Essen. Die Grünen-Bezirksbürgermeisterin Doris Eisenmenger möchte den Umweltschutz stärken. Dazu ist sie auf Verbündete über Parteigrenzen angewiesen.
Die Stimmen bei der Kommunalwahl dürften gerade ausgezählt gewesen sein, als Doris Eisenmenger ihren Hut in den Ring warf, um Bezirksbürgermeisterin zu werden. Ihre Partei lag zwar nicht auf Platz eins, aber immerhin hatten die Grünen enorm zugelegt, erlangten fünf statt bisher drei Sitze. Die Rechnung der 72-Jährigen sollte schließlich aufgehen, denn sie fand über Fraktionsgrenzen hinweg Unterstützung, um bei der Wahl des Spitzenposten im Bezirk III zu gewinnen.
Essenerin gehört den Grünen schon seit deren Gründerjahren an
Dass es wie in den vergangenen sechs Jahren erneut auf ein festes Bündnis mit den Sozialdemokraten hinauslaufen sollte, war für die gebürtige Essenerin keineswegs zwangsläufig. Als Partner hatte sich auch die CDU angeboten, doch „die Schnittmengen mit den Christdemokraten waren deutlich geringer“, betont Eisenmenger. Natürlich müsse man in der Politik Kompromisse schließen, aber für eine Ehe mit der CDU hätte sie dann doch zu viele grüne Ziele opfern müssen.
Dass sie dazu nicht bereit war, hat sicherlich auch etwas mit ihrer langen Parteizugehörigkeit zu tun. Als die Grünen-Bewegung in den 80er Jahren aufkam, schloss sie sich ihnen schon früh an. In dieser Form für Umweltschutz einzutreten, sei damals eine ganz neue Richtung gewesen, die sie überzeugt habe. „Es war an der Zeit, sich von alten Zöpfen zu trennen und mutig für Veränderungen einzustehen.“ Mit ihrer Haltung habe sie im eigenen Umfeld durchaus für Widerspruch gesorgt. Am Ende habe es auch Freundschaften gekostet, in der Familie bestand Erklärungsbedarf.
Vor dem Eintritt in die Rente entschied sich Eisenmenger für politisches Engagement
Waren auch die Grünen schnell für die gelernte Steuerberaterin zur Heimat geworden, beschränkte sich ihre Zugehörigkeit zunächst auf den Besuch von Versammlungen. Als dann für die damalige Wirtschaftsdienstleiterin eines Krankenhauses das Rentenalter herannahte, habe sie überlegt, wie sie künftig ihre freie Zeit nutzen solle. Politik sei da sofort in Betracht gekommen. Gerade die Grünen würden auch das Engagement von Frauen begrüßen.
Die Entscheidung für die Bezirksvertretung kannte vor allem zwei Motive. Zum einen bleibe man, wie Doris Eisenmenger erzählt, im engen Kontakt mit den Bürgern, könne sich um die Angelegenheiten vor Ort direkt kümmern, zum anderen liege ihr auch der Bezirk III sehr am Herzen. Die enge Bindung habe sicherlich damit zu tun, dass dass sie hier geboren und aufgewachsen sei und nach einer Unterbrechung jetzt auch wieder hier lebe.
Beeindruckend sei aber auch immer wieder das bürgerschaftliche Engagement, das in den sechs Stadtteilen groß geschrieben werde, und die Vielfalt der Kulturen, die der Bezirk zu bieten habe. Darin stecke sicherlich auch eine soziale Herausforderung, zugleich würden sich aber auch viele Chancen für ein Miteinander bieten. Als ehrenamtliche Lesepatin an der Altendorfer Bodelschwingh-Grundschule möchte sie ohnehin diesen Austausch fördern, bedauert es aber sehr, dass sie durch Corona dieser Aufgabe momentan nicht nachgehen kann.
Grünen-Politikerin möchte Bus und Bahn viel stärker fördern als bislang
In ihrem Amt als Bezirksbürgermeisterin will sie die sozialen Belange ebenso im Blick behalten wie sich den Fragen von Klima und Umwelt zuwenden. Grüner soll es werden im Stadtbezirk, auf Garagendächern, an Fassaden und Hinterhöfen. Steingärten müsse man den Kampf ansagen, denn durch sie würden doch nur noch mehr zusätzliche versiegelte Flächen entstehen. Mit klaren Worten beschreibt Doris Eisenmenger ihre Positionen und hat es damit auch so in den vergangenen Jahren gehalten, als sie bereits Fraktionschefin der Grünen und stellvertretende Bürgermeisterin war.
In der Verkehrspolitik auf einen verstärkten Einsatz von Bus und Bahn zu setzen, habe im Zusammenspiel mit den Umweltschutzforderungen offensichtlich auch bei den Bürgern verfangen. Denn den Grünen sei es gelungen, seitdem sie vor 13 Jahren in die Bezirksvertretung kamen, nach und nach deren Zahl der Sitze zu steigern: von zunächst zwei auf drei und jetzt eben auf fünf. Zugleich habe sie aber auch darauf geachtet, mit den anderen Parteien im engen Kontakt zu bleiben. Bei strittigen Fragen müsse man reden und immer wieder reden. Mit dieser Haltung hat sie angesichts einer doch recht breiten Zustimmung im Stadtteilparlament überzeugt. Man könne, wie das Beispiel CDU zeige, aber auch an Grenzen geraten.
Versorgungsdienste für die Senioren in den Stadtteilen erforderlich
Viele Aufgaben würden in den nächsten Jahren nun vor ihr liegen, blickt Doris Eisenmenger nach vorn. „Wir brauchen mehr Radstraßen und Tempo-30-Zonen “. Doch nicht nur das. Die Belange der Generationen dürften nicht aus dem Blickfeld geraten, hebt sie hervor. Für Senioren brauche man Versorgungsdienste, damit sie ihren Alltag auch weiterhin in ihrer Wohnung meistern könnten. Ausreichend Spielplätze, Kitas und Schulen seien selbstredend. Vor allem wünsche sie sich Plätze, die als Treffpunkte für Jung und Alt ausgestaltet seien.
Zeit dort vorbeizuschauen würde sie sich durchaus nehmen, wie sie zudem Spaziergänge in der freien Natur liebt mit Riesenschnauzer Herta an der Leine. Naturverbundenheit kommt auch in ihrem Eigenheim zum Ausdruck. Gemeinsam mit ihren Mann lebt sie in einem Holzhaus. Im Übrigen ist der überzeugter Christdemokrat.