Essen. Schwimmbäder, Turn- und Sporthallen sind dicht. Der Essener Sportbund hat den Betrieb runtergefahren. Für die Vereine geht es ums Überleben.
„Im Verein ist Sport am schönsten“, heißt es gerne. Damit ist es vorbei. Das Vereinsleben steht still. Schwimmbäder, Turn- und Sporthallen sind geschlossen, damit das Coronavirus sich nicht noch schneller verbreitet. Die Folgen für die Sportvereine dieser Stadt sind längst noch nicht abzusehen.
Am Wochenende saßen die Verantwortlichen des Essener Sportbundes (Espo) zusammen, um zu beraten, wie es in Zeiten der Corona-Krise weitergehen kann. Die Herzsportgruppen und andere Rehabilitationsangebote hatte der Espo bereits abgesagt. Denn deren Teilnehmer zählen zur Risikogruppe und gelten als besonders gefährdet.
Noch während der Krisensitzung erreichte die Runde die Nachricht, dass die Stadt ihre Sportanlagen schließen wird. Ob Vereine die Schlüsselgewalt innehaben oder die Sportstätten eigenverantwortlich betreiben, spielt dabei keine Rolle. Eigenverantwortung ist vielmehr gefragt, um andere nicht zu gefährden. „Es geht darum, die sozialen Kontakte einzuschränken“, betont Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg und appelliert an alle Sportler, sich auch so zu verhalten.
Beim Essener Sportbund melden sich verunsicherte Kursteilnehmer
Ob der Appell auf offene Ohren stoßen wird? Rohrberg beschlichen leise Zweifel, als er sich nach der Sitzung auf dem Heimweg in einem Rüttenscheider Café ein Stück Kuchen holen wollte. „Der Laden war voll bis auf den letzten Platz.“ Unter den Gästen seien besonders viele gewesen, die schon aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters zur Risikogruppe zählen und deshalb vielleicht lieber zuhause geblieben wären. Inzwischen sind auch die Cafés geschlossen.
Dass sich das alltägliche Leben durch die Corona-Krise radikal verändern wird, diese Erkenntnis scheint sich jedoch nur langsam durchzusetzen. Der Espo selbst hat den Betrieb bis auf das Notwendigste runtergefahren. In der Geschäftsstelle an der Planckstraße gingen am Montag zahlreiche Anrufe von verunsicherten Kursteilnehmern ein, berichtet Wolfgang Rohrberg. Über manche Frage habe er sich gewundert. Etwa eines Reitsportvereins mit 50 Pferden in den Boxen, der wissen wollte, was zu tun sei. Nun, da der Reitsport eine Zwangspause macht. „Dass man die Tiere aber nicht verhungern lässt, ist doch klar.“
Auch die Stadtparks werden zum Sporttreiben genutzt
Doch auch der Espo ist zuweilen mit seinem Latein am Ende. Stadtparks sind nach wie vor geöffnet. Auch sie werden genutzt, um Sport zu treiben, gibt Rohrberg zu bedenken. „Und kann ich jemanden verbieten, die Laufschuhe anzuziehen?“ Oder aufs Rad zu steigen. Rund um den Baldeneysee war am Wochenende so viel Betrieb wie an jedem anderen Wochenende.
Verfügung der Landesregierung
Auf Beschluss der Landesregierung müssen alle Sportstätten, gleich ob Indoor oder Outdoor, den Betrieb ab Dienstag, 17. März, ruhen lassen. Ziel ist es, die Weiterverbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die Regelungen sollen demnach zunächst bis zum 19. April gelten, teilt der Espo auf seiner Homepage mit.
Der Essener Sportbund (Espo) vertritt als Dachorganisation rund 130.000 Sportler, die in 450 Vereinen organisiert sind.
Das Problem: Was heute noch gilt, kann morgen schon wieder überholt sein. So stand beispielsweise auf der Homepage des Etuf noch am Montag zu lesen, dass das Vereinsgelände fürs Individualtraining noch zur Verfügung stehe. Schon am Nachmittag galt das nicht mehr. „Wir haben alles abgeschlossen“, berichtete Geschäftsführer Jens Wachowitz. Beim Etuf gilt das „bis auf Weiteres“. Andere, wie die SG Schönebeck, machen zunächst bis zum Ende der Osterferien dicht – und sehen dann weiter.
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Die Krise bewältigen müssen die Vereine selbst. Ob und wie das gelingt, hängt am Ende von den Finanzen ab, gibt Wolfgang Rohrberg zu bedenken. Das fängt bei den Übungsleitern an, die pro Jahr eine Aufwandsentschädigung von maximal 2400 Euro bekommen und hört bei Kräften, die auf Mini-Job-Basis bezahlt werden nicht auf. Der Etuf etwa beschäftigt neben hauptamtlichen Trainern etwa zwei Dutzend Honorarkräfte. So lange der Trainingsbetrieb still steht, bekommen sie kein Geld. Alle anderen werden weiterbezahlt. Finanziert werden die Gehälter aus Mitgliedsbeiträgen, so Wachowitz. Und so lange die Mitglieder kein Geld zurückverlangen, so Wachowitz, könne das so weitergehen. Die Frage, die nicht nur den Etuf umtreibt lautet: Wie lange?