Essen-Kettwig. Das Architekten-Büro Kirchner erhält den Deutschen Wohnungsbaupreis 2020 für ein Kettwiger Gebäudeensemble. Das sieht außergewöhnlich aus.

Zum zweiten Mal wurde das Kettwiger Architekturbüro Kirchner mit dem Deutschen Wohnungsbaupreis ausgezeichnet – und zwar diesmal in der Kategorie Quartierentwicklung für das Gebäudeensemble Kringsat 4-8.

Das Ensemble in der kleinen Straße hinter dem Rathaus besteht aus insgesamt drei Gebäuden. Zwei Häuser stehen direkt an der Straße: Sie sind mit den für die Region typischen Schieferschindeln verkleidet. Das eine ist ein Wiederaufbau eines Hauses, das andere eine denkmalgerechte Sanierung. Das dritte Haus liegt zurückgesetzt und ist ein Doppelhaus in moderner Architektur. Die drei Häuser umrahmen einen gepflasterten Innenhof.

Freigelegtes Fachwerk und ein Innenhof für soziale Kontakte

Die freigelegten Fachwerkbalken wurden mit modernen Materialien kombiniert.
Die freigelegten Fachwerkbalken wurden mit modernen Materialien kombiniert. © Kirchner Architekten | P. Gwiazda


„Im Innern der Wohnungen herrscht eine luftige und helle Atmosphäre“, beschreibt Hans Kirchner das Ambiente. Seinen Charme beziehe das Ensemble sowohl aus freigelegtem Fachwerk wie auch aus den modernen Materialien in Kombination mit Farben und Proportionen, die den Nutzern ein besonderes Zuhause-Gefühl vermitteln sollen. Besonders schön sei es auch, zu erleben, dass sich die Bewohner des Objektes pudelwohl fühlten und auch den Innenhof für soziale Kontakte intensiv nutzten.

Warum ausgerechnet diese Häuser als preiswürdig angesehen werden? „Mit dem Projekt ist es gelungen, überlieferte dörfliche Strukturen für zeitgemäße städtische Wohnansprüche zu aktivieren und zugleich historische Substanz vor dem Verfall zu retten“, urteilt die Jury – und spricht damit den Planern aus dem Herzen. Denn genau das haben sie erreichen wollen, sagen die Architekten Stephan Scholz und Hans Kirchner: „Einem weiteren Stück des historischen Stadtteils konnte so wieder neues Leben eingehaucht werden.“

Umbau des Möbelhauses Egemann war 2019 preiswürdig

Das Orginalgebäude Kringsgat 4 war durch einen Brand schwer beschädigt und wurde abgerissen. Mit modernen Baumaterialien wurde es am Standort wieder aufgebaut – in alter Gestalt.
Das Orginalgebäude Kringsgat 4 war durch einen Brand schwer beschädigt und wurde abgerissen. Mit modernen Baumaterialien wurde es am Standort wieder aufgebaut – in alter Gestalt. © FFS | Vladimir Wegener


Die Freude über diese Auszeichnung wiegt natürlich doppelt schwer, bekam das Kettwiger Architekturbüro doch auch schon 2019 einen Preis in der Kategorie Mischnutzung: „Wir freuen uns sehr über die erneute Auszeichnung, nachdem wir bereits diese Anerkennung für die Rathausarkaden in der Schulstraße erhalten haben.“

Das einstige Möbelhaus Egemann, Generationen von Kettwigern bekannt, war 2013 von Kirchner umgebaut worden. Das Traditionshaus an der Schulstraße hatte lange leergestanden, wurde entkernt und auf dem verbliebenen Stahlskelett entstand eine neue Struktur.

Mit gleicher äußerlicher Gestalt steht das Haus am alten Platz

Ähnlich, aber doch wieder anders verhält es sich mit dem Haus Kringsgat 4. Das Fachwerkhaus war durch einen Brand schwer beschädigt worden. In Abstimmung mit der Denkmalbehörde und der Stadt wurde das einsturzgefährdete Haus ganz abgerissen. Mit gleicher äußerlicher Gestalt steht es nun wieder an seinem alten Platz – allerdings aus Stein und Beton.

Das Haus hat zwei Wohnungen: die eine mit 81 Quadratmetern im Erdgeschoss und dem Eingang an der Giebelseite, die andere mit 127 Quadratmetern im Ober- und Dachgeschoss und dem Eingang zur Straßenseite. Das denkmalgeschützte Haus Nummer 8 daneben wurde dagegen umfänglich saniert. Die Fassaden beider Gebäude wurden wie früher mit Schieferplatten verkleidet.


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