Bredeney.
Die Goetheschule ist die einzige öffentliche weiterführende Schule in Essen und eine von nur neun in NRW, die es ihren Schülern ermöglicht, mit dem deutschen Abitur auch noch ein zweites, international anerkanntes Abi zu machen – das International Baccalaureate, kurz IB. Für das städtische Gymnasium eine Erfolgsgeschichte.
Schüler, die mit diesem Doppel-Abi die Schule verlassen, zieht es später nicht nur an deutsche Universitäten, sondern auch ins englische Oxford oder an die amerikanische Columbia-Universität. Selin Esen und Maria Lanfredi sind zwei von derzeit 27 Schülern der Goetheschule, die den Doppelabschluss anstreben. Maria aus der 11. Klasse hat zwei Pässe, ist Italienerin und Brasilianerin. „Mein Vater ist Japaner“, sagt die 18-Jährige. Selin aus der Klasse 12 ist Kurdin mit einem türkischen Pass. Die 17-Jährige macht im Sommer ihren Schulabschluss. Selin spricht Deutsch, Türkisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Arabisch und Persisch. Und hat große Pläne. „Ich würde gerne im Diplomatischen Dienst arbeiten.“
Auch Maria schwärmt von ihrer Schule, von engagierten Schülern und Lehrern, von einem guten Miteinander. Maria, die sechs Sprachen spricht, möchte einmal Ärztin werden. Ihr Stiefvater sei Ingenieur, die Mutter Juristin, erzählt sie.
Lehrerin Karmen Heup, die zuständige IB-Koordinatorin an der Schule, erklärt, dass Schüler wie Selin und Maria durchschnittlich fünf Stunden Unterricht mehr in der Woche haben als ihre Schulkameraden. Sechs Prüfungsfächer müssen Schüler mit einem doppelten Ausbildungsgang belegen. Und zwar aus den Bereichen Sprachen/Literatur, Geschichte/Geografie, Biologie/Chemie/Physik und Mathematik. „Das sechste Fach ist frei wählbar.“ Wenn das Ende der Schulzeit und die IB-Prüfung nahen, werden die Aufgaben nicht von Lehrern der Goetheschule gestellt, sondern von Prüfern, die irgendwo auf der Welt zu Hause sind und die IB-Schulen – ebenfalls in aller Welt – mit den zu absolvierenden Arbeiten beschicken.
An der Goetheschule müssen sich IB-Anwärter auch sportlich, sozial und kreativ betätigen, etwa im Schul-Orchester spielen, das Tanzen für sich entdecken – und etwas für ihre Mitmenschen tun, zum Beispiel in Altenheimen vorlesen. Die Ausbildung „Abitur und International Baccalaureate“ kostet rund 2400 Euro, hinzu kommen noch Prüfungebühren. Lehrerin Karmen Heup betont, dass das Angebot eines doppelten Abschlusses nicht nur etwas für Kinder gut situierter Eltern ist. „Für die, die sich das nicht leisten können, gibt es die Möglichkeit, ein Vollstipendium zu erhalten.“