Essen-Steele. Eine CO2-freie Schule mittels Solaranlage: So lautet das Ziel der Schüler vom Gymnasium Wolfskuhle. Die Unterstützung der Stadt fehle ihnen.

Sie sind angetreten, die Stromversorgung ihrer Schule mittels einer Solaranlage auf eigene, CO2-freie Beine zu stellen: Dafür haben Moritz Kaiser, Leonie Rubart, Timon Knüttel und weitere Schüler des Gymnasiums an der Wolfskuhle extra eine Firma gegründet: „The Green Club“ haben sie diese passenderweise getauft. Doch um ihre Idee umzusetzen, braucht es einen langen Atem. Denn die Stadt als Eigentümerin der Schule tut sich scheinbar schwer damit, die Schülerfirma ernst zu nehmen.

Erderwärmung, Klimakatastrophe, CO2-Anstieg – diese Themen bedrücken nicht erst seit der Fridays-for- Future-Bewegung die jungen Menschen weltweit. So auch die Oberstufenschüler des Steeler Gymnasiums. Unter dem Motto „Global denken, lokal handeln“ haben sich die 17-Jährigen Gedanken darüber gemacht, wie man im ganz engen Umfeld etwas für die Umwelt tun und wie man das Thema alternative Stromerzeugung besonders für jüngere Schüler greifbar machen kann.

Zur Seite steht Essener Schülern eine Energiegenossenschaft

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„Also warum nicht einfach eine Solaranlage auf einem unserer Gebäude installieren und den so erzeugten grünen Strom direkt für unsere Schule nutzen?“, fragten sie sich. Um dieses Vorhaben zu realisieren, gründeten sie 2019 nicht nur „The Green Club“, sondern holten sich unverzüglich professionellen Rat und Unterstützung: Ihnen zur Seite steht die Solargenossenschaft Essen eG, eine 2010 ins Leben gerufene Energiegenossenschaft, die sich das Ziel gesteckt hat, nicht passiv auf die Energiewende zu warten, sondern diese aktiv durch eine CO2-freie Stromversorgung mittels Solartechnik voranzubringen.

„Weil unsere Schülerfirma ja auch den Kiosk in der Schule mit Gewinn betreibt, haben wir uns entschlossen, das Geld zu investieren und haben Genossenschaftsanteile erworben“, erklärt Tristan Becker. Der Pädagoge betreut die Gymnasiasten bei ihrem ersten Schritt in die freie Wirtschaft. Es sind vor allen Dingen Oberstufenschüler, die sich als Unternehmer aufstellen und ihre Ideen einbringen.

Stadt ist Eigentümerin des Schulgebäudes

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Mithilfe der Solargenossenschaft konnte „The Green Club“ relativ schnell ein gutes Konzept inklusive der Finanzierung der Solarmodule vorlegen. Doch um dieses Konzept umzusetzen, braucht die Schülerfirma auch die Stadt, die ja Eigentümerin der Schulimmobilie ist. Schließlich muss die Schülerfirma mit der Stadt einen Dachüberlassungsvertrag und einen Vertrag zur Eigenstromnutzung schließen und natürlich auch ein Okay für die Installierung einer Solarstromanlage bekommen.

Das entpuppte sich als die bislang größte Hürde für die Realisierung: „Seit Februar dieses Jahres haben wir hartnäckig und mehrfach versucht, Kontakt zu der zuständigen Stelle bei der Stadt herzustellen, um ihr unser Konzept vorzustellen. Doch wir sind immer wieder vertröstet worden, fühlten uns nicht ernst genommen“, wundert sich Leonie Rubart über das offenkundig mangelnde Interesse der Stadt.

Das Flachdach soll für das Vorhaben nicht geeignet sein

Kontakt zur Solargenossenschaft

Die 2010 gegründete Solargenossenschaft eG mit mittlerweile 130 Mitgliedern baut und betreibt Photovoltaik-Anlagen auf Dächern in der Region und „erntet“ mit den Solarmodulen Strom von der Sonne.

Der Solarstrom spart Kohlendioxid ein und ist klimafreundliche Energie aus erneuerbarer Quelle. Mehr Infos und Kontakt: www.solargenossenschaft-essen.de

Erst viele Monate später, im September, kam es zu einem ersten Treffen. Mit dabei waren neben der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV) auch die Stadtwerke. „Der Vertreter der EVV teilte uns zunächst einmal mit, dass das Flachdach, das wir ausgesucht hatten, nicht für eine solche Anlage geeignet sei“, sagt Timon Knüttel. Nun soll ein Statiker prüfen, ob die insgesamt 30 geplanten Solarmodule auf eine andere Dachfläche passen – doch wann das passiert, ist noch unklar. „Nach den Herbstferien werden wir die Schule über die Prüfung unterrichten“, lautet die Ansage der Stadt.

Schwierig gestaltete sich auch ein weiteres Thema: Die Schüler wollten nämlich von der EVV wissen, wie hoch der Stromverbrauch und damit die Energiekosten ihrer Schule sind, um dann den direkten Vergleich zu haben und ausrechnen zu können, wie viel Geld durch den eigenproduzierten sauberen Strom eingespart werden kann. „Doch man kann uns die angefragten Verbrauchswerte aus Datenschutzgründen nicht mitteilen“, sagt Moritz Kaiser. Nicht nur das Schüler-Trio wundert sich über diese Begründung. Auch auf Nachfrage dieser Redaktion hat sich die Stadt dazu nicht geäußert.

Beim Wettbewerb unter den vier Finalisten

Nun befindet sich „The Green Club“ weiterhin in der Warteschleife, fühlt sich immer noch ausgebremst, aber nicht ohne Hoffnung: Schließlich hat sich die Schülerfirma mit ihrem Umweltkonzept beim Kika-Award „For our Planet“ beworben und gehört dort zu den vier Finalisten. Und da fragt sich mancher: Wie sähe das wohl aus, einen gut dotierten Preis für ein Projekt zu erhalten, das aufgrund der Reaktion der Stadt nicht realisiert werden kann?