Essen. Die Essener Schulen bleiben wegen des Warnstreiks im öffentlichen Dienst geschlossen. Die Stadt begründet dies mit dem Gesundheitsschutz.
Wie viele Schulhausmeister dem Streikaufruf von Verdi folgen werden? Bei der Stadt Essen tappen sie im Dunklen. Dennoch bleiben am Donnerstag alle Schulen geschlossen. Warum?
Das Lagezentrum zur Bekämpfung der Coronapandemie habe so entschieden, erläuterte Stadtsprecherin Silke Lenz auf Nachfrage. Dass Schüler möglicherweise vor verschlossenen Schultoren hätten stehen können, habe man weder ihnen noch den Eltern zumuten wollen, so Lenz. Und: Die Stadt habe nicht sicherstellen können, dass die Reinigungskräfte Zutritt zu den Schulgebäuden bekommen. Das war offenbar ausschlaggebend, gleich alle Schulen dicht zu machen.
Laut Verdi werden Hausmeister an 60 bis 80 Schulen die Arbeit nicht aufnehmen
Nicht jeder Betroffene kann dies nachvollziehen. Verdi-Geschäftsführerin Henrike Eickholt berichtet im Gespräch mit der Redaktion von einem langen Telefonat, das sie mit einer erbosten Mutter geführt habe. „Für die Schulschließungen sind wir nicht verantwortlich“ sagt Eickholt. „Das war eine Entscheidung der Stadt.“ An 60 bis 80 Schulen werden Hausmeister nach Einschätzung von Verdi am Donnerstag die Arbeit nicht aufnehmen. Die Gewerkschaft hatte den Warnstreik am Dienstag angekündigt, damit Eltern und auch die Stadt Essen sich darauf einstellen konnten.
Zum Warnstreik aufgerufen hatte Verdi neben den Hausmeistern auch Schulsekretärinnen und Erzieher im Offenen Ganztag. Das Reinigungspersonal hingegen ist nicht bei der Stadt angestellt, sondern bei der städtischen RGE Servicegesellschaft. Im Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst, den Verdi mit dem Verband der kommunalen Arbeitgeber ausfechtet, sind die Beschäftigten der RGE außen vor. Vereinzelt übernehmen aber auch Hausmeister Reinigungsaufgaben, heißt es von Schulseite.
Eine Befragung der Schulen ergab ein uneinheitliches Bild
Wie Stadtsprecherin Silke Lenz ausführte, war der Entscheidung des Lagezentrums eine Abfrage bei den Sprechern der verschiedenen Schulformen vorausgegangen. Die Befragung habe ein uneinheitliches Bild ergeben. Letztlich war die Sorge ausschlaggebend, dass sich Schüler womöglich mit dem Coronavirus infizieren, wenn sie am Freitag wieder zur Schule gehen und das Gebäude wegen des Streiks am Donnerstag nicht gereinigt worden wäre. Das Risiko, dass eine unbekannte Zahl an Schulen nicht gereinigt wird, wollte die Stadt nicht eingehen, bestätigte Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel.
Die Verwaltung sei den sicheren Weg gegangen, sagt Winfried Bega von der Grundschule am Wasserturm und Sprecher für diese Schulform. Laut Bega war es unmöglich, alle Grundschulen „auf einen Nenner“ zu bringen. Einige Schulen wären seiner Einschätzung nach sicher nicht gereinigt worden. Zwar hätte jede Schule für sich die Eltern darüber informieren können, ob der Unterricht stattfindet oder nicht. „Es wäre machbar gewesen.“ Ob diese Information auch alle Eltern erreicht hätte, sei aber fraglich. Bega spielt auf Familien aus bildungsfernen Schichten an. „Wir wollten eine einheitliche Lösung“, sagt der Schulleiter zu der Frage, ob die Schulen hätten öffnen sollen oder nicht.
Wegen Corona ist bereits viel Unterricht ausgefallen, Klausuren werden verschoben
Berthold Kuhl, Schulleiter an der Frida-Levy-Gesamtschule und Sprecher für die Essener Gesamtschulen hatte für diese Schulform „kein klares Votum abgegeben“. Sicherheitsaspekte hätten dem Umstand gegenüber gestanden, dass aufgrund der Coronapandemie bereits viel Unterricht ausgefallen ist. Auch für Donnerstag seien Klausuren geplant gewesen, die nun verschoben werden müssen.
Kuhl geht davon aus, dass Schulleiter oder Lehrer die Schulen am Morgen sehr wohl aufgeschlossen hätten, gibt aber zu bedenken, dass das die Schulgebäude erst nach Schulschluss gereinigt werden, häufig nach 16 Uhr. Das setzt voraus, dass jemand bis zum Abend bleibt, um abzuschließen. Um die Technik könne sich im Zweifel nur der Hausmeister kümmern.
Die Situation durch Corona an den Schulen nennt der Gesamtschulleiter grenzwertig. Das gilt für alle: für Schüler, Lehrer und auch Eltern.
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