Essen-Rüttenscheid. Essen will die Rüttenscheider Straße in eine Fahrradstraße umwandeln. Das Projekt wird deutlich teurer. Ein Aspekt wurde bislang nicht bedacht.
Die Pläne zum Umbau der Rüttenscheider Straße sind in den vergangenen Monaten mehrfach verändert worden. Nun stellt sich heraus, dass es auch bei den anfangs kalkulierten Kosten nicht bleiben wird. Das Projekt verteuert sich um mehr als das Doppelte.
Neues Pflaster an Einmündungsbereichen auf der Rüttenscheider Straße in Essen
Ursprünglich war die Stadt von 324.000 Euro ausgegangen, doch nun rechnet sie mit 777.000 Euro. Die Steigerung hat, wie zu erfahren war, im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen handelte es sich bei der anfänglichen Summe um einen Betrag, bei dem die einzelnen Arbeiten noch nicht im Detail erfasst waren. Zum anderen war der Rückbau des vorhandenen Radweges nicht berücksichtigt. Er erstreckt sich rund 2,3 Kilometer auf beiden Seiten der Rü zwischen Martinstraße und Bredeney.
Stadt plant den Bau von drei Radtrassen
Der Umbau der Rüttenscheider Straße soll von Juli bis Oktober dauern. In der Zeit will die Stadt auch die eine weitere Radtrasse fertigstellen, die vom Südviertel durch Holsterhausen (u.a. Gemarkenstraße) bis nach Frohnhausen führt.
Wenn diese beiden Projekte abgeschlossen sind, folgt noch die dritte Trasse, die von Steele zur Zeche Zollverein führt.
Die Planungen von Abbiegeverboten auf der Rü hatten zu heftiger Kritik von Händler und Gastronomen geführt. Sie befürchteten enorme Umsatzverluste.
Damit künftig die Radfahrer nicht doch auf die bisherigen Wege ausweichen, sollen sowohl die Piktogramme verschwinden als auch in den Einmündungsbereichen zu abzweigenden Straßen die roten Pflaster zu Gunsten von grauen ausgetauscht werden, erläutert Rainer Wienke, Amtsleiter Straßen und Verkehr. „Für die Radfahrer soll ganz klar ersichtlich sein, dass die jetzige Strecke dann der Vergangenheit angehört“. Da es sich um ca. 30 Stellen handele, an denen die Bordsteine ausgewechselt werden, habe man es mit einem umfangreichen Projekt zu tun, so Wienke.
Stadt erhält zusätzliches Geld aus dem Programm „Lead-City“
Zum Glück werde aber der Mehraufwand den städtischen Haushalt nicht belastet. Aus dem Programm „Lead-City“ werde noch einmal zusätzliches Geld nach Essen fließen. 500.000 Euro waren ohnehin schon zugesichert, die die Stadt auf die Umwandlung aller drei Trassen verteilen will. Jetzt kommen, so Wienke, noch einmal 700.000 Euro obendrauf. Damit könne man den finanziellen Bedarf abdecken.
Mit dem Umbau der Rüttenscheider Straße wolle die Stadt im Juli beginnen. Die Zeit dränge, denn bis Jahresende „müssen wir mit allen Vorhaben fertig sein“. Das sehe nun mal der Vergleich vor, den die Stadt mit der Deutschen Umwelthilfe geschlossen habe.
Über den Austausch der Pflaster hinaus wird die Stadt an den drei Ampelkreuzungen auf der Rü (Kahr-, Martin- und Wittekindstraße) so genannte Aufstellflächen für Radfahrer schaffen. Dadurch werden nicht mehr die Autofahrer an erster Stelle vor einer Ampel stehen, sondern die Radler. Damit sie aber überhaupt die vorgesehenen rot markierten Felder erreichen, müssen sie an wartenden Fahrzeugen vorbeifahren können. Um wiederum diese Fahrstreifen zu schaffen, werden 13 der 377 Parkplätze entlang der Rü verschwinden. Zudem sollen drei Bäume gefällt werden. Alle anderen Bäume an der Straße bleiben erhalten.
Vorerst Verzicht auf Fahrradbügel und Ladezonen
https://www.waz.de/staedte/essen/essen-rue-umbau-zur-fahrradstrasse-kostet-viele-parkplaetze-id228336503.htmlAbstand genommen haben Politik und Stadt von den Plänen, an verschiedenen Kreuzungen Fahrradbügel aufzustellen und Ladezonen festzulegen. Dadurch hätte man auf weitere Parkplätze verzichten müssen.
Die Pläne für die modalen Filter, die Abbiegeverbote auf die Rü an der Martinstraße und am Rüttenscheider Stern vorsahen, liegen zunächst einmal auf Eis. Stattdessen soll ein Jahr lang getestet werden, wie sich der Autoverkehr im Zentrum der Einkaufsmeile entwickelt. Vorfahrt auf der gesamten Rü haben künftig die Radfahrer, die auch nebeneinander strampeln dürfen. Autofahrer müssen hinter ihnen bleiben. Zudem werden große Radweg-Piktogramme auf der Fahrbahn keinen Zweifel lassen, um welche Art von Straße es sich handelt.