Essen. Künstler öffnen ihre Ateliers unter Corona-Auflagen. Das Repertoire ist vielfältig. Gelegenheit zum Besuch besteht noch heute Nachmittag.
Zum 22. Mal öffnen Künstlerinnen und Künstler in Essen ihre Ateliers, Werkstätten und Wohnräume für Besucher – an diesem Wochenende im Süden der Stadt, am kommenden (26./27. September) im Norden. Die Corona-Pandemie geht naturgemäß auch an der Traditionsveranstaltung „Kunstspur“ nicht spurlos vorüber.
Ohne Hygienekonzept mit Ein- und Ausgangspfeilen, ohne Mund-Nasen-Bedeckung und die bei anderen Veranstaltungen schon bekannten Kontaktlisten wäre sie gar nicht erst durchführbar. Die Künstler haben sich darauf eingestellt. Wer die Möglichkeit hat, zeigt diesmal draußen im Garten oder auf dem Hof seine Arbeiten. Doch der Besuch ist – zumindest am Samstag – teilweise eher verhalten.
Künstler freuen sich über Gespräche mit Besuchern
„Es ist ruhiger, das muss man sagen. Aber ich habe das angesichts der Situation auch schon erwartet“, sagt Stefan Imhof, der im Werdener Tor 2 an der Ruhrtalstraße sein kleines Atelier betreibt. Acrylarbeiten, zum Teil mit maritimen Motiven, zum Teil abstrakt, stellt er aus. Das vierte Jahr ist er dabei bei der Kunstaktion, freut sich über Gespräche, erzählt gern, was ihn künstlerisch umtreibt. Auch Simone Götz schätzt die Gespräche, die diesmal auf Abstand in ihrer „Werkstatt Kreativ“ im Tor 2 stattfinden. „Es ist schon schwieriger, aber wir lassen uns nicht entmutigen“, sagt die Künstlerin, die u.a. als Kreativtherapeutin an der Uniklinik Essen arbeit. Im Atelier zeigt sie expressive Acrylarbeiten unter dem Motto „Wesensart“.
Im Tor 3 freut sich Anne van Linn über Besuch. „Ich bin das erste Mal bei der Kunstspur dabei“, berichtet sie. Erst im Februar hatte sie das Atelier in einem Hinterhaus an der Ruhrtalstraße 33a bezogen. „Dann kam Corona. Jetzt bin ich froh, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, etwas zu von unseren Werken zu zeigen.“ In ihren Bildern beschäftigt sie sich mit Oberflächenstrukturen, zum Beispiel von Fassaden und Böden.
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Einige Künstler zeigen ihre Arbeiten lieber draußen
Naturimpressionen in Öl und Acryl sowie Collagen mit verschiedenen Materialien zeigt Elisabeth Hoffmann im Tor 1. Ein paar interessante Gespräche mit den Besuchern habe sie geführt. Einige von ihnen hatten bereits ihre Vitrinenausstellung im Werdener Rathaus besucht, wo sie unter dem Titel „Summerfeeling“ einige Arbeiten vorstellt. „Aber es ist halt längst nicht so viel los wie sonst“, konstatiert sie.
Etliche hätten spontan beschlossen, doch nicht ihre Ateliers zu öffnen, bestätigt Künstlerkollegin Eva-Maria Hagemann, die ihre mit Kasein-Farben hergestellten Bilder in der nachmittäglichen Sonne ausgebreitet hat. „Das ist schade, aber angesichts der Tatsache, dass hier einige Räume doch sehr eng sind, verständlich.“
Abwesenheit der Kunst wird zum Container-Konzept
Die Abwesenheit von Kunst in Corona-Zeiten – Connie Blüm verdeutlicht dies anhand ihres Objektes. Ein mit goldener Farbe angestrichener Container an der Meisenburgstraße in Kettwig, in dem ihre Arbeiten hängen, wird selbst zur Skulptur. „Gold ist keine Farbe.
Es steht für das Nomadentum vieler Künstler. Das Innere ist (momentan) unsichtbar“, sagt die Künstlerin, die für das Projekt ein Stipendium des Landes NRW bekommen hat. Außer ihrer Signatur auf dem Container ist auch von ihr selbst nichts zu sehen an diesem Kunstspur-Wochenende.
Aus Haushaltsgeräten entstehen skurrile Objekte
Dagegen ist Friedhelm Neubauer froh, dass er im Ladenlokal an der Heckstraße 27 in Werden den Besuchern persönlich seine Arbeiten nahebringen kann. Aus alten Haushaltsgeräten oder Computermonitoren entstehen skurrile Objekte. Auch filigraner Schmuck ist dabei. Fotoarbeiten, die das Detail in den Fokus rücken, sind seine Spezialität. Vieles verfremdet er am Computer.
Wie man das macht, möchte er anderen gern in einem Photoshop-Kurs zeigen. Der soll in diesem Ladenlokal stattfinden, wenn das DRK dort sein Zentrum 60+ für den Stadtbezirk 9 eingerichtet hat. „Die Pläne lagen wegen Corona länger auf Eis, aber jetzt soll es bald mit dem Umbau losgehen“, weiß Neubauer.
Musik umrahmt den Rundgang durch eine Keramikwerkstatt
Derweil ist ein Stückchen weiter die Heckstraße hinunter Musik zu hören. Im Hof der Werkstatt für Kamine und Architekturkeramik spielt die Band Blue Autumn. Das scheint genau das Richtige zu sein, um den Kunstspur-Tag ausklingen zu lassen. In der Werkstatt bietet ein Rundgang einen Querschnitt durch die Kunstszene – von Acrylmalerei über Fotocollagen bis zu Installationen aus Ton und Holz reicht das Repertoire. Im Wintergarten sind Radierungen und Aquarelle zu sehen; der Erlös geht an die Hilfsorganisation „Cap Anamur“.
Am Sonntag, 20. September, geht die „Kunstspur“ im Essener Süden weiter: Von 15 bis 19 Uhr sind Ateliers und Galerien geöffnet – in Bredeney, Kettwig, Werden, Rüttenscheid, Bergerhausen, Holsterhausen, Margarethenhöhe, Rellinghausen, Stadtwald und Heisingen sowie Kupferdreh.
Am 26./27. September haben Kunstinteressierte die Gelegenheit, Werkstätten und Ateliers in den nördlichen Stadtteilen zu besuchen, ebenfalls von 15 bis 19 Uhr. Weitere Informationen zu Künstlern, Adressen und Verkehrsverbindungen gibt es im Flyer, der an allen öffentlichen Stellen ausliegt und unter www.kunstspur.essen.de im Internet heruntergeladen werden kann.
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