Essen. Der Betreiber von „Essen on Ice“ macht Schluss. Die Essen Marketing GmbH sucht einen neuen Partner. Ob das Event 2021 stattfindet, ist fraglich.

Die einen halten sich mit Mühe auf den Kufen, andere drehen elegante Pirouetten. Wer das Abenteuer liebt, stürzt sich im Gummireifen die steile Rodelbahn herunter. Derweil geht es nebenan in der „Schmankerl Hütte“ zünftig zu. „Essen on Ice“ zählt zweifellos zu den beliebtesten Events in der Innenstadt. Jedes Jahr aufs Neue lockt das Spektakel rund um die 1000 Quadratmeter große Eislaufbahn Zehntausende Besucher auf den Kennedyplatz. Im kommenden Jahr aber wird es „Essen on Ice“, so wie es die Essener kennen, nicht wieder geben - ob in anderer Form, steht in den Sternen. Und das liegt nicht allein an Corona.

Für acht Wochen verwandelte „Essen on Ice“ den Kennedyplatz in eine Winterlandschaft unter dem künstlichen Sternenzelt.
Für acht Wochen verwandelte „Essen on Ice“ den Kennedyplatz in eine Winterlandschaft unter dem künstlichen Sternenzelt. © Foto: PETER WIELER

Denn die „Bergmann Eventgastronomie“, welche die Veranstaltung seit nunmehr 20 Jahren, gemeinsam mit der städtischen Marketinggesellschaft EMG ausrichtet, zieht sich aus Essen zurück. Die Zusammenarbeit sei in gegenseitigem Einvernehmen beendet worden, bestätigt EMG-Geschäftsführer Richard Röhrhoff im Gespräch mit der Redaktion. Gründe? Das Unternehmen mit Sitz in Altlandsberg bei Berlin orientiere sich neu. Im Internet bewirbt es für Januar 2021 den „Leipziger Eistraum“ und den „Dresdener Winterzauber“ auf dem Altmarkt. „Essen on Ice“ taucht in Bergmanns Veranstaltungskalender schon nicht mehr auf.

Wegen Corona gibt es keine Planungssicherheit

Für Essens Marketinggesellschaft EMG heißt das: Sie braucht einen neuen Partner. „Wir planen in alle Richtungen“, sagt EMG-Chef Röhrhoff. „Wir wissen aber nicht, ob Essen on Ice stattfinden kann.“ Wegen Corona gebe es keine Planungssicherheit. Die Zahl der Neuinfektionen müsste dafür dauerhaft sinken unter den kritischen Wert von 50 pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen. Mindestens sechs Wochen müsste es dabei bleiben, damit sich das Geschäft trägt.

Ob es so kommt, vermag niemand vorauszusagen. Potenzielle Betreiber einer Eisbahn gebe es genug, auch aus der Region. Der logistische Aufwand wäre geringer als für Bergmann, der das komplette Equipment per Tieflader nach Essen transportierte und auch das Personal gleich mitbrachte. Doch wer geht unter den Bedingungen von Corona ein wirtschaftliches Risiko ein? Die EMG will jedenfalls nicht draufzahlen. „Wir können es uns nicht erlauben, Miese zu machen“, betont Röhrhoff.

Vor allem mit der „Schmankerl Hütte“ verdiente Eventgastronom Bergmann laut EMG sein Geld.
Vor allem mit der „Schmankerl Hütte“ verdiente Eventgastronom Bergmann laut EMG sein Geld. © Foto: PETER WIELER

Die Kosten für Aufbau und Betrieb beziffert der EMG-Geschäftsführer auf 300.000 Euro. Diese hätten sich Eventgastronom Bergmann und die EMG geteilt. Die Einnahmen aus Vermarktung uns Sponsoring flossen an die Marketinggesellschaft, die auch die Rechte an „Essen on Ice“ inne hat. Röhrhoff spricht von einem Nullsummenspiel.

Bergmann verdiente sein Geld mit dem Verkauf von Tickets und der Gastronomie, allen voran mit dem Budenzauber in der „Schmankerl Hütte“, wo es schon Mal hoch herging . Um zu verhindern, dass daraus beim nächsten Mal ein „Mini-Ischgl“ wird, hätten die Gäste Abstand halten und wohl auch Masken tragen müssen. „Es war klar, dass das Konzept nicht mehr aufgeht“, sagt Röhrhoff. Soll heißen: Bergmanns Abschied kommt so überraschend nicht.

Die EMG will die Gelegenheit nutzen und „Essen on Ice“ eine Auffrischung verordnen

Röhrhoff wäre ein schlechter Verkäufer, würde er nicht das Positive suchen: Für „Essen on Ice“ sei das Aus nach 20 Jahren auch eine Chance. Die Veranstaltung könne eine Auffrischung gut vertragen. Röhrhoff denkt an attraktive Angebote für Familien, an mehr Service, an Spinde, in denen die Eisläufer ihre Sachen verstauen könnten… Am Erscheinungsbild gab es im vergangenen Jahr auch Kritik .

Vieles bleibt vage. Sicher sei: Die Rodelbahn wird es nicht mehr geben. Und auch keine „Schmankerl Hütte“. Eine Eisbahn ließe sich aber innerhalb von vier Tagen aufbauen, versichert der EMG-Chef. „Es müssen ja nicht wieder 1000 Quadratmeter sein.“ Das klingt nach dem Prinzip Hoffnung. Ob mehr daraus wird? Abwarten.

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