Essen. Stadt will 15 Busse mit Impfteams auf die Straßen bringen. So sollen Risikogruppen sicher und schnell mit dem Anti-Corona-Stoff versorgt werden.
Vor dem finalen Piekser gegen das Corona-Virus sind die Kommunen voraussichtlich das letzte Glied in einer langen Logistikkette: Die Stadt Essen bereitet sich schon jetzt darauf vor, den Impfstoff an den Mann und die Frau bringen zu müssen. Selbst wenn noch niemand weiß, wann und wem genau die Bundesbehörden grünes Licht für die wohl größte Immunisierungs-Aktion in der Geschichte der Republik geben werden, laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren, sagt Gesundheitsdezernent und Stadtdirektor Peter Renzel: „Das wird eine große Herausforderung.“ Eine, die man in Essen aber annehmen will.
Denn die Federführung für die operativen Abläufe müsse bei der Stadt liegen, ist Ordnungsdezernent Christian Kromberg überzeugt: „Nur die Feuerwehr ist dazu in der Lage, einen so empfindlichen und wertvollen Impfstoff zu lagern und zu verteilen, und nur wir als Stadt können die komplette Verantwortung für diese logistische Großtat übernehmen“. Bis hin zu einer rechtssicheren Dokumentation, wer welche Impfung von wem, wann und wo bekommen habe. Diese Aufgabe könne nicht von Hausärzten übernommen werden, die nicht über die dafür notwendige Infrastruktur verfügten.
Deshalb „bereiten wir uns schon jetzt darauf vor, sehr schnell loslegen zu können, wenn der Impfstoff da ist“, betont Renzel. Selbst wenn viele Fragen derzeit noch offen sind, die Abstimmung zwischen Bund und Ländern nicht abgeschlossen ist: Die Eckpfeiler eines kommunalen Konzeptes stehen bereits.
In Turnhallen könnten stationäre Impfstraßen entstehen
Neben stationären Impfstraßen, die zum Beispiel in Turnhallen eingerichtet werden könnten und in einer späteren Phase vor allem Anlaufpunkte für die nicht zur Risikogruppe zählende Bevölkerung sein sollen, will die Stadt Essen von Beginn an verstärkt auf mobile Impfteams setzen.
Dreh- und Angelpunkt des gesamten Vorhabens soll einmal mehr die Essener Feuerwehr sein, bei der ein „Koordinierungszentrum Impfen“ angesiedelt sein wird. Die „schlagkräftige Truppe“ von der Eisernen Hand, so Renzel, wird in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt flexible Einheiten auf die Beine stellen, „die sehr schnell und in großer Zahl zunächst vulnerable Personen impfen sollen“.
Vor allem ältere Menschen sind damit gemeint, die nach einer entsprechenden Voranmeldung von der städtischen Task Force aufgesucht werden. „In dieser Akutphase“ sei vorgesehen, bis zu 15 Busse mit Notfallsanitätern und je sechs Impfhelfern mit medizinischer Vorbildung zu besetzen und auf die Straße zu schicken. Ein Rettungsdienst flankiert die Touren, falls es zu gesundheitlichen Komplikationen kommen sollte.
Stadt spricht sich mit der medizinischen Fakultät ab
Um genug Personal für diese Trupps zur Verfügung zu haben, die Alten- und Pflegeheime, aber auch weniger mobile Senioren in ihrem privaten Umfeld ansteuern sollen, will sich die Stadt mit dem Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen abstimmen. Medizinstudenten kämen nach Renzels Überzeugung für diese Aufgabe durchaus in Frage.
Die notwendigen Fahrzeuge, die zudem mit medizinischen Gerätschaften auszustatten sind, sollen vom städtischen Ordnungsamt und den lokalen Hilfsorganisationen wie Arbeiter-Samariter-Bund, den Johannitern, den Maltesern und dem Deutschen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt werden.
Noch nicht bis ins Details geklärt ist allerdings, wie die für das offenbar empfindliche Serum notwendige Kühlkette mit Temperaturen von bis zu minus 80 Grad Celsius sichergestellt werden kann. Peter Renzel hofft, dass „Bund und Land Liefermöglichkeiten schaffen und nicht nur den Impfstoff, sondern auch Kühleinheiten zur Verfügung stellen oder deren Anschaffung zumindest finanziell erstattet“.
Die Kliniken nehmen das Impfen selbst in die Hand
Weniger aufwendig dürfte sich der Schutz von Personal und Patienten in den Essener Krankenhäusern gestalten. Die Kliniken könnten zwar von der Stadt mit der Vakzine „beliefert“ werden. Die anschließenden Impfungen übernähmen die Häuser dann aber selbst, so Renzel, der sich angesichts der anstehenden Aufgaben nicht nur mit den Städten Mülheim und Oberhausen abstimmen, sondern das Konzept der Stadt Essen auch in den Arbeitsgruppen des Gesundheitsministeriums berücksichtigt sehen möchte: „Wir stehen jedenfalls Gewehr bei Fuß.“