Essen. Auf der Essener Alfredstraße soll 2020 eine intelligente Ampelschaltung dafür sorgen, dass der Grenzwert für Stickstoffdioxid eingehalten wird.
Mehr als 40.000 Fahrzeuge rollen jeden Tag über die Alfredstraße. Damit zählt die Bundesstraße zu den am stärksten belasteten Straßen der Stadt. Die Folge: Stau und dicke Luft. Nun will die Stadt Essen unter anderem mit Hilfe einer intelligenten Ampelsteuerung dafür sorgen, dass die Verkehr fließt und die Schadstoffwerte sinken. Im Februar kommenden Jahres geht’s los.
Die sogenannte umweltsensitive Signalsteuerung ist zentraler Bestandteil des Vergleichs, den die Stadt Essen und das Land NRW mit der Deutschen Umwelthilfe vor dem Oberverwaltungsgericht Münster geschlossen hatte, um Fahrverbote für ältere Diesel und Benziner zu umgehen. Sie soll die Stickstoffdioxid-Belastung an der Alfredstraße unter den von der EU festgelegten Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft drücken. „Die Deutsche Umwelthilfe hatte vor Gericht bezweifelt, dass es funktioniert“, verriet Umweltdezernentin Simone Raskob vor dem Bau- und Verkehrsausschuss. Die Stadt will und muss das Gegenteil beweisen.
Zwischen der Folkwangstraße und der Bertoldstraße gilt dann Tempo 30
Dafür sollen zunächst von Februar bis Juli zunächst verschiedene Tests durchgeführt werden. Dazu gehört Tempo 30 auf dem Streckenabschnitt zwischen der Folkwangstraße und der Bertoldstraße. In Höhe Alfredstraße Hausnummer 9/11 unterhält das Landesumweltamt eine Messstelle. So lässt sich unmittelbar feststellen, ob die Schadstoffbelastung durch das Absenken der zulässigen Höchstgeschwindigkeit tatsächlich sinkt. Seit Oktober wird der Verkehr in Höhe der Bertoldstraße bereits mit Hilfe von Messsonden in der Fahrbahn ständig gezählt.
Getestet werden zudem verschiedene Ampelphasen, zunächst als Simulation am Computer, wenn die Ergebnisse erfolgversprechend sind auch im realen Betrieb. Bis zum Sommer sollen die Ampeln dann technisch soweit umgerüstet werden, dass sich der Verkehr automatisch so steuern lässt, dass die Grenzwerte nicht überschritten werden.
An den Kreuzungen sollen Pförtnerampeln den Zufluss auf die Alfredstraße regeln
Zu guter Letzt wird das von der Stadt beauftragte Ingenieurbüro den Verkehrsfluss testweise mit Hilfe von Pförtnerampeln auf der Alfredstraße regulieren. Die Gutachter bevorzugen dabei längere Rotphasen an den Straßen, die auf die Alfredstraße münden. Die Busse der Ruhrbahn, welche die Alfredstraße an der Kreuzung Martinstraße queren, sollen dennoch nicht zu lange im Stau stehen. Und auch die Radfahrer, die auf der Kahr- und Witteringstraße unterwegs sind, will man nicht mehr ausbremsen, soll die Strecke doch als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Es klingt nach einer Quadratur des Kreises.
Die Alternative wären Pförtnerampeln beispielsweise am Werdener Berg oder in Höhe der A52. Stau, womöglich bis auf die Autobahn, will man vermeiden.
Weniger Autos auf der Alfredstraße sind dagegen erwünscht. Das Landesumweltamt hält es für erforderlich, dass die Verkehrsbelastung mindestens um zwölf Prozent sinkt, was etwa 4000 Fahrzeugen pro Tag entspricht.
Die Einrichtung der „umweltsensitiven Signalschaltung“ wird vom Bund zu 50 Prozent gefördert. 50 Prozent übernimmt die Stadt. Die Gesamtkosten belaufen sich nach Angaben der Verwaltung auf rund vier Millionen Euro.
Entscheidung zu Fahrradstraßen vertagt
Die Ampelschaltung auf der Alfredstraße ist nur eine von zahlreichen Maßnahmen, auf die sich die Stadt Essen und Land NRW mit der Deutschen Umwelthilfe in der Vergleichsverhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster verständigt haben. Dazu gehört auch die Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs und des Radverkehrs.
Die Entscheidung über die Einrichtung von zwei Fahrradstraßen hat der Bau- und Verkehrsausschuss am Donnerstag auf die nächste Sitzung im Januar des kommenden Jahres verschoben. Die Fraktionen von SPD und CDU haben Beratungsbedarf, da die Bezirksvertretungen Bedenken formuliert hatten.
Die Luftbelastung durch Stickstoffdioxid stellte sich an der Alfredstraße sehr unterschiedlich dar. Nach Angaben des Landesumweltamts wurden im September (20. August bis 1. Oktober) durchschnittlich 41,9 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, im wegen der Ferien verkehrsärmeren Vormonat (25. Juli bis 20. August) waren es durchschnittlich nur 38 Mikrogram. Im April lag die durchschnittliche Belastung bei 51,3 Mikrogramm und damit weit über dem Grenzwert. Das könnte dafür sprechen, dass neben dem Verkehr auch andere Faktoren einen großen Einfluss auf die Luftqualität haben, beispielsweise das Wetter. Entscheidend ist am Ende der Jahresgrenzwert. 2018 lag dieser im Jahresmittel bei 48 Mikrogramm.