Essen. Sie trösten und hören zu: Die Grünen Damen und Herren sind auch in der Corona-Pandemie für die Patienten im Essener Elisabeth-Krankenhaus da.

Sie sind die Seelen eines jeden Krankenhauses: Die Grünen Damen und Herren, die sich ehrenamtlich um Patienten kümmern, indem sie ihnen Trost spenden, zuhören oder einfach nur da sind. So wie Gerti Döring. Die 66-Jährige hat ihren Dienst im Essener Elisabeth-Krankenhaus mitten in der Corona-Pandemie begonnen. „Gerade jetzt werden wir doch noch viel mehr gebraucht“, nennt die ehemalige technische Redakteurin den Grund für ihr Engagement in der Krise.

Schon länger hatte sie mit dem Gedanken gespielt, eine Grüne Dame zu werden. Spätestens nachdem sie erlebt hatte, wie ihre Tochter im Krankenhaus von dem ehrenamtlichen Dienst betreut wurde, stand ihr Entschluss fest. Ihre Wahl fiel auf das Elisabeth-Krankenhaus, wo Anni Salomon nicht nur die Grünen Damen leitet, sondern quasi eine Mitgründerin des Besuchsdienstes in der Huttroper Klinik ist. Das war vor 14 Jahren, „und seitdem bin ich immer dabei“, sagt die inzwischen 79-Jährige, der man das Alter so gar nicht ansieht. „Ehrenamtliche Arbeit hält eben jung und fit“, sagt Anni Salomon und lacht.

„Wir sind mittlerweile ein geschätzter Teil des Teams geworden“

20 Grüne Damen und Herren sind normalerweise im Elisabeth-Krankenhaus jeden Tag auf ihren zugewiesenen Stationen unterwegs. Die Zuweisung schafft Kontinuität und Bindung an das Pflegepersonal und die Ärzte, „dadurch sind wir mittlerweile ein geschätzter Teil des Teams geworden“, weiß Anni Salomon. Doch gerade ist die Normalität weit weg, beherrscht die Corona-Krise den Krankenhausalltag, in dem sie zum Beispiel die Besuchsmöglichkeiten einschränkt.

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Teilweise sind Besuche auch ganz untersagt. Wie im Frühjahr. „Fast fünf Monate lang durften wir nicht das Elisabeth-Krankenhaus betreten, das war wirklich hart“, sagt Anni Salomon. Schließlich habe sie gemeinsam mit ihren Mitstreitern ein Schreiben an die Pflegedienstleitung aufgesetzt, „darin haben wir zum Ausdruck gebracht, wie sehr wir unsere Arbeit vermissen“. Nun dürfen die Ehrenamtler endlich wieder an die Zimmertüren klopfen.

Gerti Döring will Menschen in Krisensituationen Zuwendung schenken

Verstärkung gesucht

Grüne Damen und Herren leisten Besuchsdienste in Krankenhäusern, Altenhilfe-Einrichtungen und in häuslicher Umgebung. Sie sind geschulte Laien , die ehrenamtlich und verantwortungsvoll Wünsche von Patienten und Bewohnern erfüllen.

Wer Interesse hat, zum Team des Elisabeth-Krankenhauses dazuzustoßen, kann sich bei Anni Salomon, Leiterin der Grünen Damen und Herren melden: Tel. 897 86067

Doch das Team ist geschrumpft. Denn Corona hält viele der meist älteren Grünen Damen und Herren immer noch davon ab, ihr Ehrenamt auszuüben. „Derzeit sind wir gerade mal zu acht unterwegs in der Klinik“, bedauert Anni Salomon. Umso mehr freut sie sich über das neue Mitglied in ihrer Runde. Gerti Döring hat nach einem ausführlichen Kennenlerngespräch ihren Dienst an den Kranken Anfang November aufgenommen. „Die ersten beiden Tage bin ich mit Frau Salomon mitgelaufen“, sagt sie, „aber seitdem bin ich allein auf der Station St. Barbara“.

Menschen in Krisensituationen Zuwendung schenken, dem widmet sie sich nun mit großem Engagement. Und muss doch erfahren, dass nicht jeder Patient ihr Angebot annehmen möchte, „das muss ich noch lernen, diese Ablehnung nicht persönlich zu nehmen“, sagt sie. Die ersten Gespräche, die waren dann doch ein wenig aufregend, schließlich würde man ja fremden Menschen gegenübertreten.

Für das Ehrenamt braucht es Einfühlsamkeit und eine positive Ausstrahlung

Für ihr Ehrenamt, das hat Gerti Döring schon schnell gemerkt, braucht sie Einfühlsamkeit, emotionale Stabilität, Selbstbewusstsein und eine positive Ausstrahlung. Nur so könne man das Vertrauen der Patienten gewinnen und ihnen auch Ängste nehmen. Wenn das nur bei einem einzigen Menschen pro Tag gelänge, „dann hat sich mein ganzer Einsatz schon gelohnt“, ist Gerti Döring überzeugt.