Essen-Kupferdreh. Der noch neue und moderne Busbahnhof in Essen-Kupferdreh ist mit Schmierereien übersät. Das ärgert Anwohner wie Fahrgäste gleichermaßen.
„Sauber macht lustig“, steht auf einem blauen Kunststoffmülleimer am Kupferdreher Busbahnhof. Und schmutzig macht sauer. Das zumindest finden Dirk Kalweit, stellvertretender Vorsitzender der Essener CDU, und Marc Hubbert von der Bürgerschaft Kupferdreh. Sie können nicht nachvollziehen, was Leute dazu bringt, dass sie den erst im Juni 2019 eröffneten Busbahnhof mit Schmierereien übersäen.
Schon vor der Eröffnung musste ein Reinigungsteam in Essen-Kupferdreh anrücken
Hässliche Graffiti an einem von Beton geprägten Ort. Vor wenigen Tagen erst wurden Holzbänke mit Bitumen verdreckt: klebrig schwarze Dachdeckermasse in krummen Linien über die Sitze gegossen. Das neueste Werk unbekannter Zeitgenossen löst Kopfschütteln aus. „Was soll das? Und wer macht so etwas?“, fragen sich Anwohner und Reisende gleichermaßen. Dass der modernste Busbahnhof der Stadt so wenig Akzeptanz erfahre, macht nicht nur Kalweit fassungslos. „Der zentrale Halt- und Umsteigeplatz könnte ein Aushängeschild sein“, sagt der CDU-Mann und verweist auf die Radstation und das Car-Sharing mit den Ladesäulen für E-Bikes. „Eigentlich ein zukunftsweisender Ort.“
Schon vor der offiziellen Eröffnung des Busstopps mit fünf Halteplätzen musste ein Reinigungsteam anrücken. Doch kurz darauf bot sich das gleiche Bild. „Das ist einfach nur frustrierend“, beschreibt Hubbert von der Bürgerschaft Kupferdreh das Gefühl beim Anblick der vielen Schmuddelecken - an, vor und hinter den breiten Bussteigen. Dass die Bundesautobahn quasi über den Köpfen der Fahrgäste verläuft, trägt sicher nicht zur Schönheit des Ortes bei. Aber die Schnellstraße lässt sich nicht weg reden.
Attraktive Pläne liegen derzeit noch in der Schublade
Dabei gibt es seit Jahren durchaus attraktive Pläne, die Fläche zwischen den vielen Betonsäulen farblich in Szene zu setzen. Sie sollen aber erst dann realisiert werden, wenn die derzeitigen Baumaßnahmen zur Renaturierung des Deilbachs abgeschlossen sind. Damit rechnet man nicht vor Ende 2022.
Ein Problem, gegen Vandalismus, Müll und Sprayer anzugehen, rührt aus der schwierigen Besitzlage der Fläche um den Kupferdreher Bahnhof. „Da gibt es viele Zuständigkeiten“, weiß Kalweit. Die Deutsche Bahn, die Ruhrbahn, Straßen.NRW und die Stadt sitzen dort in einem Boot. Um beim Bild zu bleiben: Alle rudern gegen den Strom, an Aufhören ist nicht zu denken. „Kaum ist eine Schmiererei entfernt, wird die nächste angebracht.“
Station soll eigentlich ein Aushängeschild sein
5,8 Millionen Euro haben Stadt Essen und Ruhrbahn in den im Juni 2019 eröffneten Busbahnhof in Kupferdreh investiert, davon zwei Millionen öffentlicher Fördermittel.
Er sollte ein Aushängeschild für die Stadt werden. Die Radstation bietet neben Service und Reparatur Platz für 180 Fahrräder und 16 Ladestationen für Elektroräder.
Aufwand, Umweltbelastung und Kosten der Graffiti-Entfernung sind enorm. Um die aufgesprühte Farbe zu entfernen, werden Chemikalien eingesetzt. Eine Spezialfarbe kann verhindern, dass Graffiti dauerhaft auf Flächen haftet.
Kalweit kommt dabei eine Müllsammlung der Bürgerschaft in den Sinn. „Wir fegten schaufelweise Zigarettenkippen neben den vielen Aschenbechern auf.“ Das habe einige Passanten nicht abgehalten, noch währenddessen das Bonbonpapier oder die frische Kippe gleich wieder auf den Boden zu werfen. Bereits im Herbst 2019 hatte sich im Stadtteil eine Aktionsgemeinschaft gegen Vandalismus gegründet.
Man trifft sich regelmäßig und spricht nicht nur über mögliche Maßnahmen für mehr Sauberkeit im Stadtteil, sondern zeigt auch praktischen Einsatz. „Wir würden gern mehr machen“, fügt Hubbert hinzu. Jürgen Gentzmer, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerschaft, unterstreicht den guten Willen des Vereins. „Wir wünschen uns zunächst, dass alle Betonsäulen und beschmierten Flächen einmal professionell gereinigt werden.“ Die Aktionsgemeinschaft wolle auf jeden Fall helfen, für die Sauberkeit zu sorgen und zu erhalten.“ Aber auch das Wir-Gefühl im Quartier will die Bürgerschaft mit Aktionen stärken und die Jugend im Treffpunkt „Plan Ku“ an der Benderstraße fürs Reinigen begeistern.
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Als ein Thema für sich betrachten die Akteure die Grünflächen am Bahnhof. Die Bepflanzung mit Bäumen und niedrigen Büschen und Gräsern sei nicht ideal. Kalweit: „Das hat die Trockenheit gezeigt.“ In Richtung Poststraße haben ein paar Bäume den Wassermangel nicht überlebt.
Politiker äußerten Sorge: Bahnhof könnte sich zum Angstraum entwickeln
Ende 2022, wenn der Deilbach wieder offen hinter dem Bahnhof plätschert, soll endlich alles schön werden. Mit grüner Farbe und Blättermotiven versehen, will man die breiten Brückenfüße in ein optisches Highlight verwandeln, kunstvoll mit Licht in Szene gesetzt.
Dass die weite Fläche unter der A44 eine Art „Angstraum“ werden könnte, hatten Ortspolitiker früh erkannt. Der öden Atmosphäre entgegenzuwirken, war am Anfang aller Planungen ein schnell erklärtes Ziel. 2012 ersetzte die Deutsche Bahn die alte, ebenerdige Strecke mit dem beschrankten Übergang durch den neuen S-Bahnhof 2012 auf Betonstelzen. Die Gleise verlaufen seither eine Etage höher – parallel zur Bundesautobahn.
Nächster Vandalismus-Fall: S-Bahnhof Holthausen
Der unwirtliche Ort unter der aufgeständerten Autobahn ist nachts beleuchtet, um freundlicher zu wirken. „Viele Bürger fühlen sich hier spät abends aber trotzdem nicht wohl“, weiß Kalweit, der auf eine Lösung hofft. In der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung soll das Thema Vandalismus wieder auf den Tisch. Die findet im November statt. Auch über leidige Zerstörungen am S-Bahnhof Holthausen will man wieder sprechen.