Essen. Mitten im Corona-Lockdown eröffnet die stark expandierende britische Hotelkette „Premier Inn“ ihr 20. Haus in Deutschland am Essener Hauptbahnhof.

Mitten im tiefsten November-Lockdown ein neues Hotel zu eröffnen – das spricht für unternehmerischen Optimismus. Die stark expandierende britische Hotelkette „Premier Inn“ hält auch in der Corona-Krise unbeirrt Kurs und hat am Freitag direkt am Essener Hauptbahnhof ihr 20. Haus in Deutschland in Betrieb genommen. Die stetig wachsende Hotel-Meile in der Essener Innenstadt ist um ein weiteres Mitglied reicher.

Passend zum Corona-Modus ging die Hotel-Eröffnung am Freitagmorgen (6. November) in aller Stille und völlig schnörkellos über die Bühne: ohne Schlüsselübergabe von Architekt an Bauherr, ohne feierliche Ansprachen von Honoratioren, ohne schäumenden Sekt und Fingerfood. „Ich freue mich, dass es endlich losgeht“, sagte Hotelmanager Marcus Gottschlich. Für den 50 Jahre alten Hotelfachmann ist die Übernahme des Direktorenpostens in Essen zugleich eine Heimkehr. In Essen geboren und in Mülheim aufgewachsen hat Gottschlich im „Sheraton“ an der Huyssenallee Anfang der neunziger Jahre einen prägenden Abschnitt seiner Laufbahn erlebt.

Die Nischen-Philosophie des Neulings: „Economy Preise für Premier Standard“

Der Hotel-Investor will von der „top Lage am Hauptbahnhof“ profitieren.
Der Hotel-Investor will von der „top Lage am Hauptbahnhof“ profitieren. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

In der „top Lage am Hauptbahnhof“ sieht der Premier-Inn-Manager gute Chancen, sich erfolgreich im ebenso boomenden wie umkämpften Essener Hotelmarkt behaupten zu können. Mit dem Konzept „Economy Preise für Premier Standard“ sei der Hotel-Neuling gut aufgestellt. „Hier hat der Essener Markt eine Nische.“ Auch der Verlockung, in umsatzstarken Messezeiten kraftvoll an der Preisschraube zu drehen, werde „Premier Inn“ widerstehen. „Wir setzen auf eine stabile Preispolitik.“

Das neue Hotel will Geschäftsreisende ansprechen und Messegäste, aber auch Kulturtouristen und Freizeitreisende. Hinzu komme das buchungstechnisch interessante Segment „Overflow“. Ein Beispiel: Sind die Hotels in Düsseldorf bei einer Messe rappelvoll, biete sich das Essener „Premier Inn“ als Hotel mit Gleisanschluss als Ausweichquartier geradezu an.

Hotel mit Gleisanschluss, elf Stockwerken und 189 Zimmern

Der elfstöckige Neubau hat 189 Zimmer, aber absichtlich kein eigenes Restaurant. Die Gäste können in der Lobby das Frühstück einnehmen und sich sogar mit Speisen von umliegenden Restaurants beliefern lassen. „Wir stellen Geschirr und Besteck, nur die Getränke müssen bei uns bestellt werden“, sagt Gottschlich. Einziges warmes Standard-Gericht des Hauses wird die variabel belegbare Pizza sein. Der eigene Coffee-Shop mit Bar rundet das Gastro-Angebot ab. Aufgrund der aktuellen Corona-Einschränkungen werden die Gäste gebeten, sich eine Art Picknick-Frühstück mit aufs Zimmer zu nehmen.

Ein Blick nach innen: Die Briten versprechen hohen Schlafkomfort – vor allem dank einer Matratze, auf der angeblich auch Elizabeth II. ihr königliches Haupt betten soll.
Ein Blick nach innen: Die Briten versprechen hohen Schlafkomfort – vor allem dank einer Matratze, auf der angeblich auch Elizabeth II. ihr königliches Haupt betten soll. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Zum Essener Hotelteam gehören neben dem Manager 18 Mitarbeiter, von denen ein Teil den Neustart gar nicht miterleben wird. Denn es gebe schon ab Montag Kurzarbeit. Entlassungen könnten so vermieden werden.

Der Neubau ersetzt das alte DB-Hochhaus, das nach langem Leerstand abgerissen wurde. Die Plattenfassade aus gekalktem Weiß ist hochwertig und die Glasfassade im Erdgeschoss lichtdurchflutet.

Auf solchen Matratzen soll auch Elizabeth II. ihr königliches Haupt betten

In der Hotel-Lobby, in der die Farbe Lila dominiert, verströmt die Variation von Couch, Ohrensessel und Kissen eine schlichte Gemütlichkeit. Die auffällig karierten Sessel mit einem Touch Sherlock Holmes verströmen ein unaufdringliches britisches Flair.

Hotel-Neubau ersetzt das alte DB-Hochhaus

Das alte DB-Hochhaus aus den sechziger Jahren stand seit 2011 leer. Lange Zeit war offen, ob das Gebäude saniert oder abgerissen werden würde.

Ursprünglich wollte Premier Inn das neue Hotel schon Anfang 2019 öffnen, aber es kam zu Verzögerungen.

Auf den britischen Insel ist die Premier Inn-Gruppe mit 810 Hotels und 77.000 Betten Marktführer. Auf dem lukrativen deutschen Markt wollen die Briten ebenfalls stark expandieren.

Mit dem neuen Haus in Essen, dem 20. in Deutschland, sei die Zielmarke für 2020 erreicht, sagt Inge Van Ooteghem, die Deutschland-Chefin von Premier Inn. Die nächste Neu-Eröffnung stehe in der kommenden Woche in Hamburg an.

Einen traditionell hohen Stellenwert in Premier-Inn-Häusern genießt das Thema Schlafkomfort. Stolz präsentiert Hotel-Manager Marcus Gottschlich in einem Standard-Zimmer hoch oben in der neunten Etage die 30 Zentimeter dicke und bequeme Hypnos-Matratze, von der er gerne berichtet, dass auch Elizabeth II. ihr königliches Haupt auf einer solchen bette.

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