Essen-Steele. Der Essener Verein Stadttauben schlägt Alarm, weil immer mehr Jungtiere den Steeler Schlag ansteuern. „Das hätte verhindert werden können.“
Sie tauschen tausende Eier aus, reduzieren die Zahl der Tiere und helfen somit Steele und der Stadt: Jetzt brauchen die Mitglieder der Arbeitsgruppe Stadttauben selbst Hilfe. Weil immer mehr Züchter ihre Schläge auflösten, steuerten viele Tiere zusätzlich den ohnehin vollen Steeler Schlag an, sagt Monika Hedtkamp. Vor knapp 20 Jahren gründete die Eibergerin den Verein, der nun an seine Grenzen stößt – es fehlten Unterstützung, finanzielle Mittel und ein weiterer Schlag.
Kontakt zum Verein Arbeitsgruppe Stadttauben
Der Verein Arbeitsgruppe Stadttauben Steele finanziert sich u. a. aus Mitgliedsbeiträgen (20 Euro im Jahr). Angewiesen ist er zudem auf Spenden, aber auch ehrenamtliche Helfer, die Unterstützung beim Füttern, Säubern und Reparieren des Schlags anbieten möchten.
Kontakt: 0201- 53 51 08.
Hoch oben auf dem Dach eines Parkhauses in der Steeler City leben bis zu 300 verwilderte Haustauben, die Tag für Tag von den Ehrenamtlichen versorgt werden. Anfangs seien es noch etwa 750 Tiere gewesen, sagt Monika Hedtkamp zu ihrem Erfolg, die Anzahl durch den Eiertausch zu senken. Das alles erfordere jedoch viel Zeit, Geld und Kraft, die die Mitglieder wegen ihres mitunter hohen Alters einfach nicht mehr hätten.
Bis zu 300 Euro kostete der Schlag jede Woche
Blickt sie wiederum auf die Kosten, so käme Woche für Woche ein Betrag von bis zu 300 Euro zusammen, die sie für Futter, Putzmittel und Einstreu benötigten. Der Aufwand für die Pflege habe sich jüngst erheblich gesteigert, da vermehrt kranke Tiere bei ihnen landeten, die versorgt werden müssten. Mitunter verletzten sich die Tauben, weil immer mehr in den ohnehin übervollen Schlag drängten.
„Es werden immer mehr junge Tauben, diese steigenden Zahlen hätten verhindert werden können“, sagt Monika Hedtkamp und fühlt sich mit dem Problem allein gelassen. Ob Züchter nun ihre Schläge auflösten und die Tiere frei ließen, ob nun die Corona-Krise diese Situation verschärfe oder nicht, fest stehe: „Ein zweiter Schlag wäre in Steele dringend nötig, sonst werden es immer mehr Tauben, weil niemand deren Eier austauscht.“ Und nisteten diese weiter unter der Brücke in Steele, komme weiterhin niemand an die Eier.
Ein Vorstoß für weiteren Schlag sei gescheitert
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„Der Vorstoß einer Initiative, die einen weiteren Schlag bauen und betreuen wollte, ist am Standort gescheitert“, bedauert sie. Offenbar sei die Nähe zu Wohnhäusern der Grund gewesen, obwohl ein Grundstück gleich hinter dem Bahndamm ausgeschaut worden sei. Jetzt sei eine Lagerhalle im Gespräch. Schwierig sei die Suche nach dem passenden Ort für solch ein Vorhaben immer, daher hätten sie seinerzeit das Parkhaus-Dach gewählt.
Der Stadtverwaltung seien Pläne einer Steeler Initiative bekannt, einen zweiten Taubenschlage errichten zu wollen, sagt Stadtsprecher Patrick Opierzynski. Auch einen gemeinsamen Austausch über die „Taubensituation“ im Stadtteil habe es immer wieder gegeben und gebe es weiterhin.
Die Mitglieder der bestehenden Arbeitsgruppe setzen vor allem auf Unterstützung und eine rasche Entscheidung der Stadt. In anderen Städten etwa, setzten die Kommunen sogar Arbeitskräfte ein, die helfen würden. Für sie wäre es schon hilfreich, wenn jemand mit anpacke, um die schweren Futtersäcke aufs Parkhaus zu tragen. Unter den 45 Mitgliedern des Vereins seien nicht mehr allzu viele Aktive.
Mann half bis zu seinem Tod mit bei der Versorgung der Tiere
Monika Hedtkamp findet die Kraft weiterhin, die Stufen aufs Dach zu steigen, um dann jedes Mal überwältigt zu werden, wenn die Tiere aus allen Richtungen herbeifliegen („sie kennen mich“). Bis zu seinem Tod wusste sie bei ihren Aktivitäten ihren Mann an ihrer Seite, der selbst noch dann mithalf, als längst seine Federstauballergie ihm ernsthaft zusetzte. Und der Rentnerin liegen die Tiere zu sehr am Herzen, um überhaupt nur einen Gedanken ans Aufhören zu verschwenden.
Die Haustauben könnten als Nachfahren von Felstauben eben nicht in Bäumen brüten. Deshalb klärt sie unermüdlich auf, auch darüber, dass ihre Fütterung auf dem Dach die Population eben nicht steigere, weil die Ei-Attrappen genau das verhinderten, und sie erträgt so manches Leid, wenn sie gequälte oder verletzte Tiere nicht mehr retten kann.
Helfer werden auch für die Renovierung gesucht
Für die anstehende Renovierung aber braucht sie dringend weitere tatkräftige Helfer. Vor allem aber hofft sie darauf, dass die Stadt grünes Licht für den längst überfälligen neuen Schlag geben werde – so schnell wie möglich. „Wenn man die Tauben unten weg haben möchte, dann muss man auch handeln.“