Essen. Gegen die Seniorin, die am Gervinusplatz in eine Menschengruppe fuhr, wurde Anklage erhoben. 66-Jähriger starb, elf Menschen wurden verletzt.

Über ein halbes Jahr nach dem Horror-Crash mit einem Toten und elf Verletzten am Gervinusplatz in Essen-Frohnhausen hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen die 81 Jahre alte Unfallfahrerin vor dem Landgericht Essen erhoben. Der Seniorin, die am letzten Februartag mit ihrem BMW ungebremst und mit mutmaßlich hoher Geschwindigkeit an einer Haltestelle in eine Gruppe Fahrgäste der Straßenbahn 109 fuhr, soll sich wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verantworten, sagte Oberstaatsanwältin Birgit Jürgens am Mittwoch.

Vor Gericht dürfte es dann vor allem um eine Antwort auf die Frage gehen, ob die Frau aufgrund ihres Alters noch in der Lage gewesen ist, ein Fahrzeug zu führen und warum sie in die Menschengruppe gerast ist. Denn die genaue Ursache des Unfalls ist bis heute unklar. Nach ersten Aussagen am Unfallort gingen die Ermittler bislang davon aus, dass die ältere Dame Gas- und Bremspedal verwechselt haben könnte. Doch „wir wissen es nicht“, räumte Jürgens ein. Die Beschuldigte habe sich dazu offiziell bislang nicht geäußert.

Gutachter schließt technischen Defekt an dem BMW aus

Einen denkbaren technischen Defekt an dem Unfallwagen hat ein Gutachten ausgeschlossen. Unter der Einwirkung von Alkohol oder Medikamenten stand die 81-Jährige ebenfalls nicht. Dies wiederum hat die Auswertung der Blutprobe der Frau ergeben.

Nach dem Unfall, bei dem Menschen durch die Wucht des Aufpralls wie Puppen durch die Luft geschleudert wurden, spielten sich auf der Frohnhauser Straße dramatische Rettungsszenen ab. Augenzeugen leisteten blutenden Schwerverletzten verzweifelt Erste Hilfe, bis die Rettungskräfte nach kurzer Zeit eintrafen, um die Opfer notfallmedizinisch zu versorgen. Auch der Rettungshubschrauber „Christoph 9“ aus Duisburg war vor Ort.

Ein 66 Jahre altes Unfallopfer starb in einem Krankenhaus

Zusätzliche Unterstützung bekam der Essener Rettungsdienst von den Feuerwehren aus Gelsenkirchen und Bochum, die jeweils einen Notarzt und einen Rettungswagen nach Essen brachten, um in der Hochphase des Einsatzes die Versorgung im übrigen Stadtgebiet gewährleisten zu können.

Einen 66-jährigen Frohnhauser hatte es bei dem Unfall besonders schlimm erwischt. Während alle anderen Opfer sich von ihren Verletzungen vergleichsweise schnell erholten, kämpften die Ärzte drei Wochen lang auf der Intensivstation um das Leben des Mannes. Am Ende erfolglos: Er starb Ende März in einem Krankenhaus.

An dem Großeinsatz waren 63 Kräfte beteiligt

Insgesamt waren an dem Großeinsatz am 29. Februar 63 Kräfte beteiligt. Die stark befahrene Kreuzung blieb über mehrere Stunden komplett gesperrt, bis die aufwendige Unfallaufnahme abgeschlossen werden konnte. Bis heute wirkt der Unfall nach: Ampelschaltungen werden kritisiert und Tempo-30-Regelungen diskutiert. Doch verschärfte Verkehrsregeln, so viel scheint inzwischen klar zu sein, hätten einen der wohl schrecklichsten Unfälle der vergangenen Jahre in Essen kaum verhindern können.

Eine Verhandlung vor Gericht ist noch nicht terminiert.

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