Essen. Weil die Werte in Essen steigen und auf Privatfeiern zu oft das Coronavirus verbreitet wird, zieht die Stadt Konsequenzen. Appell auch an Wirte.

233 Neuinfektionen hat es in Essen in den sieben Tagen vom 28. September bis 4. Oktober gegeben, der Inzidenzwert, die Zahl der Erkrankten pro 100.000 Einwohner stieg damit erneut und betrug am Montag exakt 39,4. Für die Stadt ist das Überschreiten der Warnstufe Anlass, private Feiern und Zusammenkünfte mit mehr als 50 Teilnehmern zu verbieten. Diese hatten sich zuletzt immer wieder als Verbreitungsorte für das Coronavirus erwiesen.

Die Allgemeinverfügung tritt ab kommenden Montag, 12. Oktober in Kraft, betroffen sind ausdrücklich zunächst nur private Veranstaltungen in öffentlichen Räumen wie Restaurants oder Gemeindesäle. In den Wohnungen bleibt es vorerst bei Appellen.

Schon ab 25 Personen muss das Ordnungsamt informiert werden

Darüber hinaus ist bereits ab einer Personenanzahl von 25 beim städtischen Ordnungsamt eine Anmeldung erforderlich, und zwar drei Werktage vor der Veranstaltung in öffentlichen Räumen. „Dem Ordnungsamt ist außerdem eine verantwortliche Person zu nennen, die unter anderem eine Kontaktliste während der Veranstaltung pflegt“, sagt Gesundheitsdezernent Peter Renzel. Die Allgemeinverfügung gilt zunächst für drei Wochen.

Die Stadt will größere geplante Privatfeiern, etwa am kommenden Wochenende, noch stattfinden lassen, daher die Frist bis 12. Oktober. „Eine Absage wäre nicht verhältnismäßig“, so Renzel. Allerdings müssen bis 12. Oktober vorgesehene Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern beim Ordnungsamt der Stadt Essen angemeldet werden, unter anderem will die Stadt dann im Detail wissen, wie die Hygiene gewährleistet wird.

Wirte trifft die absehbare Absage von gebuchten Veranstaltung erneut hart

Für einige der bereits schwer geprüften Essener Wirte kann die neue Verordnung zusätzliche finanzielle Härten bringen. „Fünf Hochzeiten, die eigentlich noch stattfinden sollten, werden jetzt wohl ausfallen“, klagt Stefan Romberg, Pächter der „Heimlichen Liebe“ im Schellenberger Wald. Damit gerieten noch einmal Einnahmen im fünfstelligen Bereich in Gefahr. „Dennoch halte ich die Maßnahmen für sinnvoll und bitte alle, sich auch im Privaten daran zu halten“, so Romberg. Nur ungern erinnert sich der Gastronom an eine Feier im März, als zwei „Super-Spreader“ 14 weitere Gäste ansteckten - darunter Rombergs Frau. Dieses Erlebnis habe für ihn vieles verändert.

Renzel: Habe mich neulich auf der Rü sehr gewundert

Weil manche Essener Wirte es nicht so genau nehmen mit den Kontaktlisten, soll es demnächst ein persönlich gehaltenes Schreiben des Oberbürgermeisters geben, das eindringlich für das Einhalten der Vorschriften werben will. „Als ich neulich mal über die Rü fuhr und die vielen Leute eng beieinander sah, habe ich mich schon gewundert“, berichtet Renzel. Die Pandemie, so seine Überzeugung, müsse hie und da wieder ernster genommen werden.

Erfreulich diszipliniert verhalte sich der Spitzensport. „Im Stadion Essen sind die Corona-Vorschriften vorzüglich umgesetzt worden“, lobt Renzel. Problem sei allerdings das Danach – auf dem Heimweg verliere sich dann manche Abstandsregel. „Da müssen wir nacharbeiten.“ Das gelte auch für kleinere Sportveranstaltungen. In Abstimmung mit dem Essener Sportbund will die Stadt Sportvereine mit einem detaillierteren Hygienekonzept unterstützen. Dieses soll eine auf die Örtlichkeit angepasste Beschränkung der Personenanzahl benennen und auch Verhaltensregeln in der Halle selbst vorgeben.

TUP-Veranstaltungen sind nicht betroffen

Für die Theater und Philharmonie GmbH (TUP)hat die neue Allgemeinverfügung der Stadt zunächst keine Bedeutung. Das heißt, in Aalto, Grillo und der Philharmonie sind auch weiterhin größere Veranstaltungen möglich.

„Durch die Rückverfolgung wissen wir ja, wo die Menschen sich anstecken“, sagt Gesundheitsdezernent Peter Renzel. In den Theatern passiere dies derzeit definitiv nicht und auch nicht in den Stadien. Allenfalls die Heimwege seien ein Problem.