiftet, um schon im Eingangsbereich der Schule auf die internationale Projektarbeit hinzuweisen, die bis 2023 währen wird. Die Planungen für die internationale Zusammenarbeit hatte die Schule in einer 405 Seiten umfassenden Bewerbung dargelegt und damit den Zuschlag erhalten. Künftig wird die Goetheschule internationale Schülerprojektwochen, einen mehrmonatigen Schüleraustausch, Lehrerfortbildungen sowie Online-Lernangebote abhalten.

Seit 2015 schon koordiniert das Bredeneyer Gymnasium Erasmusprojekte mit ausländischen Partnern. Doch noch nie fiel die Förderung so üppig aus. Schulleiterin Nicola Haas freut sich, dass die Bewerbung ihrer Schule erfolgreich war: „Es schien verwegen zu glauben, dass ein so umfangreiches Projekt genehmigt werden würde. Um so größer war unsere Freude, dass es geklappt hat.“

Digitales Arbeiten wird an der Schule als Bereicherung empfunden

Die anspruchsvolle Aufgabe der Umsetzung liegt in Händen von Karmen Heup, die dabei von bis zu einem Dutzend Lehrerinnen und Lehrern unterstützt wird. Gemeinsam werden sie die englischsprachigen Lernangebote organisieren, Workshops zu kreativem Arbeiten anbieten und Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler sein. „Kunst, Literatur, Musik, Politik, Ethik, Geschichte und Englisch: Wir arbeiten in jedem Projekt fächerübergreifend und sowohl Lehrer als auch Schüler bringen sich mit ihren unterschiedlichen Stärken ein“, erklärt die Koordinatorin. Da entstehen zu den jeweiligen Projektthemen ganz unterschiedliche Dinge: zum Beispiel Essays, Bilder, Comics, aber auch Tanzchoreographien, Videos, Podcasts oder Internetseiten.

Anna Konietzko und Eric Oschmann aus der Jahrgangsstufe 12 der Goetheschule präsentieren das neue Erasmus-Schild des Kultusministeriums. Beide haben schon persönliche Erfahrungen mit Erasmus-Schulprojekten gesammelt.
Anna Konietzko und Eric Oschmann aus der Jahrgangsstufe 12 der Goetheschule präsentieren das neue Erasmus-Schild des Kultusministeriums. Beide haben schon persönliche Erfahrungen mit Erasmus-Schulprojekten gesammelt. © Goetheschule Essen

Diese Flut an Themen brachte die Schule auf die Idee, ein mehrjähriges Projekt zu starten, das sich der Frage widmet, wie man ganzheitlich lernen und digitale Medien sinnvoll mit traditionellen Unterrichtsformen kombinieren kann. „Schülerinnen und Schüler benötigen heutzutage eine große Bandbreite von Schlüsselkompetenzen“, sagt Karmen Heup. Digitales Arbeiten könne eine echte Bereicherung sein, dürfe aber nicht zum Selbstzweck werden. „Hier eine gute Balance zu finden, ist eine Herausforderung für Schulen im 21. Jahrhundert.“

Goetheschule hat bereits Erfahrung mit Erasmus-Projekten seit 2015

Erfahrung mit Erasmus-Projekten haben Eric Oschmann und Anna Konietzko aus der Jahrgangsstufe 12 bereits gesammelt. Im Februar dieses Jahres reisten die beiden mit einigen Mitschülern nach Zypern, um dort Schülerinnen und Schüler aus fünf europäischen Ländern zu treffen. Eric Oschmann berichtet: „Vielleicht hört sich das seltsam an, aber man lernt, ohne zu lernen. Ich habe so viel mitgenommen, großartige Gastfreundschaft erlebt, vor Ort aus erster Hand erfahren, wie die politische Situation auf Zypern aussieht und durch die Gespräche mit den anderen Schülern neue Perspektiven kennengelernt.“ Sogar neue Ideen, was er später vielleicht studieren möchte, hat Eric Oschmann dabei gesammelt. „Das alles wäre in der Schule so nicht möglich gewesen.“

Erasmus-Projekt mit ganzheitlichem Bildungskonzept

Da die Welt zunehmend digitaler wird, stehen sowohl Schüler als auch Lehrer vor neuen Herausforderungen. Die zentrale Frage ist, wie Schulen neue Lern- und Lehrmethoden entwickeln können, um digitale Medientechnologien im gesamten Lehrplan zu integrieren.

Das nun gestartete Erasmus-Projekt verfolgt das Ziel, einen innovativen, „transdigitalen“ Lern- und Lehransatz zu schaffen, der ein effektives Lernen mit digitalen Geräten und Anwendungen ermöglicht, diese aber als Teil eines ganzheitlichen Bildungskonzepts betrachtet.

Auch Anna Konietzko ist begeistert von Erasmus: „Dass die EU eine gute Sache ist, wusste man trotz Brexit und des unterschiedlichen Umgangs mit Corona. Aber so richtig begriffen habe ich das erst durch die Gemeinschaft im Erasmus-Projekt.“ Zusammen reden, arbeiten, Spaß haben - da habe sie erst realisiert, was es heißt, dass sie alle Europäer seien. „Ich finde, Erasmus ist eine tolle Möglichkeit für uns Schüler. Besonders deshalb, weil sich das wirklich jeder leisten kann, denn die Kosten werden ja übernommen.“

Fördergelder werden an die Schulen je nach Aufwand verteilt

Die Fördergelder werden übrigens nicht einfach zu gleichen Teilen auf die jeweiligen Partnerschulen verteilt. „Die Höhe der Fördergelder richtet sich immer nach dem jeweiligen Projekt und dem damit verbundenen Aufwand“, erklärt Michael Franke, der an der Goetheschule Deutsch unterrichtet. „Doch dies ist völlig in Ordnung, denn am Ende profitieren davon alle teilnehmenden Schulen.“

Wann es nun genau losgeht für die Schüler, steht allerdings noch nicht fest. „Coronabedingt werden wir die eine oder andere Projektwoche verschieben müssen“, sagt Schulleiterin Haas. „Aber sobald es geht, werden wieder die ersten Begegnungen stattfinden.“

Die digitale Kooperation zwischen den Lehrkräften funktioniere bereits. Seit Anfang Oktober gebe es 14-tägige Lehrerfortbildungen für die Kollegen, die die europäische eTwinning-Lernplattform noch nicht kennen würden. „Da geben gerade die deutschen und polnischen Lehrer in Videokonferenzen ihre Erfahrungen und ihr Wissen weiter“, erklärt Nicola Haas.

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