Essen. Nur wenige Menschen laufen ohne Maske durch den Essener Hauptbahnhof. Aber wenn, sind Security-Leute nicht weit. Nachlässigkeit dulden sie nicht.
Im Essener Hauptbahnhof, schräg gegenüber von Rossmann, begrüßen sich am Info-Schalter der Ruhrbahn zwei Männer, indem sie ihre Fäuste gegeneinander schlagen. Beide sind massig und groß, beide tragen gelbe Westen, einer hat eine Glatze, der andere die Seiten abrasiert. Die Security-Männer beginnen hier ihren Rundgang durch den U-Bahn-Bereich, und wer ihnen ohne Maske begegnet, wird freundlich aber bestimmt auf sein Fehlverhalten hingewiesen.
„Die Gesundheit und Sicherheit der Fahrgäste steht an oberster Stelle“, sagt Simone Klose, Sprecherin der Ruhrbahn. Wegen der drastisch steigenden Corona-Zahlen kontrollieren Ruhrbahn, Deutsche Bahn, Ordnungsamt und Bundespolizei, dass Reisende in und um den Essener Hauptbahnhof eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Doch wie genau wird am Hauptbahnhof kontrolliert und wie streng halten sich Reisende an die Maskenpflicht?
Essen: Sicherheitsmänner kontrollieren Einhaltung der Maskenpflicht am Hauptbahnhof
Einige Meter nachdem die Sicherheitsmänner ihren Rundgang gestartet haben, kommt ihnen eine Traube von etwa 15 Menschen entgegen, einem guckt die Nase aus der Maske. Als die Gelbwesten sich ihm nähern, zieht er die Maske hoch. So viele Leute tragen eine Mund-Nasen-Bedeckung, dass die ohne sofort ins Auge springen. Es sind nur sehr wenige.
Ein paar Meter weiter. „Bitte Maske anziehen“, sagt der mit der Glatze im freundlichen Ton. Doch der Reisende hat keine dabei. Daher fährt er seinen Rollkragen aus und bedeckt so den Mund. Er darf weitergehen. Die Sicherheitsmänner nicken und schlendern weiter.
„Der da hat gar keine Maske auf“, sagt der mit den abrasierten Seiten. „Aber er ist schon weg“, antwortet sein Kollege. Und sie schauen dem Mann hinterher, wie er eine Rolltreppe betritt, die ihn ins Freie bringt.
In Essen hat das Ordnungsamt im öffentlichen Nahverkehr schon 700 Verstöße geahndet
Im Raucherbereich der Bushaltestellen an der Kruppstraße sitzt eine Gruppe schweigender Menschen. „Zum Rauchen dürfen die Masken runter“, sagt der mit den abrasierten Seiten. „Aber sie rauchen ja alle nicht.“ Ratlose Gesichter. Einer greift in die Lederjacke und holt einen Vaporizer hervor, auch die anderen zücken ihre Rauchwaren. „So geht’s.“ Der Rundgang ist beendet. Ihnen sind in einer Viertelstunde etwa 100 Menschen begegnet, bis auf wenige Ausnahmen trugen alle Maske und die Ausnahmen kamen den Bitten stillschweigend nach.
Im Erdgeschoss des Hauptbahnhofs und an den Gleisen kontrolliert Sicherheitspersonal der Deutschen Bahn die Einhaltung der Maskenpflicht. Auch dieses erkennt man an den gelben Westen. In den meisten Fällen weisen sie auf die Maskenpflicht hin und die Sache ist erledigt. „Weigert sich jemand, die Maske aufzusetzen, ziehen wir die Bundespolizei hinzu“, sagt Dirk Pohlmann, Sprecher der Bahn. Aber nur das Ordnungsamt ist befugt, Bußgelder zu verhängen.
Es gibt auch die Möglichkeit einer Drittanzeige, das heißt Sicherheitspersonal und Bundespolizei leiten Verstöße an das Ordnungsamt weiter. Seitdem es die Maskenpflicht gibt, hat das Ordnungsamt an Haltestellen, Bahnhöfen und öffentlichen Verkehrsmitteln 700 Verstöße geahndet. „Das macht eine Gesamtsumme von 26.775 Euro“, teilt Jasmin Trilling mit, Sprecherin der Stadt.
Vor allem morgens und abends wird viel kontrolliert
Gülay Gökmen, 40, verkauft Backwaren im U-Bahn-Bereich bei Kamps, ihr Eindruck ist, dass „mittlerweile fast alle eine Maske tragen“. Zu Beginn der zweiten Welle habe sie noch mehr oben ohne gesehen. „Hier wird aber auch sehr viel kontrolliert“, sagt sie. „Vor allem morgens und abends, wenn die Leute zur Arbeit und wieder nach Hause fahren.“ Dann sehe sie eigentlich immer Sicherheitskräfte mit den gelben Westen, die die Leute ermahnen. Polizei und Ordnungsamt seien auch täglich da, aber viel seltener.
Das bestätigt auch Jasmin Geldsetzer, 21, die gegenüber von Kamps im Zeitungs- und Buchladen arbeitet. „Ich fühle mich hier sicher vor Corona, so viele tragen die Maske. Nur ganz früh morgens, sieht man immer wieder welche, die es bis heute nicht machen.“ Ein Kunststoffschlosser in Arbeitsmontur, um die 50 Jahre alt, wartet auf die U11 nach Gelsenkirchen. „Ich fahre täglich mit der Straßenbahn und U-Bahn, hier und da sieht man mal einen ohne Mundschutz. Ist aber sehr selten.“
Und Jennifer Akudike, 15, sagt: „Ich finde die Maskenpflicht nicht wirklich sinnvoll.“ Sie glaube auch nicht, dass Corona so schlimm sei. Ob sie die steigenden Zahlen auf den Intensivstationen verfolge? „Ich weiß nicht.“ Aber auch sie trägt, wie die Mehrheit, eine Maske.