Essen. Ein Essener Gastronom wollte seine zwei teuren Luftreinigungsgeräte an Schulen geben. Doch was er da erlebte, macht ihn fassungslos.

Gastronom Stefan Malich versteht die Welt nicht mehr. Der Geschäftsführer vom Restaurant und Hotel „Haus Gimken“ in Borbeck glaubte, in den schwierigen Corona-Zeiten etwas Gutes zu tun. Doch bislang stößt sein Angebot auf Ablehnung.

Stefan Malich hatte zwei teure Luftreinigungsgeräte angeschafft. Die Hochleistungsgeräte kosten 9000 Euro. Eigentlich wollte er damit die Luft im Restaurant filtern, um seine Gäste vor einer Ansteckung noch besser zu schützen. Doch kaum waren die Geräte Anfang November da, da kam der zweite Lockdown für die Gastronomie.

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In einer seiner schlaflosen Nächte, wie er erzählt, hatte er die Idee, dass er die Geräte den benachbarten Schulen anbieten könnte. Beide Einrichtungen hatte er als Kind selbst besucht. „Bevor die Filter bei mir nutzlos herumstehen und alle über die Schulen reden, die mit der Belüftung ihrer Zimmer zu kämpfen haben“, dachte er sich.

Schulen reagieren zurückhaltend

„Ganz euphorisch“ habe er am folgenden Tag die beiden Schulen angerufen. Offenkundig erwartete er am anderen Ende der Leitung eine ebensolche Reaktion. Doch der Schulleiter der Realschule am Schloss Borbeck reagierte, nach Malichs Schilderung, eher lakonisch. „Er hat mir gesagt, dass er nicht ein oder zwei sondern 40 Geräte bräuchte.“ Danach habe er nichts mehr von der Schule gehört.

Stefan Malich mit einem seiner beiden Hochleistungs-Luftfilter. Der Gastronom hatte sie für 9000 Euro angeschafft.
Stefan Malich mit einem seiner beiden Hochleistungs-Luftfilter. Der Gastronom hatte sie für 9000 Euro angeschafft. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Damit konfrontiert, spricht die Schule nun von einem Missverständnis. Man hätte das Gerät sehr wohl gerne angenommen. Doch man habe befürchtet, dass es dann zu Diskussionen gekommen wäre, wo das Gerät aufgestellt werden soll. Alternativ im Lehrerzimmer sei es schnell beengt, so dass dort ein Luftaustausch kaum noch möglich sei.

Die zweite Schule, die Schlossschule, hatte nach Malichs Anruf Bedenken, ob sie die Luftfilter überhaupt annehmen dürfe. Wenige Tage später meldete sich dann die Sprecherin der Stadt Essen, Silke Lenz, bei Stefan Malich, um ihm die Ablehnung der Stadt als Schulträger mitzuteilen.

Stadt zweifelt Wirksamkeit von Luftreinigungsgeräten generell an

„Ich habe mich über diese Ignoranz total geärgert. Man hat das einfach so weggeblasen“, sagt Malich. Auf Nachfrage der Redaktion bestätigt Silke Lenz, dass die Stadt das Angebot nicht annehmen will. „Die Stadt Essen hat auf Grundlage der Empfehlungen vieler Experten - unter anderem hat sich auch das RKI zu dem Thema geäußert - eher eine ablehnende Haltung gegenüber solchen Luftreinigungsgeräten“, erklärt sie.

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Zum einen sei deren Wirksamkeit nicht bewiesen. Zum anderen produzierten diese Lärm und auch „Abgase“, denen die Schüler wie Lehrer den ganzen Tag lang ausgesetzt wären. Außerdem würden in Schulen strenge Regeln und Sicherheitsrichtlinien für technische Geräte gelten, da diese in der Umgebung von Kindern stünden. Immerhin bleibt die Stadt ihrer Argumentation treu: Am Dienstag entschied der Verwaltungsvorstand, generell keine Luftfilter für die Schulen in Essen anzuschaffen .

Experten sind uneins, was die Filter bringen

In der Tat scheinen Experten derzeit uneins, wie wirksam die Filter tatsächlich sind . Erste Feldversuche in Klassenräumen hatten jedoch gezeigt, dass die für eine Infektion mitverantwortlichen Aerosole damit durchaus deutlich gesenkt werden konnten. Gutes durchlüften der Klassenräume ersetzen die Luftfilter aber demnach wohl nicht.

Stefan Malich kann die Zurückweisung jedenfalls nicht verstehen. Wenn man die Geräte schon nicht in Klassenräumen aufstellen möchte, könnten sie in Lehrerzimmern oder Beratungsräumen zum Einsatz kommen. „Mir würde da vieles einfallen.“

Auch Kita muss Angebot ablehnen

Den jüngsten Rückschlag erlebte der Geschäftsmann schließlich am Mittwochmorgen. Zwischenzeitlich hatte die Kita Mattisburg in Borbeck großes Interesse bekundet. Träger der Einrichtung ist die CSE. Das erste Gerät hatte Stefan Malich bereits am Dienstag in die Einrichtung gebracht. Das zweite sollte am nächsten Tag folgen. Doch am frühen Morgen erreichte ihn die Nachricht der Leiterin: Sie dürfe die Luftfilter nicht aufstellen. Die CSE bestätigt: „Wir haben uns über das Angebot sehr gefreut. Aber wir können in den Kitas nicht einfach Elektrogeräte aufstellen“, sagt eine Sprecherin.

Stefan Malich ist abermals ernüchtert: „Es muss doch irgendeine Institution geben, die sich über die Geräte freut.“

Zwei Beispiele, wie Forscher die Leistungsfähigkeit von Luftreinigungsgeräten einschätzen