Essen-Frohnhausen. Das Duo Telmo Miel aus Rotterdam ist in der Graffiti-Szene bekannt. Jetzt haben die Künstler in Essen-Frohnhausen ein imposantes Bild gesprayt.
Normalerweise sind Graffitis bei Hausbesitzern nicht gerade beliebt, denn oft sind es amateurhafte Schriftzüge mit sinnlosen Botschaften, die die Hauswand verschmutzen. In Essen-Frohnhausen freuen sich die Anwohner jetzt aber über das Werk an ihrer Fassade. Statt auf eine eintönig grau gestrichene Wand blicken sie auf ein buntes, über vier Stockwerke großes, Graffiti.
An der Düsseldorfer Straße 41, Ecke Leipziger Straße, hat das Urban Art-Duo Telmo Miel aus Rotterdam sich verewigt. Dort ist ihre Neuinterpretation von „Frau mit Rechen“ von Jean-François Millet zu bewundern. Ein Gemälde, das vor mehr als 160 Jahren entstand und inzwischen in New York im Metropolitan Museum of Art hängt.
Das Mega-Kunstwerk in Frohnhausen ist Teil des Projekts Walls of Vision der Dr. Hans Riegel-Stiftung, dei historische Kunstgüter mit Urban Art in die Zukunft transportieren will. „Wir wollen Kunst für alle zugänglich machen, nicht nur für einen elitären Kreis“, erklärt Stiftungsmitarbeiter Alexander Kukla die Vision. „Kunst im öffentlichen Raum gibt es nicht so oft.“ Die Naturverbundenheit stehe dabei im Fokus.
Graffiti in Essen-Frohnhausen: Niederländisches Duo Telmo Miel sprayt Kunstwerk
In der modernen Frohnhauser Version ist eine Frau zu sehen, die mit einem Besen weggeworfenen Dreck zusammenfegt, im Hintergrund liegen Müllsäcke. Das Bild verdeutlicht laut Walls of Vision, dass es insbesondere die junge Generation ist, die sich mit der Verschmutzung der Welt auseinandersetzt. „Frau mit Rechen“ sei ein Zeichen der Anerkennung für den Umwelteinsatz.
2019 startete Walls of Vision mit der Graffiti-Kunst in Köln. „Für 2020 legten wir den Fokus auf das Ruhrgebiet und stießen erfreulicherweise auf offene Ohren“, so Kukla. Die Mitarbeiter der Stadt seien sehr offen und hilfsbereit gewesen. Das Kulturamt habe Tipps geben, „dann sind wir direkt nach Essen gefahren, haben uns umgeschaut und die Leute angesprochen“. Idealerweise habe man nach einer frequentierten Straße gesucht.
Walls of Vision plant weitere Graffiti-Kunst in Essen
In Frohnhausen wurde man an der Düsseldorfer Straße fündig. „Wir haben das Projekt und den Entwurf der Eigentümergemeinschaft vorgestellt und sie haben sehr schnell zugesagt“, sagt Kukla. Zwei Monate dauerten die Vorbereitungen – von der Fassadensuche bis zur Abstimmung mit den Künstlern aus den Niederlanden. Telmo Pieper und Miel Krutzmann brauchten dann nur knapp eine Woche bis das Graffiti an der Fassade war: 170 Quadratmeter Sprayer-Kunst abgemalt von einer Vorlage auf dem Smartphone. „Mir ist das ein Rätsel, wie das funktioniert“, so Kukla. „Sie sind sogar einen Tag schneller fertig geworden als geplant.“
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Den Frohnhausern gefällt ihre Millet-Interpretation an der Wand. „Die Resonanz ist sehr positiv. Viele bleiben stehen und machen Fotos“, erzählt Thomas Hurwitz, der im Erdgeschoss des Hauses wohnt. Nur eine negative Reaktion habe es gegeben: „Einer Nachbarin gefällt es wohl nicht so gut. Sie sagte mir, dass sei eine Putzfrau mit Schrubber.“
Für das Kunstwerk mussten Hurwitz und die anderen Hausbewohner nichts zahlen, „das bekamen wir geschenkt. Die Stiftung hat sich sogar verpflichtet, auf Dauer die Fassade in Stand zu halten“, so Hurwitz. Dass das Werk der Niederländer irgendwann beschmiert wird, glaubt er nicht. Auch Alexander Kukla rechnet nicht mit so einer Aktion. Bisher sei das nur in Ausnahmefällen geschehen .„Und es gibt einen Ehrenkodex in der Szene. Telmo Miel ist ein renommiertes Künstler-Duo.“
Neben Frohnhausen ist im Ostviertel an der Schule am Steeler Tor ein neues Kunstwerk zu sehen. Und weitere Graffitis sollen folgen. Laut Walls of Vision gibt es bereits Angebote aus Essen, im nächsten Jahr erneut ein historisches Kunstwerk an eine Hauswand zu bringen – vielleicht dann in Bochold oder Schönebeck?
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