. Das Westfälische Landestheater geht mit einer Adaption des TV-Erfolgs „Der Tatortreiniger“ auf Tournee.

Die Hiobsbotschaft kam im vergangenen Dezember: „Der Tatortreiniger“ wird eingestellt, schon kurz vor Weihnachten flackerte die letzte Folge der TV-Serie mit Bjarne Mädel über den Bildschirm. Eine Hiobsbotschaft nur für die Fans natürlich, doch davon hat die rare Serienperle aus deutscher Produktion reichlich. Knapp eine Million Zuschauer schalteten in der Spitze ein, sogar in den USA läuft „Der Tatortreiniger“ im Fernsehen – als „Crime Scene Cleaner“ mit Untertiteln.

An mangelndem Erfolg lag’s also nicht. Vielmehr wollten Regisseur Arne Feldhusen und Autorin Ingrid Lausund, die unter dem Pseudonym Mizzi Meyer die Drehbücher schrieb, aufhören, wenn’s am schönsten ist. Doch nun gibt’s gute Nachrichten für die Fans in der Region, denn jene Drehbücher – genau genommen drei davon – hat das Westfälische Landestheater (WLT) für die Bühne adaptiert. Das passt – schließlich sind die Geschichten um Heiko „Schotty“ Schotte, der sauber macht, was beim gewaltsamen Ableben zurückbleibt, schon auf dem Bildschirm stets Kammerspiele mit skurrilem Humor.

Sparsam möblierte Bühne

Der Tatortreiniger - die Termine

9./10.2. Castrop-Rauxel (Studio), 13.2. Recklinghausen (Ruhrfestspielhaus),
14.2. Lüdenscheid (Kulturhaus),
25.2. Dorsten (Realschule),
26.2. Lünen (H.-Hilpert-Theater), 15.3. Marl (Theater), 16.3. ­Siegen (Apollo), 17.3. Hamm (Kurhaus), 18.3. Kleve (Stadthalle), 23.3. Castrop-Rauxel (Stadthalle), 7.4. Brilon (Kolpinghaus), 30.4. Wesel (Städt. Bühnenhaus), 17.5. Bad Berleburg (Johannes-Althusius-Gymnasium), 23.5. Bottrop (J.-Albers-Gymn.), 28.5. Gladbeck (Stadthalle). 13.3. Kamen (Konzertaula), 13.6. Monheim am Rhein (Aula am Berliner Ring).

Natürlich steht beim WLT-Ensemble, das nach dem Premierenwochenende (9./10.2.) mit dem neuen Stück durch die Region tourt, nicht Bjarne Mädel auf der Bühne. Den „Schotty“ gibt hier Guido Thurk, der für das Landestheater u.a. schon in „Er ist wieder da“ und „Ich bin dann mal weg“ mitwirkte.

„Die Serie soll von den Besuchern wiedererkannt werden, ohne dass man eine Kopie liefert“, erklärt Sabine Dubray vom WLT. „Es wird auch eine Titelmelodie geben, die an das Original erinnert, aber nicht die offizielle ist.“ Die Bühne für die Darsteller ist sparsam möbliert, mit einer Couch, einem Tisch und einer portablen Treppe. Die Rückwand dient als Projektionsfläche, um die unterschiedlichen Locations der adaptierten Episoden ins Bild zu setzen.

Drei Folgen sind es, die in der WLT-Produktion an einem Abend auf die Bühne kommen. In „Nicht über mein Sofa“ aus der ersten Staffel geht es in der Praxis eines ermordeten Psychologen um die Themen Besitz und Bestechung. Die weiteren Episoden stammen aus der Staffel sechs von 2016: In „Özgür“ trifft Schotty auf die hochschwangere Silke, die ihren Sohn Özgür nennen will – was den Spezialisten für Blutflecken und Hirnmasse ebenso in Panik versetzt wie der einsetzende Blasensprung der werdenden Mutter. In „Sind Sie sicher?“ wartet am Tatort schließlich der Geschäftsführer einer Consultingfirma, der seine Mitarbeiter stets bis an die Belastungsgrenze treibt. Für Schotty die Vorlage, sich so seine ganz eigenen Gedanken über die Arbeitswelt und den Kapitalismus zu machen.

Wenn der Alltagsphilosoph mit den Gummihandschuhen erstmal ins Parlieren kommt, dann wird’s lustig – aber nicht nur das, denn die Dialoge von Ingrid Lausund, die der Autorin zwei Grimme-Preise einbrachten, sind gleichermaßen witzig wie auch eine gelungene Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen. Kein Wunder, denn im „Hauptberuf“ ist Ingrid Lausund – dann ohne TV-Pseudonym Mizzi Meyer – eine renommierte deutsche Theaterautorin.