Essener Süden. .

Irmgard Krusenbaum ist Ortspolitikerin und Kinderbeauftragte der Bezirksvertretung II. Sie ist eine Vorzeige-Grüne, vielleicht auch einfach eine Vorzeige-Bürgerin. Selbst bei strömendem Regen kommt sie mit dem Fahrrad zur Sitzung, im eigenen Garten baut sie Gemüse an.

„Ja, ich bin bibliophil“, gibt Irmgard Krusenbaum zu. Es wäre wohl auch schwierig gewesen, das zu verbergen - schließlich hat sie sich als Ort für das Gespräch die französische Bibliothek in Rüttenscheid ausgesucht. „Vielen ist gar nicht bekannt, dass es hier ein so vielfältiges Angebot gibt“, erklärt Krusenbaum zu Beginn. „Es gibt nicht nur Bücher, sondern auch Hörspiele, Lernprogramme und DVDs.”

Sie selbst nutzt Bibliotheken schon seit ihrer Kindheit. „Das, was ich alles lese, könnte ich gar nicht selbst bezahlen“, lacht sie. Die Liebe zu Bibliotheken führte sie nicht nur in die Welt der Literatur, sondern schließlich auch in die Welt der Politik. Die vor einigen Jahren drohende Schließung der Stadtteilbibliothek in Stadtwald ließ Krusenbaum, die zuvor jahrelang passives Mitglied ihrer Partei war, aktiv werden. Sie kämpfte zusammen mit anderen Bürgern, sammelte Unterschriften und nahm schließlich auch an der Sitzung der Bezirksvertretung II teil - damals noch vom Zuschauerraum aus.

„Früher an der Uni war ich in der Fachschaft aktiv, später dann vor allem in der Fahrradinitiative“, erinnert sich Irmgard Krusenbaum. Nach dem Kampf um die Bibliothek kam die Kommunalpolitik dazu. Vor etwa fünf Jahren wurde Krusenbaum zum ersten Mal in die BV II gewählt, bei der letzten Wahl trat sie dann als Spitzenkandidatin für die Grünen an. Seit November ist sie die zweite stellvertretende Bezirksbürgermeisterin. Für das Amt der Bezirkskinderbeauftragten sprachen ihr ihre Kollegen schon zum zweiten Mal das Vertrauen aus.

Umweltschutz und Nachwuchs im Mittelpunkt

Die Interessen von Kindern und Jugendlichen standen für Krusenbaum von Anfang an im Mittelpunkt, genauso der Umweltschutz. Die Diskussion „Bäume gegen Parkplätze“ - ein typisches Streitthema in der BV II - führt sie nach wie vor engagiert und emotional.

Irmgard Krusenbaum ist eine Vorzeige-Grüne, vielleicht auch einfach eine Vorzeige-Bürgerin. Selbst bei strömendem Regen kommt sie mit dem Fahrrad zur Sitzung, im eigenen Garten baut sie Gemüse an. Ansonsten gibt es zu Hause hauptsächlich „Bio“ auf den Tisch. Aus ökologischen Gründen ist Krusenbaum Vegetarierin. „Und ja - wir waren die ersten in unserer Straße, die eine Solaranlage auf dem Dach installiert haben“, schmunzelt die zierliche Frau, der das Klischee fast etwas peinlich zu sein scheint. In der Freizeit, die neben Familie und Politik noch bleibt, engagiert sie sich im Dritte-Welt-Laden. „Es geht einfach darum, sich bewusst zu machen, was man tun und was man unterlassen kann und wie man diese Welt hinterlassen will“, erklärt die zweifache Mutter.

„Da muss man dann auch mal selbst handeln und nicht erst auf den Gesetzgeber warten“, findet sie. Es sei auch möglich, sich zu vergnügen, ohne Rohstoffe zu verbrauchen. So geht Irmgard Krusenbaum viel joggen und ist außerdem dem Hochschulsport treu geblieben. „Es ist schon ein tolles Gefühl, mit den 20-Jährigen mithalten zu können“, meint die Politikerin. Sie selbst studierte in Bochum Geschichte und Religion, leistete ihr Referendariat später in Duisburg ab. Lehrerin wurde sie trotzdem nicht. Stattdessen arbeitete sie als Lektorin und Gästeführerin, schrieb sogar einen regionalen Reiseführer für Radfahrer. Dem Ruhrgebiet ist sie immer treu geblieben. „Ich bin eine Lokalpatriotin“, erklärt die gebürtige Essenerin.

Ideenwettbewerb angedacht

Für ihren Bezirk hat sich Krusenbaum viel vorgenommen. Es liegt ihr vor allem am Herzen, Kinder und Jugendliche verstärkt in den politischen Prozess einzubinden. „Ich bin eine Befürworterin des Jugendparlamentes“, bekräftigt die Bezirksvertreterin. „Erwachsene können sich oft gar nicht vorstellen, welche Bedürfnisse die Jüngeren haben“, weiß sie aus Erfahrung. Tolle Projekte müssten nicht einmal teuer sein: „Oft reicht schon eine leere Wand, an der sich die Jugendlichen kreativ ausleben können.”

Für die nahe Zukunft plant sie verschiedene Projekte, auch ein Ideenwettbewerb ist angedacht. Weiterhin hofft sie auf eine Bündelung der Kräfte in den Bezirken, etwa durch die Stadtteilkonferenz, sowie auf ein sinnvolles Aufforstungsprogramm. Auch die Bibliotheken sind nach wie vor ein wichtiges Thema - politisch und persönlich.

Nach dem Gespräch in der französischen Bibliothek bleibt Krusenbaum gleich da: „Wenn ich schon mal hier bin, muss ich auch etwas ausleihen.”