Essen-Schonnebeck. Ulrich Brauers wohnt gegenüber von einem Container-Standort in Essen. Der Papiercontainer quillt oft über. Die EBE erklärt Gründe und Lösungen.

Seit drei Wochen wurde der Papiercontainer an der Matthias-Erzberger-Straße/Ecke Bonifatiusstraße nicht geleert. Normalerweise fährt die Mannschaft der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) dort mehrmals die Woche vorbei. Ulrich Brauers weiß das, denn er wohnt direkt gegenüber. Und er weiß auch, was passiert, wenn die Container voll sind: Menschen legen ihre Kartons und Papiere daneben. Im nächsten Schritt landen die dann bei Brauers im Vorgarten und der Senior wird sauer.

Abgewimmelt bei Essener Entsorgungsbetrieben

Wütend macht ihn auch, dass er bei der Stadt und der EBE immer abgewimmelt wird oder nicht den richtigen Ansprechpartner ans Telefon bekommt. Im städtischen Mängelmelder habe er das Problem schon mehrmals angegeben, bisher sei nichts passiert.

Überstunden und hoher Altersdurchschnitt

20.000 Überstunden schieben die EBE-Mitarbeiter vor sich her. Das hatte der Betriebsratsvorsitzende, André Tielke, zuletzt gegenüber dieser Zeitung gesagt. Zu erklären sei dies mit Defiziten bei der Personalplanung. „Es gibt keine Reserve mehr.“

Dazu kommt, dass viele in der Belegschaft aufgrund ihres Alters nicht mehr so leistungsfähig sind, wie sie es in jungen Jahren waren. Der Altersschnitt liegt jenseits der 50. Der Krankenstand bewegt sich im zweistelligen Bereich.

Klar, es habe Streiktage gegeben, deswegen sei der Container nicht geleert worden, weiß Brauers. Doch der Rentner hat die Abfallverordnung der Stadt gelesen. Darin heißt es: „Unterbleibt die Leerung bei vorübergehenden Einschränkungen (….) in Folge von Betriebsstörungen, Streiks, behördlichen Verfügungen oder aus sonstigen, von der Stadt/EBE nicht zu vertretenden Gründen, wird sie sobald wie möglich nachgeholt.“ Darauf wartet Ulrich Brauers jetzt und betont: „Ich will das hier sauber haben.“

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Bettina Hellenkamp, Sprecher in der EBE erklärt, dass ihr Team die durch den Streik verloren gegangenen Tage nur nach und nach aufholen könne. Es gibt noch andere Stellen im Stadtgebiet, beispielsweise am Katernberger Markt und in der Wildstraße in Vogelheim, wo die Tonnen und Container derzeit überquellen.

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Der Streik ist zwar vorbei, die Situation bessere sich aber nach Angaben von Bettina Hellenkamp nicht wirklich, weil durch Corona das Papieraufkommen extrem zugenommen habe. Die Menschen bestellen noch mehr im Internet als vorher.

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Es sei zwar die Pflicht der EBE, das Platzangebot und auch die Entsorgung des Mülls sicherzustellen, aber „wir kommen an unsere Grenzen“, sagt Hellenkamp. Aus Laiensicht würde man sagen: Die Container müssen einfach öfter geleert werden.

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Die EBE-Sprecherin erklärt, dass das Unternehmen sein Personal nicht kurzfristig aufstocken könne und es dann auch an Fahrzeugen mangele: „Das ist nicht wie drei Kilo Tomaten kaufen“, weiß Hellenkamp. Das seien Spezialfahrzeuge mit einer entsprechenden Lieferzeit. „Wir können die Taktung derzeit kaum erhöhen, irgendwann sind die vorhandenen Autos voll und der Arbeitstag vorbei.“ Ulrich Brauers spricht in dem Zusammenhang von schlechter Personalpolitik.

Vier Punkte, die jeder beachten sollte

Und jetzt? Bettina Hellenkamp appelliert an die Bürger: „Zusammen können wir es schaffen, dass es in der Stadt wieder schöner aussieht.“ Sie nennt vier Punkte, die jeder beachten sollte:

1. Zwischenlagern: Papier stinkt nicht und kann demnach auch zu Hause zwischengelagert werden: „Niemand ist gezwungen, etwas neben die Container zu legen, wenn diese voll sind.“

2. Andere Containerstandorte anfahren: Wenn ein Container voll ist, könne man seinen Müll an anderen Standorten entsorgen.

3. Zerkleinern: Wenn Kartons platt gedrückt werden, passen deutlich mehr in die Container rein.

4. Blaue Tonne: Jeder Grundstückseigentümer hat die Möglichkeit, kostenfrei eine blaue Tonne zu bestellen, die dann alle vier Wochen geleert wird. So entspanne sich die Situation an den Containerstandorten.

Bettina Hellmann spricht in diesem Zusammenhang von „konstruktivem Umgang mit dem Müll“. Wenn sich jeder an diese Punkte hält, wäre der EBE geholfen und den Bürgern selbst auch, denn sie müssten sich nicht mehr die Müllberge anschauen.

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