Essen. Die Luftbelastung ist 2019 an der Gladbecker Straße zurückgegangen. SPD und CDU fordern mehr Grün, doch Pflanzen könnten sogar schaden.

Für die Anwohner der Gladbecker Straße ist es eine gute Nachricht. Aber gute Nachrichten sind relativ, wenn man an einer der am höchsten belasteten Straßen der Stadt wohnt. Dennoch: Vieles spricht dafür, dass der Grenzwert für Stickstoffdioxid 2019 dort erstmals seit Jahren eingehalten wurde.

Die endgültige Auswertung des Landesumweltamtes steht zwar noch aus, aber die vorliegenden Daten geben genügend Anlass zum Optimismus. So wurde in den ersten Monaten des vergangenen Jahres eine durchschnittliche Belastung von 39 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Erlaubt sind maximal 40 Mikrogramm.

Die Luft wird also langsam besser. Allein darauf wollten sich SPD und CDU nicht verlassen, als sie die Stadtverwaltung im November vergangenen Jahres beauftragten dafür Sorge zu tragen, dass sich die Lebensbedingungen an der Gladbecker Straße kurzfristig verbessern – zumindest ein wenig. Wer nicht viel erwartet hat, wird sich durch die Antwort der Verwaltung bestätigt fühlen.

Die Fahrbahn würde durch Pflanzen auf dem Mittelstreifen weniger stark durchlüftet

So hatten SPD und CDU angeregt, den Mittelstreifen der vierspurigen Bundesstraße zu begrünen. Die Verwaltung verweist jedoch auf eine Untersuchung, die der Regionalverband Ruhr bereits 2005 beim Geografischen Institut der Ruhruniversität Bochum in Auftrag gegeben hatte. Damals ging es um die Belastung durch Feinstaub. In einer Modellsimulation berechneten die Forscher, welchen Einfluss es auf die Luftqualität hätte, würde der Mittelstreifen auf dem Straßenabschnitt zwischen dem Ellernplatz und der Bäuminghausstraße bepflanzt. Das Ergebnis: Die Feinstaubbelastung würde nicht sinken, sondern sogar steigen, da die Straße weniger stark durchlüftet würde.

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Dicke Luft durch mehr Grün? Was für Feinstaub gilt, wäre auch für Stickstoffdioxid zu erwarten, warnt die Verwaltung. Bemühungen, einem Dieselfahrverbot zu entgehen, würden konterkariert. „Wenn sich das nicht machen lässt, müssen wir damit leben“, kommentiert SPD-Ratsherr Martin Schlauch, Initiator des gemeinsamen Antrages beider Fraktion, die Stellungnahme der Verwaltung.

SPD und CDU fordern auch eine optische Aufwertung der Gladbecker Straße

Zwischen der Hövelstraße und der Krablerstraße, wo die Gladbecker Straße breiter ist und die Bebauung stellenweise nicht so dicht an die Fahrbahn heranreicht, soll der Mittelstreifen sehr wohl begrünt werden, einmal auf einer Länge von vier Metern, einmal auf einer Länge von zehn Metern jeweils mit Stauden. Die Pflanzen sollen 50 bis 70 Zentimeter hoch wachsen. SPD und CDU hatten gefordert, die Gladbecker Straße möge auch optisch aufgewertet werden.

Zum Beispiel, in dem weitere Bäume gepflanzt werden. Die Bedingungen an der Gladbecker Straße sind auch für Bäume extrem. Die vorhandenen sind eher kümmerlich, was auch daran liegt, dass die Baumscheiben zu klein sind und der Boden verdichtet ist. Auszuwählen wären Bäume, die weniger anfällig gegenüber Schadstoffen sind und die kein allzu dichtes Kronendach bilden, heißt es. Einzelne Stellplätze seien möglicherweise verzichtbar. Die Verwaltung möchte das aber noch genauer untersuchen. Martin Schlauch hielte das für vertretbar: „Wenn Stellplätze wegfallen, dann ist das eben so.“

46.350 Fahrzeuge pro Tag

Der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurde 2019 an der Gladbecker Straße an drei Monaten überschritten. Im Januar wurden durchschnittlich 45 Mikrogramm gemessen, im Februar 52 Mikrogramm) und April 43 Mikrogramm. Im November lag die Belastung durchschnittlich bei 40 Mikrogramm. An Werktagen liegt das Verkehrsaufkommen auf der Gladbecker Straße bei 46.350 Kraftfahrzeugen.

Die Stadt hatte erwogen, eine Reihe von Gebäuden an der Gladbecker Straße zu kaufen und abzureißen. Da Eigentümer nicht verkaufen wollen, prüft die Verwaltung, ob auch diese Immobilien in das Programm zur Fassadenerneuerung aufgenommen werden können. Das Ergebnis soll bis Mitte des Jahres vorliegen.

Mit Skepsis reagiert der Ratsherr auf die Reaktion der Verwaltung auf den Vorschlag, die Fahrbahn an heißen Tagen einmal täglich zu wässern. Auch hier verweist die Verwaltung auf eine Studie, durchgeführt vom Landesumweltamt an der Corneliusstraße in Düsseldorf – wie die Gladbecker Straße ein sogenannter Hotspot in Sachen Luftbelastung. Eine Nassreinigung habe dort nur leichte Verbesserungen gebracht. Von Mai bis bis Dezember 2005 war auch die Gladbecker Straße versuchsweise in den frühen Morgenstunden nass gereinigt worden. „Eine Wirkung war nicht nachweisbar“, betont die Verwaltung. Anwohner hätten sich zudem über Lärm beschwert. Reinigen ließe sich die Straße auch am späten Vormittag, hält Schlauch dem entgegen.

Was machbar sei, müsse nun auch schnell umgesetzt werden, betont der SPD-Ratsherr. Im März befassen sich die Fachausschüsse des Stadtrates mit dem Problem.