Essen. Auf den Spielplätzen müssen Eltern und Kinder, die im Schulalter sind, eine Maske tragen. Das wissen viele Essener nicht – oder ignorieren es.

Viele Eltern wissen nicht, dass sie seit dem neuen Lockdown Anfang November auf öffentlichen Spielplätzen eine Mund-Nasen-Schutzmaske tragen müssen . Das gilt auch für Kinder ab dem Grundschulalter. Diese Regel ist, obwohl seit zwei Wochen geltend, noch längst nicht bei allen Vätern und Müttern angekommen – oder sie wird ignoriert. Das zeigt ein Streifzug am Sonntag über Essener Spielplätze .

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Sonntagmittag, Stadtgarten am Aalto-Theater: Der große Spielplatz ist gut besucht. Ein Vater, Anfang 30, schiebt eine Schaukel an, auf der seine Tochter sitzt. Weder Mann noch Kind tragen eine Maske. „Ich sehe hier kein Schild, dass Maskenpflicht herrscht“, sagt der Mann und zuckt mit den Schultern. „So lange ich Abstand halte und mein Kind auch, wird es doch wohl auch so gehen. Wir sind doch hier an der frischen Luft.“ Von der Maskenpflicht auf Spielplätzen habe er noch nichts gehört.

Maskenpflicht auf Spielplätzen: Aufkleber weisen darauf hin

Stimmt: Schilder gibt es nicht – aber immerhin hat die Stadt mittlerweile Aufkleber drucken lassen, die auf die Maskenpflicht hinweisen. Sie kleben auf den Bänken am Rand des Spielplatzes. Doch offenbar werden sie nicht beachtet – oder ignoriert.

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„Wir halten Abstand zu anderen Familien, da kann doch nichts passieren“, sagen ein Vater und eine Mutter, die auf einer Bank mit ihrem Sohn Platz genommen haben. „Ich habe eine Maske in meiner Tasche“, sagt die Mutter. „Aber ich bin froh, dass unser Sohn hier mal rennen und spielen kann, ohne eine Maske aufzuhaben. Das muss er doch schon in der Grundschule den ganzen Tag.“ Zögernd gibt die Frau zu, dass sie von der Pflicht auf Spielplätzen wisse – aber: „Hier, an der Luft, mit Abstand, wird ja wohl nichts passieren.“

Eine andere Mutter berichtet: Auf Spielplätzen sei die Gefahr sicherlich gering, und dass die Kinder Abstand zu anderen halten, darauf achte sie penibel – schnell stellt sich heraus: Von der Maskenpflicht auf Spielplätzen weiß sie gar nichts. „Ach, wenn das so ist“, sagt sie und zieht prompt ihre Maske aus der Handtasche. Sie vermutet: Viele Eltern kennen die Regel nicht, weil die Spielplätze der Kitas ja auch weiter von der Maskenpflicht befreit sind – weil die Kinder in den Betreuungseinrichtungen keine Maske tragen müssen.

Viele verunsicherte Eltern rufen bei der Hotline an

Szenenwechsel: Auf dem Spielplatz in der Heisinger Ortsmitte trägt jeder Vater, jede Mutter und jedes Kind, das älter als ein Kindergartenkind ist, eine Maske. „Ich glaube nicht, dass die Maske den Kindern schadet, auch nicht beim Spielen“, sagt eine Mutter. „Die Kinder sind robuster, als wir alle glauben.“

Dass sich die Maskenpflicht auf öffentlichen Spielplätzen längst noch nicht herumgesprochen hat, ist auch bei der Stadtverwaltung angekommen: „Zu diesem Thema gibt es viele Fragen“, berichtet Stadt-Sprecherin Silke Lenz. Ein stattlicher Anteil der Anrufe, die derzeit am städtischen Corona-Telefon eingingen, würden um dieses Thema kreisen.

Ordnungsamt und Polizei haben ihre Kontrollen bislang allerdings nicht ausdrücklich auf Spielplätze ausgedehnt: Am Stadtgarten am Aalto-Theater fährt langsam ein Polizeiwagen vorbei; niemand steigt aus, um die Lage genauer zu prüfen. „Da sieht man’s“, sagt ein Vater ohne Maske, „die kontrollieren doch auch gar nicht.“

Die Spielplätze waren während des ersten „Lockdown“ ab Mitte März geschlossen – als sie im Mai wieder öffneten, wurden zunächst Abstandsregeln eingeführt, an die sich vor allem die Erwachsenen halten sollten. Mit den verschärften Regeln ab Anfang November ist auch die Maskenpflicht hinzugekommen. Weitgehend ungehört blieben Stimmen einiger kritischer Experten, die vor der Strangulierungsgefahr warnten, die durch die Masken an den Spielgeräten entstehen könne.

Enge in Schulbussen – die Ruhrbahn verstärkt den Takt

Das Thema Kita und Schule wirft in der Corona-Krise weiter viele Fragen auf: Wie kann es sein, fragen sich viele Eltern, dass unsere Kinder Abstandsregeln einhalten müssen, aber in den Bussen herrscht weiter drangvolle Enge?

Das Problem sei auf einigen Linien chronisch – die Ruhrbahn hat jetzt reagiert und verstärkt ihren Takt auf den Buslinien 144 und 170. Mehr Fahrzeuge würden in den Spitzenzeiten eingesetzt, also morgens und nachmittags.