Essen-Kupferdreh. . Um Gewässerentwicklung und Renaturierung ging es bei einer Exkursion von Kupferdreh nach Nierenhof. Beteiligt sind Essen, Hattingen und Velbert.
Wer am Deilbach entlang spaziert oder radelt, erfreut sich an Geschichte, Grün und Gleisen mit historischem Wert. Erst vor wenigen Monaten hat die Fertigstellung der Deilbachbrücke für den Lückenschluss von der Route des Dreistädte-Ecks von Essen, Hattingen und Velbert-Langenberg gesorgt. Jetzt stand eine ökologisch-kulturhistorische Exkursion an.
Besucher erkundeten an der Station des Umweltbusses der Kreisgruppe vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Lebewesen des Gewässerbodens, während Andreas Bolle (BUND) über historische Aspekte sprach und Carmen Sauerwein (Technische Betriebe Velbert) den Teilnehmern erste Pläne zur geplanten Gewässerentwicklung am Deilbach vorstellte. Bei der Gelegenheit feierte die jüngst gegründete Wasser-AG des BUND ihre öffentliche Premiere.
Eine Menge kulturhistorischer Relikte
Start der Exkursion war an der Ziegelei Voßnacken. „Wir haben hier eine sehr bemerkenswerte Kulturlandschaft“, sagt Andreas Bolle, „und finden eine Menge an kulturhistorischen Relikten“. Er erinnert an die Kaiser-Wilhelm-Bahn, die als eine der ersten Eisenbahnen Deutschlands fuhr, die Ziegeleien, den Eisenhammer, den Kupferhammer. „Es findet sich die gesamte Historie der Energiegewinnung.“ Beispielsweise werden noch heute im alten Steinkohlekraftwerk die Kraftwerksschüler ausgebildet, in einer der alten Ziegeleien befinden sich heute die Betonwerke Kupferdreh.
Einst zeichnete der Deilbach die Grenze zwischen Hattingen und Langenberg. Bolle zeigt auf einen Hügel mit dünn gewachsenen Bäumen am Rande der alten Kläranlage Velbert: „Was wie Natur aussieht, ist ein Wald, der auf einer Deponie gewachsen ist, das sah vor 200 Jahren alles ganz anders aus.“
Behördengespräche stehen im November an
Zurück zur Natur, das ist auch der Plan der Technischen Betriebe. Allerdings nicht ganz so, wie es einst war. „Wir haben das seltene Glück, dass die gesamten Flächen für die Umsetzung im öffentlichen Eigentum sind“, sagt Andreas Bolle und strebt so an, dass „wir von den Plänen bis 2020 zumindest erkennbar etwas erreichen und dafür nicht 35 Jahre brauchen“. Damit spielt er auf den Lückenschluss der Rad- und Gehwegverbindung im Deilbachtal an. Bis dieser erfolgte vergingen fast 40 Jahre.
Nun stehen Behördengespräche im November an. Beteiligt sind am aktuellen Projekt die Städte Hattingen, Velbert und Essen. Den ersten Entwurf präsentiert Carmen Sauerwein: „Der Deilbach soll wieder einen ähnlichen Verlauf wie ursprünglich erhalten.“ Die Grenze der Städte wie einst werde er allerdings nicht mehr bilden, da diese nun zum Teil direkt an den Bahnschienen verlaufen würde. „Dazu sollen auf bisherigen Wiesen Flächen für einen Auwald entstehen, sowie ein einsehbarer als auch ein nicht zugänglicher Auetümpel.“
Wichtig bei dem ganzen Projekt ist Andreas Bolle vor allem die Natur. „Da entwickelt sich eine eigene Dynamik. Was genau da passieren wird, können wir selbst nicht sagen.“ Und das müsse nicht immer nur schön sein. „Da wird es auch mal Totholz im Fluss geben, wir möchten die Veränderung der Natur öffentlich präsentieren.“ Das sei laut Experten „nicht nur ökologisch gut, sondern dient auch der Umweltbildung“.