Essen-Frohnhausen. Statt Schließung die Eröffnung: Zwei Essener haben in der Corona-Krise ein Café gestartet. Auf einen nächsten Lockdown wären sie vorbereitet.

Die Corona-Krise hat die Existenz vieler Gastronomen gekostet. Die Lieblingsbar um die Ecke machte dich, das Restaurant mit dem leckeren Nudelgericht in der Nachbarschaft schaffte es nicht durch den Lockdown. Dass sich Jungunternehmer in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit ausgerechnet für eine Café-Eröffnung entschließen, da kann man sich wohl einig sein, ist eine Seltenheit.

Doch die Essener Nicole Hobach und Jonas Hußmann haben es gewagt und Ende September in der Lüneburger Straße in Essen-Frohnhausen ihre „Hummelbude“ eröffnet. Die Corona-Krise war sogar der Auslöser, wie Nicole Hobach erzählt.

So habe sie bei ihrem alten Arbeitgeber in 100 Prozent Kurzarbeit gehen müssen. „Ich bin allen Informationen hinterhergerannt und hab mich nicht ernst genommen gefühlt“, so die 28-Jährige. „Ich wollte mich trotz Kurzarbeit einbringen, aber wurde nur enttäuscht. Da hatte ich keine Lust drauf.“

Trotz Corona-Pandemie: „Hummelbude“ in Essen-Frohnhausen eröffnet

Da sei ihr und Jonas Hußmann das Café in den Sinn gekommen. „Wir hatten Anfang des Jahres bereits bei Ebay-Kleinanzeigen gesehen, dass der Vorbesitzer die Räumlichkeiten in Frohnhausen abgeben will“, berichtet Nicole Hobach. Damals hatten sie sich aber noch gegen das Bistro entschieden, weil es ihnen etwas zu klein war. Corona und die fehlende Wertschätzung im alten Job änderten aber Hobachs Einstellung. „Wir wollten uns schon immer selbstständig machen und haben dann gesagt: Das kriegen wir hin!“

Die „Hummelbude“ in Essen-Frohnhausen.
Die „Hummelbude“ in Essen-Frohnhausen. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Gesagt getan. Die beiden gelernten Köche kontaktierten den Besitzer der ehemaligen „Dankbar“, erstellten einen detaillierten Businessplan und suchten Lieferanten. „Wir versuchen, wo es geht, nur mit Bioprodukten zur arbeiten. Nachhaltigkeit ist uns total wichtig“, sagt die 28-Jährige.

So werden die Kaffeebohnen von der Rösterei Arcangelo aus Frohnhausen geliefert, „eine spezielle Röstung nur für uns“, wie Hobach stolz erzählt. Es gibt Honig aus dem Viertel und bald soll ein Hobby-Brauer aus der Nachbarschaft sein Bier in der „Hummelbude“ anbieten.

Strenge Corona-Regeln in der Gastronomie

Ob Frühstück, Mittag oder Abend – zu essen gibt es vegane und vegetarische Gerichte, viel Saisonales: Kürbissuppe, Graupenrisotto mit Sojageschnetzeltem, Reiswaffelmett, dazu Kuchen und Torten. Den Mittagstisch gibt es ab 7,50 Euro, das Drei-Gang-Menü am Abend kostet zwischen 30 und 35 Euro.

Dass die beiden Frohnhauser ihr Handwerk verstehen, müssen sie nicht mehr beweisen. Seit drei Jahren richten sie den privaten Supperclub „Zum goldenen H“ aus, bei dem in der heimischen Küche Fünf-Gänge-Menüs serviert werden.

Auch interessant: So geht die Erfolgsgeschichte von Pottsalat weiter

Doch in Zeiten der Pandemie kommt es nicht nur auf leckeres Essen an, um als Café zu überleben. Auch die Einhaltung der strengen Corona-Regeln spielt eine wichtige Rolle. Nicole Hobach muss Tische und Stühle immer wieder desinfizieren, die Kontaktdaten der Gäste notieren, auf den Mindestabstand zwischen Tischen achten, Mundschutz tragen.

Nächster Lockdown – Essener Café wäre vorbereitet

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga warnte bereits, dass vier von fünf befragten Betriebe davon ausgehen, dass unter den Corona-bedingten Auflagen kein wirtschaftliches Handeln möglich sei. Ganz zu schweigen vom Horrorszenario für alle Gastronomen: ein nächster Lockdown. Mehr zu aktuellen Corona-Entwicklung in Essen lesen Sie hier.

Doch die „Hummelbude“ wäre vorbereitet, blauäugig ist man nicht gestartet. „Wir haben von Anfang an ein To-Go-Konzept mit eingeplant“, sagt Nicole Hobach. „Bei einem Lockdown kriegen wir das mit der Essenslieferung hin.“

Dass der eigene Laden eine Herzensangelegenheit ist, merkt man auch daran, wie viel Zeit und Energie sie investiert. Sechs Tage die Woche, von früh bis spät, arbeitet Hobach. Wie viel Stunden genau, das habe sie nicht ausgerechnet, dass „deprimiert mich sonst nachher zu sehr“. Sie mache das alles aus Leidenschaft: „Vorher war ich nur Köchin, jetzt stehe ich in meinem eigenen Laden und habe mit Gästen zu tun. Das macht Spaß.“

Mehr zu Frohnhausen: So kämpft 30-Jährige gegen Verfall

Und die Frohnauser freuen sich über den Einsatz. „Viele Anwohner sind glücklich, dass im Viertel wieder etwas passiert“, berichtet Hobach, die seit vier Jahren in Frohnhausen lebt. „Der Zusammenhalt macht unseren Stadtteil aus. Und es ziehen immer mehr Leute hier hin, Frohnhausen wird immer hipper“, findet Nicole Hobach.

Unseren Essen-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen