Essen. Die Gastronomie und die Kultur sind unmittelbar vom Lockdown betroffen. Doch auch andere Branchen rechnen mit deutlichen Einbußen.
Der Lockdown für Gastronomie und sämtliche Freizeiteinrichtungen ab Montag dürfte auch andere Branchen in Essen hart treffen. Unter anderem rechnen der Einzelhandel und das Taxigewerbe mit schwerwiegenden Folgen. Auch die Ruhrbahn könnte dies nach der jüngsten Erholung wieder ausbremsen.
„Der Lockdown wird erhebliche Folgen für den Einzelhandel haben“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Essener Handelsverbandes, Marc Heistermann. Zwar dürften die Geschäfte zum Glück weiter geöffnet bleiben. „Wenn aber um uns herum alles schließen muss, dann bedeutet das auch für uns einen faktischen Lockdown. Denn wir brauchen die Frequenzen.“
Vor allem mit Blick auf das wichtige Weihnachtsgeschäft, das im November einsetzt, macht sich Heistermann große Sorgen. „Der November ist ja nicht irgendein Monat. Manche Händler machen im Weihnachtsgeschäft 30 Prozent ihres Jahresumsatzes.“
Handelsverband appelliert an die Kunden, den örtlichen Läden die Treue zu halten
Der Verband befürchtet jedoch, dass nun noch mehr Menschen in den kommenden Wochen ihre Einkäufe online erledigen. Man könne daher nur an die Kunden appellieren, den Läden in der Innenstadt und den Stadtteilen die Treue zu halten. „Der Handel hat sich nach dem ersten Lockdown im Frühjahr noch nicht wieder erholt. Es gibt kein Polster mehr“, betonte Heistermann.
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Wie der Handel so erwartet auch das Taxigewerbe Geschäftseinbrüche im November. „Mich erinnert das mit Grauen an die Situation im Frühjahr“, sagte Unternehmer Rolf Prosch von Taxi Süd. In den kommenden Wochen dürfte es sich für ihn vor allem in den Abend- und Nachtstunden kaum noch lohnen, auf der Straße zu sein. „Der November wird hart“, vermutete er. Im Tagesgeschäft rechnet Prosch dagegen mit weniger Einbußen. Wenigstens Reha-Fahrten, Patiententransporte etc. liefen weiter. Ab Montag aber sei ab 19 Uhr die Stadt „tot“. Seinem angestellten Fahrer könne er daher nicht zumuten, die Nachtschicht zu fahren. „Also bin ich es, der arbeiten wird“, so Prosch.
Stauder-Brauerei erwartet Einbruch beim Fassbier
Die vierwöchige Zwangspause in der Gastronomie trifft auch die Privatbrauerei Jacob Stauder einmal mehr. Schon die Sperrstunde sei ein Einschlag gewesen. „Nun aber werden wir im November kein Fassbier verkaufen“, sagte Brauereichef Thomas Stauder. Das Unternehmen hoffe zwar, auf gute Verkäufe beim Flaschenbier. „Das wird die Verluste im Fassbierbereich aber nicht ausgleichen“, meinte er.
Um Kosten zu sparen, wird Stauder im November deshalb die Kurzarbeit wieder hochfahren. „Für unsere Gastronomie-Kunden ist die Situation aber besonders bitter. Sie haben alle Hausaufgaben gemacht“, sagte Stauder mit Hinweis auf die Hygienekonzepte in der Gastrobranche. „Ich hoffe, dass die Soforthilfen nun auch schnell bei den Gastronomen ankommen.“
Ruhrbahn war gerade auf dem Weg der Erholung
Die Ruhrbahn fährt abermals unsicheren Wochen entgegen. Beim ersten Lockdown im Frühjahr waren die Fahrgastzahlen um 80 Prozent eingebrochen. Auch weil Kunden fürchteten, sie könnten sich mit dem Coronavirus bei anderen Fahrgästen anstecken. Nach und nach konnte die Ruhrbahn Vertrauen zurückgewinnen. Die Zahlen erholten sich und erreichten nach Angaben des Nahverkehrsunternehmens bis zum Beginn der Herbstferien durchschnittlich 80 bis 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.
Für die kommenden Wochen rechnet die Ruhrbahn nun abermals mit weniger Fahrgästen. Einschränkungen im Fahrbetrieb sind allerdings nicht geplant, Busse und Bahnen fahren weiter nach dem gültigen Fahrplan. Das Loch in der Kasse dürfte noch größer werden als erwartet. Bis Jahresende rechnete die Ruhrbahn bislang in Essen mit einem coronabedingten Minus von zwölf Millionen Euro.